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Formensprache und Stilfragen

Welche Haustür passt?

Die passende Haustür kann man nur auswählen, wenn man sich mit dem Haus bzw. der Fassade auseinandersetzt und ihre gestalterischen Schwerpunkte analysiert. Jedes Haus verfügt über eine spezielle Sprache, die man durch genaues Hinsehen erfahren kann.

Betrachtet man eine Fassade, sollte man Bereiche beschreiben, die einem sofort auffallen, wie zum Beispiel eine besondere Fensterform oder die Aufteilung der Türanlage. Zusätzlich sollte man folgende Aspekte in Augenschein nehmen und Punkt für Punkt an der eigenen Fassade überprüfen:

  • Gliederung der Fassade und Position der Haustür (symmetrisch oder asymmetrisch)
  • Bauform der Haustür (z.B. mit Seitenteilen, Oberlicht , zwei- oder einflüglig, …)
  • Aufteilung der Fenster auf der Fassade (z.B. gleiche oder unterschiedliche Formen)
  • Fensterformen (z.B. liegendes, stehendes oder quadratisches Format, Sprossen, etc.)
  • Sonstige Besonderheiten (z.B. starke Linienführung durch Fassadenverkleidung)
  • Wirkung von symmetrischen und asymmetrischen Türmodellen

Wie wichtig eine Fassadenanalyse für die Auswahl der Haustür ist, zeigt das Bildbeispiel ­­(Bilder 01 und 02), die lediglich die unterschiedliche Wirkung eines symmetrischen oder asymmetrischen Türdesigns auf die Gesamtansicht des Hauses deutlich machen.

Wirkung unterschiedlicher Bauformen

Mit der Bauform einer Haustür kann man unterschiedliche Wirkungen erzeugen und auch hier zeigt sich, wie wichtig die genaue Betrachtung der Fassade ist. Im nächsten Beispiel wird die Dringlichkeit der genauen Fassadenaufnahme deutlich, denn hier zeigt die weiße Fassadenverkleidung eine ausgeprägte vertikale Linienführung, die unser Auge optisch weiterführen möchte. Demnach ist nicht nur das Türdesign allein entscheidend für die Wirkung des Hauseinganges, sondern auch die Auswahl der Bauform.

Zusammenfassend kann man sagen, dass mit der genauen Betrachtung der Fassade schon ein wichtiger und entscheidender Schritt für die Auswahl einer Haustür getan ist, da dann die Bestimmung der passenden Bauform und Symmetrie der Haustür erfolgen kann.

Klare Harmonie – oder kontrastreiche Spannung

Im nächsten Schritt geht es um die Wirkung der Haustür im Gesamtbild der Fassade. Soll sich die Tür harmonisch in die Fassade einfügen, müssen Formen aufgegriffen werden. Somit erzeugt man eine optische Zusammengehörigkeit, die natürlich durch Farbe noch unterstützt werden kann. Wenn die Tür aber als eigenständiges Element wirken soll, müssen bewusst Formenkontraste gewählt werden.

Stilfaktor Haustür

Der Stil bei Haustüren wird sowohl durch die Formensprache als auch durch die Ausführungsart der Tür definiert. Traditionelle bzw. klassische Türen greifen die Formensprache von alten Holzhaustüren auf und zeichnen sich durch meist symmetrische Aufteilungen, funktionale Glasausschnitte und aufgesetzte Ornamentrahmen aus. Strukturgläser und Bleiverglasungen runden dieses Bild ab. Moderne Haustüren sind frei in der Flächengestaltung und Ausführungsart. Jede Form ist denkbar, und auch der Glasausschnitt erfüllt nicht nur funktionale Zwecke. Aufgesetzte Glasrahmen sind in technischer Hinsicht nicht mehr notwendig und bei der heutigen Auffassung von klarem, puristischen Design nicht mehr erwünscht. Nuten und Applikationen in der Türdeckschicht erweitern das Spektrum der Türgestaltung um neue Optiken.

Der einfachste Weg für eine stilsichere Türauswahl funktioniert wieder über die Fassade. Die Analyse möglicher Stilelemente am Haus, wie z.B. die Art der Fenster (bodentiefe Fenster, Sprossenfenster, …), die Fassadenausführung (glatter Putz, grob strukturierter Kellenputz, Klinker, Fachwerk, …) oder die Fassadengliederung, erleichtern die Auswahl der Haustür.

