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Was macht der Nachwuchs?

Mund: Dramatische Entwicklung: Laut Statistischem Bundesamt wurden im letzten Jahr 7,6 Prozent weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen. Gründe seien u.a. die demografische Entwicklung in der für die duale Ausbildung typischen Altersgruppe sowie eine höhere Studierneigung bei Schulabsolventen mit Abitur. Da ist es klar, dass die Berufswerbung en vogue ist. Der ZDH hat gerade eine Kampagne gestartet: In einem Werbefilm wird den Menschen alles erdenkliche genommen – bis sie wieder wie die Urvölker nackt am Lagerfeuer sitzen und gar nicht begreifen, wie Ihnen geschah. Aussage des Films: Ohne das Handwerk wäre die Welt nicht das, was sie heute ist. Im Kampf um die Schulabgänger ist Kreativität gefragt, und deshalb startete der BHKH in diesem Jahr den Wettkampf mit Spaßfaktor „Tischler vs. Schreiner“. Werden diese Aktionen das Nachwuchsproblem stoppen?

Rehberger: Die Ideen sind gut, werden aber nicht reichen. Man sollte sich insgesamt fragen, was macht eine Berufssparte überhaupt attraktiv? Welche Möglichkeiten bietet die Glas- und die Fensterbranche dem Nachwuchs in Sachen Wissensvermittlung und Karriere? Bei Semcoglas kümmert man sich beispielsweise sehr intensiv um den Nachwuchs: So werden etwa kaufmännische Auszubildende in internen Seminaren in Gesprächs- und Verkaufstechniken geschult. Und bei der Wahl zum „Auszubildenden des Jahres“ würdigt man besonders gute Leistungen, um die Azubis zu motivieren. Die neun Besten wurden im letzten Jahr zu einem Assessment-Center eingeladen, um in verschiedenen Übungen (Verkaufsgespräche, Glasbearbeitung, Fehlerbehebung am PC, Kalkulation eines Produktes, usw.) die Geschäftsleitung von sich zu überzeugen. Das sind gute Ansätze. Wie ist da die Lage bei den Fensterbauern?

Mund: Auch die Fensterbauer brauchen qualifiziertes Personal und stöhnen regelmäßig über die schlechte „Grundausbildung“ durch die Schulen. Auf der anderen Seite ist eine tiefgreifende Ausbildungsinitiative auf dem Weg: die Kooperation der Hochschule Rosenheim und des ift Rosenheims. Das Ziel: Fachkräfte aller Bildungsgrade und aller Altersstufen weiterzubilden. Vor allem zukünftigen Fach- und Führungskräften der Fenster- und Fassadenbranche soll notwendiges Spezialwissen, das nicht in klassischen Ausbildungen gelehrt wird, berufsbegleitend vermittelt werden. So lässt sich der Bedarf an spezialisierten Experten decken.

Rehberger: Der Wissensbedarf wächst auch beim Glasverarbeiter: Wenn ich mit Isolierglasherstellern spreche, sagen mir diese: „Hochwertige Produkte wie komplexes 3-fach-ISO oder gebogene Isoliergläser kann man nur mit Fachleuten fertigen.“ Da aber die Spezialisierung in Teilbereichen zunimmt, werden die Betriebe nicht umhinkommen, sich selbst auch im eigenen Betrieb mehr um die interne Fortbildung zu kümmern. Ein Vorteil dabei ist, dass man dadurch wiederum die Mitarbeiter enger an den Betrieb bindet.

Mund: Damit ist aber das Ausgangsproblem noch nicht gelöst: Unser Land wird „älter“, und immer mehr junge Menschen streben direkt ein Studium an. Wer möchte noch als angehender Facharbeiter schwere Fenster montieren oder 3-fach-Isolierglas stemmen? Noch sind wir nicht so weit, dass Ingenieure am Computer Maschinen so programmieren können, dass sie ohne menschliches Zutun Glas und Fenster herstellen und gleich noch einbauen, oder?

Rehberger: Das ist richtig, ohne Handwerker geht es nicht. Und auch nicht jeder Schulabgänger will oder kann studieren. Diese jungen Menschen muss die Branche noch gezielter ansprechen und als Nachwuchs aufbauen. Zum Schluss noch ein Tipp für alle, die ihr Glaswissen testen wollen: Schauen Sie sich auf ­Seite 54 unser Gewinnspiel an. Viel Spaß beim Lesen der neuen GLASWELT.

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