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Ganzheitliche Planung von Sonnenschutz

Keine halben Sachen

_ Im Sommer 2018 verzeichneten Wien und Bregenz mit 32 bzw. 16 Hitzewellentagen in Folge einen neuen Rekord. In Wien gab es insgesamt 40 Tropennächte und damit mehr als in jedem anderen Sommer seit Messbeginn. Die Sommertauglichkeit von Wohnräumen, Klassenzimmern und Büros wurde auf eine harte Probe gestellt und für viele Menschen, Tiere und Pflanzen stellten die außergewöhnlichen Werte eine große Herausforderung dar. Der Klima- und Energiefonds präsentierte Mitte September einen europaweit einzigartigen Sachstandsbericht, der vor gesundheitlichen Risiken des Klimawandels warnt.

„Dieser Bericht verdeutlicht, dass wir uns in den nächsten Jahren auf vier zentrale Bereiche konzentrieren müssen: Hitze, Allergien, Extremwetterereignisse und neue invasive Insektenarten“, betont Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds.

Dauerbrenner Sommerhitze

Im Bausektor stellt die Vermeidung sommerlicher Überhitzung die größte Herausforderung dar. Dies bestätigt auch die diesjährige Expertenbefragung „Zukunft Bauen“. Denn egal wie heiß es draußen ist: Drinnen wollen wir behaglich wohnen. Demzufolge zeigt ein genauerer Blick auf die heutigen Ergebnisse, dass dieses Thema für 70 % der Befragten „sehr wichtig“ ist, für weitere 25 Prozent „wichtig“ – „unwichtig“ ist es für niemanden. Dazu Johann Gerstmann, Sprecher des Bundesverbandes Sonnenschutztechnik: „Dieses Überwärmungsproblem müssen wir mit sogenannten passiven Maßnahmen lösen. Dies beinhaltet zum einen die Hitzeprävention am Tag und zum anderen eine wirksame Nachtauskühlung.“ Untertags muss daher das Gebäude bestmöglich vor eindringender Sonneneinstrahlung geschützt werden. Andernfalls muss die solare Wärme – die Sonne strahlt immerhin mit bis zu 1 kW/m2 auf die Fenster – künstlich weggekühlt werden. Ein Vorgang, der wiederum je nach Art des Kühlsystems viel Energie kosten kann und die Außenluft zusätzlich aufheizt. Die Nachtauskühlung wiederum führt die in den Räumen gespeicherte Wärme nach außen ab, um das Gebäude fit für den nächsten Sommertag zu machen.

Achtung Dunkelfalle!

Doch beim wichtigen Schutz gegen Überwärmung darf die ausreichende Versorgung mit natürlichem Tageslicht nicht in den Hintergrund geraten: Denn Kunstlicht kann Tageslicht und dessen biologische, physiologische und psychologische Wirkung nicht ersetzen. Nur den Energieeintrag zu sehen, würde bedeuten, auf zahlreiche positive Aspekte zu verzichten: Raumwirkung, Motivations- und Leistungssteigerung, Synchronisierung der inneren Uhr, Stärkung des Immunsystems etc. sind eng an die ausreichende Versorgung mit biologischem Licht geknüpft. Gerstmann: „Es gibt mehrere Methoden, Gebäude gegen zu viel Sonneneinstrahlung zu schützen, aber nur wenige, die einem ganzheitlichen Anspruch gerecht werden.“

Sonnenschutzglas wirkt, indem es das Lichtspektrum verändert: Es werden dabei über unsichtbare Schichten ganz gezielt einzelne Lichtspektren teilweise oder sogar zur Gänze gefiltert. Jedes Sonnenschutzglas kappt in der Regel das Infrarotlicht, das unser Körper evolutionsbedingt benötigt, und reduziert auf diese Weise den Energieeintrag um ca. 50 Prozent. Das reicht aber nicht aus, um vor Überwärmung zu schützen – weshalb in weiterer Folge gezielt das sichtbare Licht vermindert wird. Zudem haben diese Gläser oftmals einen Farbstich, der dazu führt, dass selektiv verändertes Tageslicht zu Mensch, Tier und Pflanzen in den Innenraum gelangt. Diesem fehlt ein beträchtlicher Teil seiner biologischen Wirkung! Je komplexer Verglasungen werden, umso geringer und qualitativ schlechter ist deren Lichtausbeute! Gerstmann: „Unterm Strich ist die Energiebilanz von Sonnenschutzgläsern und Fenstern mit Sonnenschutzfolien ziemlich dürftig. Beide reduzieren permanent den Eintrag von Sonne und Licht. Das reduziert zwar den Kühlenergiebedarf, steigert jedoch den Energiebedarf fürs Heizen und Beleuchten. Gerstmann abschließend: „Sommertauglichkeit von Gebäuden ist auch in Zeiten der Klimaerwärmung mit passiven Technologien wie Raffstoren, Markisen etc. möglich. Es bedarf allerdings einer ganzheitlichen Betrachtung und einer integralen Planung!“—

www.bvst.at

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