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Die Leviten gelesen - BF-Glaskongress in Weimar

In Weimar hatte man Anfang April als Besucher den Eindruck, die Glasbrache sei guter Dinge. Doch ist das wirklich der Fall? Hört man die jüngsten Prognosen des Verband Fenster+Fassade (VFF), dass im deutschen Fenstermarkt in 2014 ein Zuwachs von 4,7 Prozent zu erwarten sei, sollte man davon ausgehen, dass dies positive Auswirkungen auf die Isolierglasbranche haben müsse.

In Weimar wurde am Rande der Tagung unter den Teilnehmern das Phänomen diskutiert, dass die Isolierglas-Anbieter trotz aktuell hoher Nachfrage mit schlechten Preisen zu kämpfen hätten. Als mögliche Gründe wurde ein gesättigter Markt mit ausgereiften Produkten genannt sowie eine große Zahl an Anbietern und entsprechenden Folgen für das Preisniveau.

Was die Marktentwicklung angeht, legte Martin Langen, Geschäftsführer der M+L Marktdaten GmbH, aktuelle Zahlen aus der deutschen Glasbranche vor. Diese Daten waren im Auftrag des Bundesverbands Flachglas erhoben worden.

Die Zahlen der Glasbranche auf den Tisch gelegt

Nach Auskunft von Martin Langen lag in Deutschland der Absatz von  Floatglas im letzten Jahr bei 131,984 Mio. m²(+2,6%), Isolierglas lag bei 27,183 Mio. m² (+2,6%). Darüber hinaus werde Isolierglas in Deutschland heute zu rund 60 Prozent mit Warmer Kante gefertigt.

Bei VSG wurden Absätze von 26,074 Mio. m² (+6,2%) erreicht. ESG musste im vergangenen Jahr hingegen mit 17,024 Mio. m² (-6,4%) deutliche Rückgänge hinnehmen. Nach den Untersuchungen von Langen lag der Anteil von 3-fach-ISO im vergangenen Jahr bei 57 Prozent. Das Volumen bei 3-fach-Verglasungen vergrößert sich zunehmend und tendenziell sei eine gute Entwicklung zu beobachten. Weiter halte der Trend nach großen Glasformaten an, da Architekten und Verbraucher zunehmend größere Scheibenformate fordern.

„Ihre Toleranzen sind nicht unsere Toleranzen“
Stellvertretend für die Fenster- und Fassadenbauer hatte Franz Hauk, Obmann des Technischen Ausschuss des VFF, einen Forderungskatalog für die Glasbranche mitgebracht. Explizit stellte Hauk die Fertigungstoleranzen bei Isolierglas und anderen Glasarten infrage: „Ihre Toleranzen sind nicht unsere Toleranzen.“

Die immer komplexeren Fenster- und Fassadenkonstruktionen verlangen genauere Gläser. Bei den ausgelieferten Verglasungen seien häufig die angegebenen Glastoleranzen um mehrere Millimeter überschritten. Dies könne zu massiven Problemen für den Fenster- und Fassadenbauer führen. Als Beispiel nannte er Sicherheitselemente, bei denen der Fassadenbau mit sehr engen Toleranzen arbeiten muss. Hier sei Maßhaltigkeit oberstes Prinzip.

Weiter stellte er fest, dass bei 3-fach-Isolierglas häufig von den Gewerbe- und von den Endkunden ein Versatz von Innen- und Außenscheibe sowie der Abstandhalter bemängelt werde. Auch wenn solches glastechnisch in Ordnung sei, optisch werde es von den Verbrauchern nicht akzeptiert.

Ziel des Bundesverband Flachglas und des Verbands Fenster und Fassade müsse es sein, gemeinsam neue Toleranzen zu erarbeiten, die beiden Branchen gerecht werden. Hier wolle man sich zusammensetzen, um ein gemeinsames Vorgehen zu erarbeiten.

Der Markt im Euroraum stabilisiert sich

In seinem Vortrag Eurokrise: „Licht am Ende des Tunnels“ stellte Prof. Dr. Peter Bofinger, einer der fünf Wirtschaftsweisen, die Frage: „Stehen wir vor einer weiteren Finanzkrise?“ Dies sei nicht der Fall, machte er den Anwesenden Mut. Es sei nicht erkennbar, dass wie damals bei der von der Immobilienkrise ausgelösten Finanzkrise ein vergleichbares Szenario wieder eintrete. Bofinger: „Aktuell stabilisiert sich im Euroraum die Lage. Dennoch haben wir schwere Folgewirkungen aus der Finanzkrise zu verkraften.“

Die Prognosen für 2014 stimmen jedoch zuversichtlich: Fast alle EU Länder verzeichnen wieder positive Wachstumsraten.

Matthias Rehberger