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GLASWELT vor Ort: Glasvertrieb G&J Gmbh in Sottrum

“Der Einstieg in die ISO-Fertigung war die richtige Entscheidung“

_ Eine der zentralen Fragen beim Besuch der GLASWELT war: Bindet sich der erfolgreiche norddeutsche Glasveredler im Hinblick auf die aktuelle Preissituation beim Isolierglas nicht einen „Klotz ans Bein“, lässt sich mit einer ISO-Fertigung heute überhaupt noch Geld verdienen?

„Auf jeden Fall werden wir mit Isolierglas Geld verdienen“, so Jens-Uwe Geschonke, Firmengründer und Geschäftsführer von GlasVertrieb G&J. „Der neue Standort in Buxtehude ist für uns eine echte Bereicherung.“ Schon länger spielte der Veredler mit dem Gedanken, eine eigene ISO-Fertigung zu erwerben, mit der er in der Lage ist, seine strategischen Wachstumsziele weiter zu verfolgen und noch flexibler auf die Kundenwünsche reagieren zu können. In der Übernahme des Interpane-Werks sah er nun eine einmalige Chance.

In dem Zusammenhang ist es Jens-Uwe Geschonke und seinem Sohn Nils Marschner auch ein besonderes Anliegen, das Vorurteil aus der Welt zu schaffen, dass sich mit einer Isolierglasfertigung heute kein Geld mehr verdienen lässt. Sie finden auch nicht, dass die ISO-Preise ins Bodenlose gerutscht sind. „Es hängt immer von der Ausrichtung der Fertigung und dem gesunden Produktmix ab“, erläutert der 28-jährige Nils Marschner, der Mitgesellschafter ist und im Familienbetrieb maßgeblich die Integration der beiden Firmenstandorte verantwortet.

Der GlasVertrieb liefert seit jeher ausschließlich an Weiterverarbeiter, und dies im Umkreis von rund 200 Kilometern um den Standort Sottrum. „Hier in der Region gibt es aufgrund der hohen Bau- und Renovierungstätigkeit eine ungebrochene Nachfrage nach Isolierglas“, so Nils Marschner. „Die eigene ISO-Fertigung macht uns nun unabhängiger und versetzt uns zugleich in die Lage, den Kunden praktisch alles aus einer Hand zu liefern. Und dies in der gewohnt hohen Qualität“.

In Buxtehude wird die Produktion in den kommenden Monaten so umgestellt, um die dortigen Kapazitäten optimal an die Bedürfnisse des regionalen Marktes anzupassen. Aktuell ist die Isolierglasfertigung darauf ausgelegt, Scheiben in einer Größe bis 2700 x 4500 mm zu produzieren. Da der Trend zu noch größeren Scheiben geht, planen die beiden Inhaber in Buxtehude schon bald die nötigen Investitionen zu tätigen.

Vom Händler zum Hersteller

Das Wachstumspotenzial in Norddeutschland sei definitiv vorhanden, so dass Vater und Sohn überzeugt sind, die rund 50 Beschäftigten in Buxtehude nicht nur zu halten, sondern die Mitarbeiterzahl mittelfristig sogar noch aufstocken zu können. Denn das Unternehmen ist auf Wachstum ausgerichtet.

Am Standort Sottrum gibt es zwar noch räumliche Kapazitäten, doch um richtig expandieren zu können, hat der Familienbetrieb erst kürzlich ein 9000 m2 großes Nachbargrundstück erworben, auf dem schon bald eine weitere Veredlung entstehen soll. Der Standort Buxtehude soll somit für die Fenster- und Fassadenglasfertigung ausgerichtet werden und Sottrum für die Herstellung von Interieurgläsern.

Auf die Frage der GLASWELT, ob der Name GlasVertrieb nicht irreführend sei, denn er suggeriere eher das Handeln mit Glas, lacht Jens-Uwe Geschonke: „Grundsätzlich stimmt das.“ Seiner Meinung nach wissen die Kunden mittlerweile, dass der GlasVertrieb ein echter Veredlungsbetrieb ist.

Und er ergänzt: „Anfangs bei der Gründung im Jahr 1994 lag unser Schwerpunkt tatsächlich beim Handel. Doch die Anforderungen aus dem Markt waren andere, so dass mein damaliger Partner und ich sehr schnell zusätzlich in den Aufbau einer eigenen Veredelung investiert haben. Heute macht der reine Handel in etwa 30 Prozent unseres Geschäfts aus. Die verbleibenden 70 Prozent erwirtschaften wir mit ESG und unserer Glasveredlung“, so der Firmengründer.

Den Kunden wird heute eine umfassende Palette an Bearbeitungen angeboten, unter anderem polierte Kanten, Rillenschliffe, Sandstrahlung und Farbemaillierung.

Weiter sind Lochbohrungen und UV-Verklebungen im Programm und auch Blei- und Messingverglasungen gehören mit zum Standard. „Wir bieten nicht nur vielfältige Veredlungen an, wir bieten diese zudem schnell an. Unser Ziel ist, dass Kunden maximal eine Woche nach Bestelleingang ihre Ware erhalten.“

Voraussetzung hierfür ist eine gute EDV-Anbindung der Kunden. Gerade in der Kommunikation können viele Missverständnisse auftreten und Details verloren gehen, so Nils Marschner. Um dem Vorzubeugen, geht man eigene Wege.

