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Andere Wege gehen

Rehberger: Wenn es warm wird, färbt sich die Fassade in ein dunkles Rot und die lästigen Sonnenstrahlen bleiben draußen – solche Ideen mit Funktionsbeschreibung entstehen an der TU Delft. Dort können die Studenten im Masterstudiengang Fassade ihren Gedanken freien Lauf lassen. Die Konzepte müssen aber Hand und Fuß haben und als Prototypen gebaut werden. Das genannte Beispiel ist ein adaptiver, selbstregulierender Sonnenschutz. Bei Erwärmung heizt sich ein im Fassadenelement integrierter Foliensack auf, der mit einer farbigen Flüssigkeit gefüllt ist. Diese steigt dann im SZR der Verglasung nach oben und verschattet so den Raum (mehr dazu ab Seite 37). Spannende Ansätze, oder?

Mund: Klingt so spannend, dass ich die Prototypen gerne mal live und in Aktion sehen würde. Haben denn Firmen auch die Möglichkeit diese Ideen aufzugreifen? Besteht der Kontakt zwischen den Studierenden und der Industrie?

Rehberger: Ein Prototyp des eingangs erwähnten Fassadenkonzepts wurde vor Kurzem auf der Fassadenmesse in Rotterdam vorgestellt und belegte den ersten Platz bei einem Wettbewerb der Messemacher (auch Platz 2 und 3 gingen nach Delft). Die Resonanz war groß und eine ganze Reihe von Firmen haben sich mit dem Lehrstuhl in Verbindung gesetzt, um eine Zusammenarbeit auszuloten. Gemeinsame Projekt­arbeiten zwischen Uni und Industrie wurden bereits früher umgesetzt und sollen weiter forciert werden. Kennst Du ähnliche Know-how-Transfers?

Mund: Dass Unternehmen ihre F&E-Abteilung projektweise in die Universitäten und Fachschulen ausgelagert haben, wird es sicherlich häufiger geben. Spannend und erkenntnisreich kann es auch sein, sich mit Instituten und anderen Firmen gemeinsam auf die Suche nach neuen Konzepten, beispielsweise dem Fenster der Zukunft zu machen – wenn der Mut und die Bereitschaft vorhanden sind, den Wettbewerbsgedanken hintenan zu stellen.

Rehberger: Was meinst Du damit?

Mund: Die Firmen Huber & Sohn, Menck, rekord, Schillinger, Kneer und Stöckel haben sich mit bundesbehördlicher finanzieller Förderung und gemeinsam mit dem ift auf die Suche nach energetisch verbesserten Holzfensterkonstruktionen gemacht. Da das Entwicklungsziel die Erforschung von grundlegenden Konstruktionsprinzipien gewesen war, konnten die Firmen auch offen untereinander kommunizieren. Was die Firma Stöckel daraus gemacht hat, verrät im Juli der Projektmitwirkende Jörg Johannsmeyer in der GLASWELT. Bezeichnend fand ich auf der Holzfensterfachtagung des ift auch die Aussage vom Leiter der Technikerschulen HF Holz in Biel, Christoph Rellstab: Er sagte, dass Schweizer Fensterbauer deutlich weniger normen- und regelhörig seien und einen intensiveren Austausch untereinander pflegen. Deshalb würde es dort auch eine größere Konstruktionsvielfalt bei Fenstern geben.

Rehberger: Insgesamt sind das schöne Beispiele dafür, wie der Austausch zwischen den Firmen untereinander sowie mit Ausbildungseinrichtungen und Instituten zu spannenden Projekten und neuen Konzepten führen kann. Wir berichten für Sie diesmal im Heft auch über interessante Neuheiten von der fensterbau/frontale 2012. Lassen Sie sich überraschen.

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