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Der Kommentar

Immer auf die Handwerker?

Zugegeben, jeder hat sein eigenes Päckchen zu tragen – aber mache Berufsgruppen werden durch die Regulierungswut aus Brüssel oder regionale Regulierungen besonders stark gebeutelt. Die Handwerker gehören leider unweigerlich zu einer dieser Gruppen, da sie mit ihren breiten Betätigungsfeldern von vielen Dingen betroffen werden, für die es irgendeine Regelung gibt. Der Weg zum Kunden und die Arbeit beim Kunden vor Ort, sind da nur zwei Beispiele der täglichen Arbeit, bei denen gleich mehrere Problempunkte aufgeworfen werden.

Die Verschärfung der Umweltzonen macht es bei vielen Betrieben unumgänglich, neue Fahrzeuge anzuschaffen, da die erforderlichen Aufrüstungen von Katalysatoren bei den vorhandenen Liefer- und Montagefahrzeugen gegenüber Pkws nur eingeschränkt möglich ist. Um weiterhin in die Umweltzonen einfahren zu dürfen, müssen Fahrzeuge ausgetauscht werden, obwohl die vorhandenen, oft nur weinige Jahre alten Fahrzeuge, meist sehr geringe Kilometerleistungen aufweisen. Der Handwerker lebt halt von der Montage, nicht vom Fahren. Die entstehenden Kosten müssen auf die Kalkulationen aufgeschlagen werden und führen zu einer unnötigen Verteuerung der Leistungen und Produkte. In Köln besonders prekär ist die Tatsache, dass der Schiffsverkehr auf dem Rhein vollkommen ungehindert sein Schweröl in die Luft bläst.

Das Parken ist ein weiterer Problempunkt in den Städten. Zugegeben sehen viele Plätze und Straßen ohne Autos netter aus, aber wohin mit dem Transporter nach dem Ausladen? Parkhäuser fallen wegen der Größe aus, und meist ist der Montagewagen auch die Werkstatt vor Ort, die Verfügbarkeit also ein Muss. Offiziell gibt es sicher viele Möglichkeiten, Parkausweise, Sondergenehmigungen etc. zu bekommen, in der Praxis ist es oft fast unmöglich in Hotspots wie Köln, Düsseldorf oder dem Ruhrgebiet für alle umliegenden Gemeinden alle notwendigen Formulare für jedes einzelne Fahrzeug zu bekommen.

Hier ist also Augenmaß gefragt. Das Handwerk will keine Persilscheine, hat aber das Problem nicht eben nur die Getränke abzuladen oder ein Paket auszuliefern. Meist sind wir für mehrere Stunden oder Tage vor Ort. Die Zeche für die Regulierungswut zahlen wir alle, denn die Aufwendungen für das Besorgen von Formularen oder das Anschaffen neuer Fahrzeuge fließen unweigerlich in die Preisfindung ein.

Städte und Gemeinden finden für ihre eigenen Fahrzeuge der Müllabfuhr, der Feuerwehr u. a. auch langfristige Regelungen, um die finanziellen Belastungen kalkulierbarer zu machen. Gleiches sollte auch für Berufsgruppen gelten, die ein Montage- oder Lieferfahrzeug zur Ausübung ihres Handwerks benötigen. Dass durch eine verfehlte Sanierungspolitik das tägliche Chaos in Köln/Bonn zu Tunnel- und Brückensperrungen führt, macht den Weg zum Kunden nicht einfacher, sondern Köln zu einem verkehrstechnischen Flaschenhals anstelle eines funktionierenden Verkehrskreuzes im Westen Deutschlands.

Nicolai Lucks

Der 44-jährige Dipl. Kaufmann führt seit 2002 das Familienunternehmen Wallburger in Köln, ein Produktionsbetrieb von Kunststoff- und Holzfenstern und vertritt als Kreishandwerksmeister die Interessen des Kölner Handwerks.

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