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Sicherheitstechnik muss besser vermarktet werden

Wir müssen vom Einbrecher lernen

Glaswelt – Die gezeigten Einbruchsversuche waren sehr ernüchternd. Bildet das gezeigte die Realität ab?

Volker Schirrmacher – Alle Einbrüche bildeten reale Situationen ab, und genau diese Situationen sind in der Praxis sehr häufig zu finden. Interessant ist, dass sich viele Personen in Sicherheit wähnen, weil sie wie im Fall des Querriegels an der Tür bereits in Einbruchschutz investiert haben. Leider wurde die Dame wie viele andere sehr, sehr schlecht beraten. Zu oft verkaufen angebliche Fachbetriebe schlechten Einbruchschutz.

Glaswelt –  Stichwort Errichterliste: Wie ist es denn um die Qualität der dort gelisteten Betriebe bestellt?

Schirrmacher –  Dazu muss man die Betriebe im Einzelnen betrachten, um die Spreu vom Weizen trennen zu können. Natürlich muss man sich auch bei der Aus- und Weiterbildung fragen, ob man hier Dinge noch weiter verbessern kann. Zu oft kommt es leider vor, dass sich Errichterbetriebe nur nebenbei und damit viel zu wenig mit dem Thema Einbruchschutz beschäftigen. Dadurch werden sehr häufig schlechte Lösungen angeboten, die erst dann auffallen, wenn der Einbruch trotz Schutzmaßnahmen erfolgreich war. Hier gilt es dringend nachzubessern und vor allem auch die Leute zu schulen, die nachher die Sicherheitssysteme montieren. Nur damit können Fehler, wie zum Beispiel nicht nach Herstellervorgaben zu montieren, vermieden werden.

Glaswelt – Wie könnte man denn den Markt noch besser sensibilisieren?

Schirrmacher –  Die neuesten Kriminalstatistiken sorgen sicher schon allein für eine höhere Sensibilisierung und damit auch für eine höhere Nachfrage der Hausbesitzer. Auch die Polizei ist mit ihren Beratungsstellen bei der mechanischen Sicherheit gut aufgestellt. Hier könnte man die Einbindung in die Praxis noch verbessern. Generell sollte es mehr Produkte mit entsprechenden Zertifikaten von Prüfungsstellen geben. Das würde sicher für mehr Klarheit bei der Beratung sorgen.

Glaswelt –  Wo liegen Ihrer Meinung nach die größten Fehler in der Beratung?

Schirrmacher –  Der größte Fehler ist, dass bei der Beratung zu schnell über Geld nachgedacht wird. Dadurch werden aus Angst, den möglichen Auftrag zu verlieren, wichtige Dinge schon vorher weggelassen. Auch denken wenige Betriebe bei der Beratung über nachhaltige Einbruchschutzkonzepte nach, um den Kunden letztlich gut zu beraten und ihm die Möglichkeiten, sich zu schützen, aufzuzeigen.

Glaswelt –  Apropos Einbrecher: Wie sieht es denn aus Ihren täglichen Erfahrungen auf der Täterseite aus?

Schirrmacher –  Die Täter verhalten sich sehr unterschiedlich, je nachdem ob es sich um einen Gelegenheitsdieb oder organisierte Banden handelt. Der versierte Täter lernt viel dazu und kennt sich meistens sehr gut im Bereich der Fenster und Türen aus, was ihm den Weg ins Gebäude, wie bei den Filmaufnahmen zu sehen, einfach macht. Auch bei der Wahl der Werkzeuge ist der Einbrecher nicht zimperlich und agiert immer häufiger mit brachialen Mitteln wie dem Kuhfuss. Leider hält er sich auch nicht an Normen und die darin vorgeschriebenen Einbruchswerkzeuge.

Glaswelt –  Der Befestigung am Baukörper kommt eine Schlüsselrolle zu. Worauf kommt es hier an?

Schirrmacher –  Die Befestigung ist ein komplexes Thema. Hier kommt auf den Monteur auf der Baustelle eine sehr hohe Verantwortung zu, denn was nützt das beste System, wenn es nicht richtig befestigt wurde. Im Neubaubereich sind die heutigen Mauersteine mit ihren geringen Auszugskräften ein Problem, weil sehr oft eine nicht ausreichende Anzahl von Befestigungspunkten gewählt wird, um die erforderlichen Lasten abtragen zu können. Auch bei Bestandsgebäuden wird sehr oft nicht gut genug geprüft, auf welchem Untergrund befestigt wird. Generell muss in jedem Einzelfall die richtige Anzahl der notwendigen Befestigungspunkte und die richtige Auswahl der Befestigungsmittel erfolgen, um eine sichere Montage zu gewährleisten.

Glaswelt –  Rollläden als Einbruchschutz, wie sind da Ihre Erfahrungen?

Schirrmacher –  Generell können richtig ausgeführte Rollläden den Einbruchschutz erhöhen. Da die meisten Einbruchsversuche aber am Tag stattfinden, kommen sie sehr oft nicht zum Einsatz. In der Praxis gibt es leider immer wieder Fälle, in denen geprüfte Systeme verkauft werden und dann die bestehenden Führungsschienen wegen der schlechten Austauschbarkeit belassen werden. Damit wird die ganze Schutzmaßnahme vollkommen entwertet.

Glaswelt –  Worauf sollte aus Ihrer Sicht generell geachtet werden, um einen möglichst hohen Einbruchschutz zu erreichen?

Schirrmacher –  Ein schlüssiges Einbruchschutzkonzept und eine fachlich einwandfreie Montage, eigentlich ganz einfache Dinge.—

Die Fragen stellte GLASWELT-Redakteur Olaf Vögele.

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