Kundenkommunikation fast nur per E-Mail

„Es gibt viele Möglichkeiten, um miteinander zu kommunizieren. Telefon, Handy, Fax, E-Mail sind selbstverständlich, dazu kommt vielleicht noch der Brief“, so Nils Marschner. „Und seit einiger Zeit kommen neben der Website auch noch soziale Netzwerke wie Facebook oder Whatsapp dazu. Bezieht man jetzt noch das private Büro daheim mit den gleichen Kanälen ein, wird die Anzahl der Kommunikationsmöglichkeiten fast schon unübersichtlich. Wir haben deshalb firmenintern die Notbremse gezogen und versuchen unsere Kommunikation mit den Kunden konsequent auf E-Mail-Verkehr zu konzentrieren.“

Das bedeutet in der Praxis: Bestellungen kommen per E-Mail rein und auch die Rechnungen verlassen als PDF per E-Mail das Unternehmen. Nebenbei spare dies auch Papier.

Marschner: „Natürlich werden wir die Telefone nicht abschaffen, aber wir gehen davon aus, schon bald nur noch per E-Mail mit unseren Kunden zu kommunizieren. Wir können hier eine klare Tendenz erkennen, dass besonders größere oder aber ganz junge Unternehmen verstärkt den Weg der E-Mail-Kommunikation wählen.“

Für das Unternehmen stelle diese Art der Kommunikation eine Erleichterung dar, denn so entstehen keine Diskussionen, ob eine Mitteilung angekommen ist oder nicht. Für den Kunden ist es dabei auch viel einfacher, einen Ansprechpartner hier im Hause direkt anzuschreiben.

Nils Marschner: „Natürlich haben wir Partner, bei denen die Kommunikation ausschließlich über das Telefon läuft. Aber wir stellen fest, dass dies von Jahr zu Jahr weniger wird, denn die meisten nutzen heute E-Mail. Das kommt uns entgegen.“

Auch bei den Komponenten steht die Qualität im Vordergrund

Für viele repräsentative Objekte in der Region liefert der GlasVertrieb die benötigten Funktionsgläser, z. B. für das neue Aida Entertainment Haus in Hamburg, bei dem die Fassaden mit Verbund-Sicherheitsgläsern mit digital bedruckter Folie verkleidet sind. Weiter sind viele Geschäftspassagen in der Region mit Ganzglastüranlagen ausgestattet, die vom GlasVertrieb geliefert wurden.

Montagen nimmt der Anbieter nicht vor, aber die (Tür-)Produkte werden komplett mit Beschlag und Antrieb ausgestattet durch eigene Fahrzeuge bis zur Baustelle geliefert.

Hier zahlt es sich nach den Worten von Jens-Uwe Geschonke aus, dass sein Unternehmen seit rund zehn Jahren Dorma-Systempartner ist und somit Zugriff auf das gesamte Beschlagsortiment des Anbieters hat.

Duschbeschläge werden ebenfalls größtenteils von Dorma bzw. über die provitris aus Rietberg bezogen. Als weiteren Anbieter hat der GlasVertrieb noch Pauli + Sohn im Programm, doch das Gros wird mit den Beschlägen aus Ennepetal bzw. Rietberg abgedeckt. „Mit diesen beiden Beschlag-Anbietern haben wir hochwertige Türtechnik im Programm, und wir fahren sehr gut damit. Natürlich bekommt ein Kunde auf Wunsch auch Produkte jedes anderen Anbieters geliefert“, sagt Jens-Uwe Geschonke.

Stärker im Netzwerk

Bereits seit vielen Jahren ist der GlasVertrieb Partner im Flachglas Markenkreis. Diese Mitgliedschaft lohne sich in vielerlei Hinsicht. So biete das Netzwerk Zugriff auf viele Sonderprodukte, dazu kommt die fachliche Unterstützung rund um die Normung und beim Marketing.

Geschonke: „Netzwerke sind wichtig, um ein Image zu transportieren und um neue Produkte vorzustellen.“ Gerade die Partnerschaft mit den Lieferanten des Flachglas Markenkreises schaffe Wettbewerbsvorteile. „Nehmen wir als ein Beispiel das 3-D-Lichtstrukturglas vetroLoom (Bild oben), mit dem sich völlig neue Möglichkeiten der Gestaltung mit Licht und Glas ergeben. Bei dem Produkt handelt es sich um ein Verbundglas mit einer einlaminierten lichttechnischen Folie, die dreidimensionale Lichtstrukturen entstehen lässt. Wir sind hier in der Region aktuell die einzigen, die solch ein innovatives Produkt anbieten können. Gerade bei unseren Objektkunden stößt dies auf große Resonanz, denn die Bereitschaft, in exklusive Lösungen zu investieren, ist bei vielen deutlich gestiegen“, so der Inhaber.

Ähnliches lässt sich auch über die Mitgliedschaft im Creative-Partner-Kreis sagen. In diesem Marketingverbund aus verschiedenen Verarbeitern und Herstellern hat sich der GlasVertrieb mittlerweile als der Lieferantenpartner für hochwertige und exklusive Glaslösungen etabliert. Aufträge kommen hier teilweise aus ganz Deutschland.

Das Fazit der Glasveredler

Die Anforderungen der Kunden an Glas ändern sich permanent. Glasformate werden größer und es kommen zunehmend hochwärmedämmende Scheiben zum Einsatz. „In diesem Zusammenhang verändern sich auch die Anforderungen der Kunden. Der Wunsch nach höchster Qualität ist heute selbstverständlich. Dies heißt natürlich für uns, dass Fehler nicht mehr toleriert werden. Gläser müssen nicht nur perfekt bearbeitet sein, sie müssen auch sauber und ordentlich verpackt auf der Baustelle ankommen.“

Weiter wünschen die Kunden heute einen einzigen Ansprechpartner, der sie von der Beratung über den Bestelleingang bis zur Auslieferung betreut. „Darauf haben wir uns eingestellt und die entsprechenden Strukturen geschaffen“, so Jens-Uwe Geschonke und Nils Marschner abschließend.—

Matthias Fischer

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