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Barrierefreiheit beginnt im Kopf!

Wissen Sie, wie es ist im Rollstuhl zu sitzen und schon an einer kleinen Türschwelle zu scheitern? Wahrscheinlich nicht. Wenn man gesund ist, macht man sich darüber kaum Gedanken. Meinem Mann und mir ging es ähnlich, bis unsere Tochter geboren wurde. Sie ist heute fast fünf Jahre alt und aufgrund einer Muskelschwäche auf einen Rollstuhl angewiesen. Das hat uns gezwungen, uns intensiv mit barrierefreiem Wohnen auseinanderzusetzen – und auch mit Handwerkern und Planern.

Wenn ich dann Aussagen höre, wie „eine 2-cm-Schwelle ist doch nicht so schlimm“, kommt mir das Grausen. Was denken sich solche Menschen? Die haben keine Ahnung, was es für einen behinderten oder älteren Menschen für einen Kraftaufwand bedeuten kann, selbst kleinste Hindernisse zu überwinden. Für manche reicht nicht einmal die Kraft aus, eine normale Türklinke zu drücken. Und dann sitzt der Betroffene buchstäblich vor verschlossener Tür.

Haben Sie als Handwerker Erfahrung mit behindertengerechtem Bauen oder setzen Sie sich damit auseinander? Wenn nicht, geht es Ihnen wohl wie den meisten Ihrer Kollegen. Schade eigentlich, denn barrierefreies Bauen ist ein Zukunftsmarkt. Nicht nur für akut betroffene Familien wie uns, sondern für alle die zukunftssicher Bauen oder Modernisieren möchten. Nicht nur für Privathaushalte, auch für Hotels, Restaurants, Geschäfte und öffentliche Gebäude.

Da die uns vorgeschlagenen Lösungen häufig nicht passend waren, mussten wir uns im Vorfeld unseres Hausbaus viel mit behindertengerechtem Bauen auseinandersetzen und haben gerade auf Messen reichlich Input von Herstellern von Beschlägen und Bauelementen erhalten. Wir wollten schließlich ein Haus für die ganze Familie und kein Krankenhaus für unsere Tochter. Deshalb haben wir uns viele Gedanken gemacht, wie wir das Haus auch in zwanzig Jahren gemeinsam nutzen können. Letztendlich sind unsere Wünsche gar nicht so ausgefallen. Wir brauchen breitere, leicht öffenbare Türen ohne Schwellen (auch für die Dusche), genügend Platz zum Rangieren, Zugänge ohne Treppen sowie Fenster und Sonnenschutzprodukte, die sich unkompliziert und ohne Kraftaufwand bedienen lassen. Das alles ist mit Produkten, die es am Markt bereits gibt, umsetzbar. Was uns stutzig gemacht hat: Solche Produkte wurden uns von den Handwerksfirmen kaum aktiv anboten und wir wurden auch nicht entsprechend beraten.

Aber ich will nicht klagen, letztendlich hatten wir Glück, eine gute Architektin (selbst im Rollstuhl) zu finden sowie einen Bauleiter, der die barrierefreie Umsetzung aus einer Hand anbietet bzw. koordiniert. Was beide auszeichnet: Sie konnten sich in unsere Lage versetzen und haben so verstanden, was wir brauchen. Versuchen Sie es doch mal selbst: Setzen Sie sich in den Rollstuhl und erfahren Sie die Welt aus dieser Perspektive!

Brigitta Benicke

und Ihr Mann haben ein Tochter, die aufgrund einer Muskelschwäche auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Die Familie baut aktuell gerade ein Einfamilienhaus und setzt sich gezwungenermaßen sehr intensiv mit barrierefreiem Wohnen auseinander.

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