Das Alter eines Hauses spielt bei der Stilbestimmung sicherlich auch eine Rolle, aber definitiv nicht die entscheidende. Bei Neubauten können sich ebenso traditionelle Elemente finden wie bei Altbauten klare und reduzierte. Für die Türauswahl bedeutet dies, dass die klassischen Türen nicht nur den Altbauten zuzuordnen sind und die modernen Türen den Neubauten.

Aktuelle Haustürmodelle spielen bewusst mit dem Thema „alt“ und „neu“. Eine reduzierte Formensprache wird kombiniert mit klassischen Türaufteilungen (auch geschlossenen Flächen) und Materialien von Holz bis Messing. Diese Materialien werden aber nicht plakativ, wie z.B. in den 90er Jahren (Edelstahl) eingesetzt, sondern fein und reduziert mit Intarsien und Applikationen. Eine schlichte Eleganz steht hierbei im Vordergrund, die sowohl mit Alt- als auch Neubauten hervorragend harmoniert und dem Kunden auch so kommuniziert werden kann.

Materialien sind die neuen Farben

Die Farbe ist ein wichtiger Aspekt bei der Haustür. Sie kann die Wirkung des Eingangs verändern, von dezent zurückhaltend über einladend bis hin zu repräsentativ. Nun ist die Haustür aber kein modisches Accessoire sondern ein relativ zeitloser Bereich des Hauses. Die Präferenzen für Haustürfarben bewegen sich somit zwischen neutralen Farben wie Weiß und Grau, Holzfarbtönen sowie klassischen Farben wie Dunkelblau und Dunkelgrün. Je nach Zeitgeist wechseln die meistverkauften Farben bei Haustüren, jedoch bleiben sie meist neutral. Zurzeit erleben Grautöne eine Renaissance, die gerade in dunklen Anthrazit-Tönen die einfache weiße Tür ablösen.

Der Pfiff bei modernen Haustüren liegt in der Vielfalt der Materialien. Trotz schlichter Grautöne erscheint eine Tür im glatten Lack anders als mit einer strukturierten Pulveroberfläche. Kombiniert mit Applikationen und Griffen aus verschiedenen Hölzern und Metallen lässt sich eine individuelle Vielfalt erzeugen, die Wertigkeit ausdrückt.

Bei der Farb-Auswahl für Haustüren kommt es also darauf an, einen gezielten Kontrast zwischen Türmaterialien und Fassade herzustellen. Dabei sollte immer berücksichtig werden, wie die Wirkung der Haustür zum Gesamtbild der Fassade sein soll – eher zurückhaltend oder exponiert, klassisch edel oder modern.

Konfigurator schafft Sicherheit

Die Beispiele zeigen, dass es mit der einfachen Auswahl einer Haustür aus dem Katalog als Beratungsleistung für den Haustüren-Verkauf nicht mehr getan ist. Hauseingänge, besonders bei Renovierungsobjekten, sind so unterschiedlich und die Möglichkeiten seitens der Türenhersteller so vielfältig, dass man daraus ein großes Potenzial für die Beratung schöpfen kann. Zudem fällt es nicht nur dem Endkunden schwer, von der Abbildung einer einflügeligen Haustür im Katalog zu einer mehrteiligen Türanlage in seinem Objekt adaptieren zu können. Für eine fachkundige Beratung kann es also sinnvoll sein, dem Kunden die Möglichkeiten der Türauswahl für sein Haus anhand mehrerer bearbeiteter Fotos zu zeigen. Viele Hersteller bieten Haustür-Konfiguratoren im Internet dafür an. Wichtig ist, dass ein Fassadenfoto als Basis dient und nicht nur ein Milieu­foto des Hauseingangs. So kann schnell überprüft werden, was harmoniert und was nicht, welche Materialien passen und welche nicht. Die Entscheidung beim Kunden für den Kauf einer Haustür fällt definitiv schneller, wenn er sich ein „Bild“ von seinem schönen Hauseingang machen kann.—

Die Autorin

Nina Wolf ist Geschäftsführerin von gestalttransfer und gestalttransfer consulting. Seit über zehn Jahren arbeitet sie im Bereich Farben-beratung für Firmen im Architekturmarkt. Sie entwickelt neue Farbkonzepte und -produkte, berät Unternehmen und führt Seminare und Workshops durch. http://www.gestalttransfer.de

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