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Einbruchhemmende Verglasungen und ihre Klassen

Dieser transparente Schutz ist möglich

_ Die Gläser, die in Bauelementen eingesetzt werden, sind meistens aus Floatglas. Ohne weitere Behandlung oder Verarbeitung ist dieser Glastyp relativ leicht zu beschädigen oder zu zerstören. Floatglas wird meistens in Stärken von 4 bis 12 mm verbaut und ist relativ schlagempfindlich, und durch sein sprödes Verhalten breiten sich Beschädigungen, sprich Risse, sehr leicht weiter aus. Für den normalen Anwendungsfall sind die Eigenschaften des unbehandelten Floatglases ausreichend; ist allerdings Gewalt im Spiel, dann hat Float dem nicht viel entgegenzusetzen.

Interessant ist, dass Einbrecher Glas als Angriffsziel offensichtlich häufig meiden.

Die Kölner Studie des Polizeipräsidiums Köln aus dem Jahr 2011 sagt eindeutig, dass der Anteil an Angriffen auf Glasfüllungen mit < 0,5 Prozent ausgesprochen gering ist. Die Gründe dafür liegen nahe, denn eine Scheibe zu zerstören bedeutet zum einen Lärm und zum anderen ein nicht unerhebliches Verletzungsrisiko für den Einbrecher. Sollte sich der Angreifer dennoch entschließen, das Glas zu attackieren, dann eher um mit einem Durchgriff das Bedienelement, d. h. den Griff der Tür oder des Fensters zu erreichen.

Risikoärmer für den Angreifer ist noch das Durchstechen der Glasdichtung, um ein Bedienelement mit einem Schraubendreher zu erreichen. In der Regel nimmt bei dieser Methode auch das Glas Schaden, jedoch mit relativ geringem Verletzungsrisiko für den Täter.

Die Kölner Studie 2011 sagt aber auch, dass die Angriffe auf Glas zugenommen haben. Eine mögliche Ursache könnte sein, dass das Aufhebeln von Türen und Fenstern durch entsprechend hochwertige Beschläge immer schwieriger und der Angriff auf Glas daher als weniger aufwendig betrachtet wird.

Einbruchhemmende Gebäudeabschlüsse

Die Normenreihe EN 1627 – EN 1630 beschreibt die Anforderungen, die Prüfverfahren und die Klassifizierungen von einbruchhemmenden Gebäudeabschlüssen. Sie wurde im September 2011 nach vielen Jahren Normungsarbeit herausgegeben. Die weiter vorne beschriebenen Betrachtungen zum Thema Glas sind neben vielen anderen Aspekten lange und ausführlich diskutiert worden. Das Ergebnis ist eine modifizierte Vorgabe für Glasfüllungen. Diese sieht wie folgt aus:

Die Veränderungen der Vorgaben in Bezug auf die Verglasung werden schnell deutlich: Es wurden die Klassen RC 1 N und RC 2 N hinzugefügt. RC 1 N ist tatsächlich nicht neu, da es auch in der „alten“ Ausgabe der Norm keine Glasanforderngen in der Klasse WK 1 gab. RC 2 N wurde allerdings als neue Klassifizierung hinzugefügt. Sie erlaubt es, dass einbruchhemmende Elemente der Klasse RC 2 auch mit normalen Gläsern ausgestattet werden dürfen. Der Zusatz „N“ lässt den Käufer/Endkunde leicht erkennen, dass es sich um diese Ausstattungsvariante handelt.

Die letzte Spalte der Tabelle 1 zeigt die Normforderungen an die Verglasung für eine Prüfung nach EN 1630 in einem Prüfinstitut. Auffällig ist hier, dass auch die Klassen RC 1 N und RC 2 N mit einer angriffhemmenden P4A Verglasung geprüft werden. Dies hat einen praktischen Hintergrund: Auch das Prüfpersonal ist bei der manuellen Einbruchprüfung einem Verletzungsrisiko ausgesetzt und sollte geschützt werden. Daher wird die Glasscheibe mit dem entsprechenden Schutzgrad gemäß Tabelle für die Prüfung auf die Angriffsseite des Probekörpers platziert.

Fenster und Türen mit der Widerstandsklasse RC 2 (N) werden häufig eingesetzt. Diese Klasse setzt (laut Annahme) einen Gelegenheitstäter voraus, der mit körperlicher Gewalt wie Gegentreten, Gegenspringen, Schulterwurf etc., sowie mit einfachen Werkzeugen, wie Schraubendreher, Zange und Keile versucht, in das Gebäude einzudringen.

Typische Einsatzfälle für die Widerstandsklasse RC 2 (N) sind Wohn- und Gewerbegebäude sowie öffentliche Bauten, bei denen man von einem durchschnittlichen Einbruchsrisiko ausgehen kann. Diese Anforderungskriterien sind erst einmal für die Klasse RC 2 (mit P4A – Glas) und RC 2 N (keine Glasanforderung) gleich.

Welche Kriterien gelten für die Glasauswahl?

Auch hier gibt die Norm eine Empfehlung. Die Klasse RC 2 N wird nur dann empfohlen, wenn kein direkter Angriff auf die eingesetzte Verglasung zu erwarten ist. Dies wäre beispielsweise der Fall, wenn der Angriff auf das Glas zu viel Aufmerksamkeit erregen würde (Lärm, gut sichtbare Lage etc.). Eine pauschale Regel gibt es allerdings nicht, das bedeutet jeder Verwendungsfall muss vom Handwerker oder Planer im Vorfeld der Glasauswahl immer individuell betrachtet und entsprechend entschieden werden. —

http://www.piv-velbert.de

Das sollten Verarbeiter wissen

In der DIN EN 1627 ist für die beiden niedrigsten Widerstandsklassen RC 1 N und RC 2 N keine Anforderung enthalten, jedoch der Hinweis, dass es nationale Anforderungen geben kann, z. B. in einem nationalen Anhang. Gleichwohl müssen angriff-hemmende Fenster bei der Prüfung nach den Anforderungen der Widerstandklassen RC 1 N bzw. RC 2 N Verglasungen der Widerstandsklasse P4 A enthalten. Für alle anderen Widerstandklassen RC 2 bis RC 6 gibt es eindeutige Mindestanforderungen.

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