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Riesiger Gebäudekomplex mit Internorm-Fenstern

Geklebt hält besser

Die ABG Frankfurt Holding GmbH hat 50000 Wohnungen und rund 35000 sonstige Mieteinheiten wie Garagenstellplätze und Gewerbeeinheiten in ihrem Portfolio und ist der größte Wohnungs- und Immobilienkonzern der Stadt. Eine der Tochtergesellschaften der ABG ist die Frankfurter Aufbau AG, die bereits im Jahre 2001 Eigentumswohnungen in Passivhausbauweise realisierte. Dies war auch der Beginn einer neuen Ausrichtung des Konzerns. Frank Junker, Geschäftsführer der ABG: „Wir wollten mit dem Passivhausstandard einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und wir wollten die aus unserer Sicht einzige passende Antwort auf steigende Energiekosten geben.”

Für die GLASWELT sprach Jörg Pfäffinger mit Anton Schmidler, Projektleiter beim Internorm-Partner K-Wert Fensteragentur in Dornbirn über die im Projekt Sophienhof eingesetzten geklebten Fenster.

Glaswelt: Die K-Wert-Fensteragentur verkauft als Internorm-Händler Fenster, deren Flügelrahmen mit den Scheiben verklebt sind. Wo sehen Sie in dieser Technologie Vorteile?

Schmidler: Verkleben hat nur Vorteile. Die Wartung von verklebten Fenstern hat sich bei uns stark minimiert: Wir haben ca. 80 Prozent weniger Servicearbeiten, denn die Langfristigkeit der eingestellten Fenster ist viel besser. Das kann ich beurteilen, denn ich verkaufe seit 1982 Internorm-Fenster. Früher waren die Fenster nicht geklebt, sondern geklemmt. Wenn der Flügel etwas größer war, hing der untere Teil spätestens nach ca. sieben Jahren durch und funktionierte nicht mehr einwandfrei.

GLASWELT: Sie beschreiben das geklebte Fenster als reklamationsfrei. Mussten Sie denn nicht geklebte Fenster schon einmal ­reparieren?

Schmidler: Natürlich. Ursprünglich wurden bei einer Dreifachscheibe alle drei Gläser ganzflächig im Falz verklebt. Dieses erste Modell hieß „Dimension” und bei diesem war das Heraustrennen der Scheiben im Fall einer Reparatur recht aufwendig. Mit dem System „Dimension plus” wurde umgestellt auf Glaskantenklebung. Jetzt lässt sich das Glas locker herausschneiden und die Reparatur funktioniert in wenigen Minuten.

GLASWELT: Wie weit mussten Sie ihre Monteure für das Gläsertauschen schulen?

Schmidler: Gar nicht. Unsere Monteure sind Tischler und Zimmerer und damit handwerklich geschickte Leute. Aber natürlich haben sie Klebe-Schulungen bei Internorm mitgemacht.

GLASWELT: Benötigt man für den Scheibentausch besonderes oder teures Werkzeug?

Schmidler: Sei es Werkzeug oder Montageauto: das muss auf dem neusten Stand oder bestens ausgerüstet sein. Bei mir im Büro stehen PCs, die müssen schnell sein und kosten viel Geld. Warum soll der Monteur nicht über gleichwertige Werkzeuge verfügen? Ich bin selber Tischler und habe Fenster montiert und gefertigt. Mit guten Werkzeugen ist die Reparatur kein Thema.

GLASWELT: Warum stehen einige Ihrer Branchenkollegen dem Verkleben eher skeptisch gegenüber?

Schmidler: Viele lehnen zuerst einmal alles Neue ab. Das ist menschlich.

GLASWELT: Sie meinen damit: an der Sache, am Preis, am Handling kann die Ablehnung nicht liegen?

Schmidler: Daran kann es wirklich nicht liegen. Internorm ist nun einmal Vorreiter auf diesem Gebiet.

GLASWELT: Wie viele der Fenster, die Sie verkaufen, sind verklebt?

Schmidler: Seit 2006 sind alle Fenster von Internorm verklebt. Das Holz-Aluminium-Fenster wird zwar anders verklebt als die Kunststofffenster, aber es sind alle verklebt.

GLASWELT: Gibt es einen Fall, bei dem Sie vernünftigerweise klotzen würden?

Schmidler: Das kann nur der Fall sein, wenn die Scheibe riesengroß und nur von außen verglasbar ist. Ansonsten sehe ich keinen Grund dafür.

GLASWELT: Konnten Sie Dank der Verklebung Formate anbieten, die vorher nicht möglich waren?

