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GLASWELT Gespräch

Die Durchschnittspreise liegen in Süddeutschland höher als im Norden

GLASWELT _ Sehr geehrter Herr Kreutzer, Sie haben aktuell ihre Analyse und Prognose für den Schweizer Fenstermarkt veröffentlicht. Darin erläutern Sie, dass der Fensterpreis um 2,7 % auf 309 Euro/Flügel gestiegen ist. Sind ähnliche Tendenzen auch in Österreich und Deutschland bemerkbar? Können Sie Vergleichspreise für diese Länder benennen?

Andreas Kreutzer – Ja, auch in Deutschland und Österreich steigt der Durchschnittspreis: Für den bundesdeutschen Durchschnitt haben wir 2010 einen Betrag von 286 Euro/Flügel ermittelt. Das waren immerhin 2 Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr. In Österreich beträgt der Durchschnittspreis 315 Euro/Flügel mit einer Steigerungsrate von 3,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Preise benennen Herstellerabgabepreise – also je nach Vertriebsweg ex factory bzw. Endkundenpreise immer exklusive Umsatzsteuer und exkl. Montage.

GLASWELT _ Warum verstehen es die Alpenrepubliken besser, den Mehrwert für das Fensterprodukt zu verkaufen? Haben die verschiedenen Preisniveaus in den Ländern auch etwas mit den unterschiedlichen Vorlieben bei den Rahmenmaterialien zu tun?

Kreutzer – Der höhere Durchschnittspreis in den Alpenländern ist zum einen auf einen höheren Anteil von Holz/Alu-Fenstern zurückzuführen, zum anderen auf die deutlich höhere Quote von 3-fach-Isolierglas. Im übrigen sind die Durchschnittspreise in Süddeutschland deutlich höher als im Norden, weil in Bayern und Baden-Württemberg mehr Holz/Alu und mehr 3-fach-Isolierglas verkauft wird.

GLASWELT _ Wird sich auch in Deutschland diese Tendenz – stagnierende Verkaufszahlen, steigende Umsätze – manifestieren?

Kreutzer – Infolge der wieder steigenden Neubaubewilligungen ist die Absatzentwicklung in Deutschland etwas positiver als in Österreich und der Schweiz. Den Trend zu Mehrwert in Fenstern (höherwertige Rahmen, 3-fach-Isolierglas, Warme Kante, integrierte Beschattung usw.) identifizieren wir aber auch in Deutschland, wenngleich mit dem traditionellen Süd-Nord-Gefälle.

GLASWELT _ In den Alpenrepubliken leistet sich jeder Einwohner 0,3 gekaufte Fensterflügel/Jahr. Deutsche sind da weniger kauffreudig: Nur 0,12 Fensterflügel werden hier pro Jahr und Einwohner gekauft. Woher kommt Ihrer Meinung nach dieser Unterschied?

Kreutzer – Das hat verschiedene Ursachen. Zum einen war der deutsche Wohnbaumarkt in den letzten Jahren durch einen extrem schwachen Neubau und eine vergleichsweise weniger dynamische Renovierung gekennzeichnet. Zum anderen werden Fenster in Deutschland großgliedriger und öfter als in den Alpenländern als Vorhangfassade denn als Fenster ausgeführt. Nicht zuletzt führe ich die Differenz aber auch auf Unschärfen in der Umrechnung von den in Deutschland üblichen Fenstereinheiten auf Flügel zurück.

GLASWELT _ Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte der stellv. Chefredakteur der GLASWELT, Daniel Mund (mund@glaswelt.de)

 

Andreas Kreutzer ist geschäfts­führender Gesellschafter des Beratungsunternehmens Kreutzer Fischer & Partner. Dazu ist er Autor von Wirtschaftsartikeln in nationalen und internationalen Medien. Sein Credo lautet: „Nur Zahlen zu erheben ist uns zu wenig wir wollen Märkte verstehen, erkennen was Märkte prägt und treibt.“