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Sind Funktionsfolien für Isolierglas eine Alternative zum Glasaustausch?

Pro

Winfried Brux , Geschäftsführer der Bruxsafol Folien GmbH

Die Verwendung von Funktionsfolien kann durchaus eine sinnvolle Alternative zum Glasaustausch darstellen. Natürlich wird niemand bestreiten, dass der Einsatz von hochwertigem Isolierglas bei Neubauten eine sinnvolle Option ist. Andererseits sind viele Eigentümer älterer Gebäude mit einfachen Isolierglasfenstern froh, dass es mit der Nachrüstung von Funktionsfolien eine kostengünstige Alternative zum aufwendigen Gläseraustausch gibt. Besonders gilt das für denkmalgeschützte Gebäude, bei denen der Fensteraustausch besonders problematisch ist.

Aber auch private oder gewerbliche Mieter schätzen die Möglichkeit, mit Funktionsfolien den Schutz vor Wärme und UV-Strahlen kostengünstig herzustellen. Gerade in Unternehmen ist es häufig nötig, temporären Sicht-und Sonnenschutz zu gewährleisten und diesen dann wieder problemlos rückrüsten zu können. Hier wäre der Austausch von Gläsern enorm kostenintensiv. Selbst architektonische Fehlplanungen eines Neubaus lassen sich mit Folienprodukten meist ausgleichen.

Leider betont die Glasindustrie immer noch, dass Isolierglasprodukte durch nachträglich angebrachte Funktionsfolien Schaden nehmen oder gar zu Bruch gehen könnten. Unsere langjährige Erfahrung zeigt aber, dass bei professioneller Verlegung von hochwertigen Folien solche Schäden extrem selten vorkommen.

 

Gerade in Unternehmen ist es häufig nötig, temporären Sicht-und Sonnenschutz zu gewährleisten und diesen dann wieder problemlos rückrüsten zu können. Hier wäre der Austausch von Gläsern enorm kostenintensiv.

Es ist sicher kein Zufall, dass Saint-Gobain Glass als führender Glashersteller vor gut zwei Jahren den Folienentwickler Solar Gard Specialty Films übernommen hat. Bruxsafol vertreibt diese Solar Gard-Produkte in Deutschland exklusiv und ich begrüße die Synergieeffekte, die durch den Einstieg des Glasherstellers geschaffen wurden. Ein Schwerpunkt bei der Folienentwicklung liegt in der weiteren Verbesserung der Energieeinsparung. Heutige Low-E-Folien erreichen eine Emissivität von 0,07. Zudem schont die Nachrüstung mit Folie im Vergleich zum Komplettaustausch von Gläsern Ressourcen und ist so umweltfreundlicher. Zum Schluss noch ein wesentlicher Hinweis: Wenn Architekten oder Bauherren schlechte Erfahrungen mit Folien machen, liegt dies meist an der Wahl einer ungeeigneten Folie oder an der fehlerhaften Verlegung. Daher legen wir großen Wert darauf, unsere Partner und Handwerker zu schulen. Dies sollte in unserer gesamten Branche zur Regel werden.—

 

Contra

Thomas Fiedler, technischer Leiter der Uniglas GmbH

Das planmäßige Aufbringen von Folien sollte grundsätzlich temporären Einsätzen vorbehalten bleiben. Im Fall von Planungs- oder Ausführungsfehlern kann die nachträgliche Applikation einer Funktionsfolie sinnvoll sein, um definierte Sicherheitsstandards zu erreichen.

Bei der Kostenermittlung ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Splitterschutzfolie bis an die Glaskante oder bis zum Bohrloch geklebt werden muss, um Reststandsicherheit oder Resttragfähigkeit zu gewährleisten. In der Regel ist hierzu die Verglasung auszubauen.

Das Anbringen von dekorativen Folien/Schutzfolien ist sinnvoll, wenn diese öfter ausgetauscht werden sollen. Formal bleiben dekorative Folien gegenüber den vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten in der Glasveredelung meist zweite Wahl.

Falls die Folien auf normal gekühltem Glas aufgebracht werden, muss konstruktiv sichergestellt sein, dass eine Teilerwärmung des Glases vermieden wird. Dies ist im Innenbereich gegeben. Bei der Außenverglasung sollten die Folien bei Isolierglas auf Position 1 geklebt werden, was jedoch voraussetzt, dass die Folien perfekt haften und dauerhaft frei von Lufteinschlüssen bleiben. Es darf weder Oberflächenwasser noch Kondensat zwischen Folie und Glas gelangen. Dort eingeschlossenes Wasser führt bereits nach kürzester Zeit zu einer irreparablen Glaskorrosion. Der „Knackpunkt“ einer so aufgebrachten Folie ist, dass sie sich nur sehr schwer wieder entfernen lässt.

 

Bei Isolierglas kommt es zwischen Sonnenschutzfolie und Wärmefunktionsschicht unvermeidlich zu Mehrfachreflexionen anteiliger Sonnenstrahlung, was rasch zur Erwärmung der raumseitigen Scheibe führt.

Die angebotenen Sonnenschutzfolien sollen laut Hersteller raumseitig angeordnet werden. Damit ist Ärger vorprogrammiert. Die Nachrüstung von nicht beschichtetem Isolierglas lohnt sich nicht mehr. Bei Wärmeisolierglas kommt es zwischen Folie und Funktionsschicht unvermeidlich zu Mehrfachreflexionen anteiliger Sonnenstrahlung, was rasch zu einer Erwärmung der raumseitigen Scheibe führt. Die langwelligen Wärmestrahlen werden fast vollständig dem Innenraum zugeführt. Statt wie gewünscht die Raumaufheizung zu verzögern, wird diese beschleunigt. Bei Schlagschattenbildung sind zudem Hitzespannungsbrüche vorprogrammiert. Wir würden daher Bauherren vor dem Experiment Sonnenschutzfolien auf der raumseitigen Glasoberfläche aufzubringen dringend abraten. —

 

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