Schmidler: Die größeren Türen sind jetzt wesentlich stabiler. Wenn ich früher, also bei einer geklotzten Konstruktion, den Griff betätigt habe, hat sich der Kunststoffrahmen bewegt. Das ist bei der verklebten Türe heute nicht mehr so. Auch Fehlbedienungen sind problemloser. Und speziell, seit die stetig steigenden U-Wert-Anforderungen und damit zusammenhängend die Dreifachverglasung auf uns alle zukommen, werden die Gläser fast nur noch im Dreischeiben-Verbund ausgeführt und daher immer schwerer. Der Vorteil ist, dass bei geklebten Kunststofffenstern der Metallkern weggelassen werden kann. Das ist für mich ein Grund, warum an der Verklebung kein Weg vorbei führt.

GLASWELT: Haben Sie es schon einmal erlebt, dass ein Architekt verklebte Fenster dezidiert angefordert hat?

Schmidler: Ja. Er kam mit dem Argument zu mir, dass die Nachhaltigkeit, also die Servicearbeiten durch die Verklebung geringer gehalten werden.

GLASWELT: Wie sehen Sie das Verkleben in 15 Jahren?

Schmidler: Ich bin der Meinung, dass das Verkleben sehr stark wächst. Auch Mitbewerber kleben mittlerweile und rühmen sich damit. Das Verkleben wird sich technisch sicher noch weiterentwickeln und möglicherweise werden auch noch andere Materialien bei den Rahmen eine Rolle spielen. —

Großauftrag Sophienhof

Das bearbeitete Projekt „Sophienhof“ umfasst fünf Gebäude im Passivhaus-Standard mit 149 Wohn- und vier Gewerbeeinheiten. Die Gebäude bestehen aus Stahlbeton-Schottensystem mit vorgehängten und vorgefertigten Holzfassadenelementen und WDVS. Bei den Fenstern entschied man sich für Internorm (vier Gebäude wurden mit Kunststoff-Fenstern ausgerüstet, eins mit Holz-Alu – alles mit Sika geklebte Konstruktionen „Edition Plus”), der Auftrag ging an das Dornbirner Unternehmen K-Wert. 75 Prozent der Fenster wurden in die Holz-Fassadenelemente in Vorarlberg vormontiert, die dann nach Frankfurt transportiert wurden. Der Rest wurde vor Ort montiert. Der anspruchsvolle Energiestandard war nur durch Dreischeiben-Verglasungen möglich.

Was für den Fensteranbieter anfangs nach einem recht einfachen Auftrag aussah (es handelte sich nur um 3 bis 4 verschiedene Fenstertypen) enwickelte seine Dynamik erst im weiteren Verlauf: „Erstens mussten wir einen Gesamt U-Wert von 0,76 erbringen, weiter hieß es, die Gläser durften sich farblich nicht verändern, auch wenn ESG- oder VSG-Gläser eingebaut wurden. Zusätzlich waren bei drei Gebäuden zur Straßenseite hin erhöhte Schalldämmwerte gefordert, teilweise 38 dB, teilweise 40 dB, d.h. mit 6 mm oder mit 8 mm-Scheiben, und das bei gleichbleibendem UW-Wert”, erinnert sich Projektleiter Anton Schmidler.

Montiert wurden ca. 230 zweiteilige Fenster, also Fixteil und Flügel, ca. 150 dreiteilige und ca. 250 einflügelige Fenster, dazu ca. 50 dreiflügelige mit Seitenteil und unten fix und ca. 20 Hauseingangstüren. Alles zusammen waren ca. 900 Löcher zu schließen – die größte Öffnung betrug 2,70 x 2,20 m.

Schmidlers Kommentar zur Abwicklung: „In Frankfurt gab es sehr wenig Nachstellarbeiten. Für jedes Fenster erstellte ein Sachverständiger ein Protokoll für die Abnahme, die 14 Tage dauerte – aber sie war problemlos. Sicher hätte der Auftrag bei geklotzten Scheiben länger gedauert.”

Eine besondere Herausforderung war eine Beschädigung von 180 Scheiben, die ein Reinigungsunternehmen im fertigen Bau durch Kratzer unbrauchbar machte – sie mussten alle vor Ort ausgetauscht werden. Schwierig war nicht der Glastausch, sondern die komplexe Logistik, denn die Wohnungen waren inzwischen bewohnt und es waren verschiedenste Glaskombinationen zu ersetzen. Schmidler: „Da kamen 180 z.T. auch noch verschiedene Gläser in einem Container. Da weiß kein Mensch, welches Glas wo steht. Aber: Der Austausch selbst verlief problemlos.” http://www.k-wert.at

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