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Holzforschung Austria liefert aktuelle Forschungsergebnisse

Problem: Fensterbankanschluss

Im Jahr 2006 wurde das Forschungsprojekt „Architektur versus Technik – Sockel- und Fensteranschluss“ an der Holzforschung Austria (HFA) initiiert. Das Ziel war und ist es, entsprechende Leitdetails zu erarbeiten, die aus technisch-wissenschaftlicher Sicht abgesichert sind. Für das Projekt wurde eine Laufzeit von zwei Jahren anvisiert (Ende: Herbst 2008) und eine Finanzierung durch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und Wirtschaftspartner ermöglicht. Die Forschungsergebnisse mit dem Schwerpunkt Fensterbankanschluss, die in diesem Beitrag veröffentlicht werden, wurden im Zuge des Fenster-Türen-Treffs 2008 präsentiert.

Beim Fenster als architektonisch und bauphysikalisch wichtiges Bauteil hat die Anschlussfuge gleiche bauphysikalische Funktionen zu erfüllen, wie die Bauteile Außenwand oder Fenster. Auch von außen werden an die Fugen hohe Anforderungen hinsichtlich des Witterungsschutzes gestellt: Der Schlagregen sucht sich seinen Weg über die Laibungskanten, -bretter und vor allem über Fensterbankanschlüsse.

Architektur versus Funktionalität

Obwohl mittlerweile die verschiedensten Dicht- und Klebebänder zur Schlagregendichtheit verlegt werden und der Markt modernste Fensterbanksysteme anbietet, kommt es immer wieder zu Feuchteschäden. Was meist unterschätzt wird: Die fachgerechte Kombination und die Verarbeitung der verschiedenen Baustoffe und -materialien entscheidet oft über einen funktionierenden Fensterbankanschluss. Darüber hinaus werden Fensterkonstruktionen mit immer geringeren Laibungstiefen bis hin zu flächenbündigen Ausführungen eingebaut. Obwohl diese Ausführungen technisch nicht zu befürworten sind, werden sie aufgrund architektonischer Vorgaben in vermehrtem Maße so hergestellt.

Untersucht wurden die Anschlüsse anhand von Holzrahmenkonstruktionen. Die Erkenntnisse gelten jedoch auch für jegliche andere Bauart (z.B. Ziegel). Aufbauend auf einer Konstruktionsanalyse wurden Standarddetails für den Fensterbankanschluss festgelegt. Gemeinsam mit Wirtschaftspartnern wurden weitere Optimierungen durchgeführt. Bis dato wurden in mehreren Versuchsserien 16 Fensterbankanschlüsse untersucht.

Im Rahmen eines Untersuchungszyklusses durchlief jede Fensterbankanschlusskonstruktion folgende Prüfungen:

  • Prüfung auf Luftdichtheit nach EN 1026
  • Prüfung auf Schlagregendichtheit nach EN 1027
  • Fassadenprüfung nach ETAG 004 (hygrothermisches Verhalten; Beanspruchung durch Klimawechsel)
  • Erneute Prüfung auf Luftdichtheit nach EN 1026
  • Erneute Prüfung auf Schlagregendichtheit nach EN 1027

100% wasserdicht – Fehlanzeige!

Es wurden unterschiedliche Ausführungen untersucht, wobei sowohl die Fensterbankausführungen (Alu, Gussmarmor, einteilig, mehrteilig, ...) als auch die Abdichtungen (mit und ohne vorkomprimierten Dichtbändern, mit APU-Leisten,...) variierten. Alle 16 geprüften Ausführungsdetails zeigten unterschiedliche Ergebnisse – von massiven Wassereintritt bis beinah dicht. Als 100-prozentig wasserdicht konnte jedoch keine bezeichnet werden.

Zu Wassereintritten kommt es im Wesentlichen aufgrund von:

Es können aufgrund fehlender oder nicht ausreichend elastischer Andichtung am Fenster sowie keiner ausreichenden Bewegungsaufnahme in der Fensterbankendkappe, Putzabrissfugen entstehen. Diese, eben durch unterschiedliche Formveränderungen der Fensterbank, des Fensters, sowie der geputzten Fassade entstehenden Abrissfugen stellen nicht nur optisch einen Mangel dar. Hier entstehen vielmehr Leckagen, wodurch die Schlagregendichtheit nicht mehr gewährleistet werden kann.

Eine weitere Fehlerquelle stellt die Verarbeitung von vorkomprimierten Dichtungsbändern oder APU-Leisten dar. Diese Materialien werden als dauerelastische Fugendichtung z.B. zwischen EPS-Laibung und Fenster oder EPS-Laibung und Fensterbankendkappe eingesetzt. An Übergängen, wie zum Beispiel in den Eckbereichen oder an Stößen ist eine sorgfältige Ausführung nach den jeweiligen Herstellervorgaben zwingend erforderlich. Typische Verarbeitungsfehler dabei: Die Bänder werden zu wenig komprimiert und in den Eckbereichen zu straff angebracht.

Ein großes Problem hinsichtlich der Schlagregendichtheit stellt die undichte Fensterbankecke bei aufgesteckten Endkappen dar.

  • Die Fensterbankanschlussnut (Bild 05)

Der Bereich des Anschlusses der Fensterbankendkappe hin zur Fensterbanknut ist eine der Hauptleckagen beim Fensterbankeinbau. Die Fuge, die sich aufgrund dieser speziellen Konstruktion ergibt, ist äußerst schwierig und kaum dauerhaft abzudichten. Versuche mit spritzbaren Dichtstoffen haben sich auf Dauer als wirkungslos gezeigt.

Im Zuge des Forschungsprojektes traten weiter Wassereintrittspforten zutage: Bei Fenstern mit Vorsatzschale zeigte sich, dass solche Konstruktionen auch teilweise in den seitlichen Anschluss d.h. hinter der Laibung und hinter der Fensterbank entwässern (Bild 06).

Lösungen sind gefordert und werden erarbeitet

Aufgrund der bisherigen Ergebnisse hinsichtlich des Fensterbankanschlusses ist ein gesicherter dichter Putzanschluss kaum möglich.

Ausführungen mit, wie beispielsweise unter der Fensterbank wannenförmig ausgebildeten Dichtungsbahnen, die als zweite wasserführende Ebene dienen sollen, stellen lediglich Zwischenlösungen dar und können auch nur als Präventivmaßnahme gelten, um die darunter liegende Konstruktion zu schützen. Ein sicheres Ableiten des eingedrungenen Wassers ist damit jedoch nicht gegeben. Ungeklärt bleibt die Frage was damit bzw. mit der unmittelbar anschließenden Fensterkonstruktion passiert.

Momentan werden verschiedene Lösungsansätze erarbeitet und in weiteren Prüfungen untersucht.

Ein Optimierungsbedarf besteht jedoch auch am Fenster selbst. Lösungen bezogen auf die Fensterbankanschlussnut bei Holz und Kunststoff-Fenstern und ein definiertes Wasserablaufsystem bei Fenstern mit Vorsatzschale sind gefordert.—

Die Autorin

Sylvia Polleres (34) hat in Wien ein Holzwirtschaftsstudium absolviert und ist seit 2000 als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Holzforschung Austria im Bereich Hausbau und Fassadentechnik unter anderem mit den Aufgabenbereichen Holzhausbau und Bauphysik und dataholz.com betraut.

s.polleres@holzforschung.at

https://www.holzforschung.at/

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