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Näher dran. Mehr drin.

BF-Präsident Dreisbusch: “Wir erwarten gute Zuwächse im Wohnbau."

„Ich sehe das laufende Jahr - gerade mit Blick auf die gute Entwicklung im Wohnbau – positiv“, sagte Thomas Dreisbusch, der Präsident des Bundesverbands Flachglas beim Kongress in Rostock. „In 2012 wurden 214000 Wohnbaugenehmigungen freigegeben, das ist ein Plus von rund 7 Prozent. Dieser Trend wird sich wohl auch 2013 fortsetzen." Allerdings lasse sich laut Dreisbusch die Preissituation noch deutlich verbessern. „Wir müssen weiter daran arbeiten, dem Verbraucher das Wissen um die positiven Qualitäten von Glas sowie seine vielfältigen Funktionen näher zu bringen, um so auch die entsprechenden Priese dafür zu erzielen."

Die Energiepreise für Hersteller und Verarbeiter werden noch deutlich teurer werden, das unterstrich Dr. Felix Christian Matthes vom Öko-Institut, Berlin, in seinem Vortrag "Klimawandel - Die wohl größte Herausforderung der Menschheit“. „Die Stromkosten können nicht einmal Ansatzweise auf aktuellem Niveau bleiben. Machen Sie sich auf deutlich steigende Kosten gefasst."

Politische Sprengkraft

Angeregte Gespräche bei der Ausstellung im Foyer. - Matthias Rehberger, GLASWELT - © Matthias Rehberger, GLASWELT
Angeregte Gespräche bei der Ausstellung im Foyer. - Matthias Rehberger, GLASWELT
Die Energiepreisentwicklung betreffe auch den Gebäudesektor: „Sind die Nebenkosten noch bezahlbar?", so Matthes. Diese Frage berge eine hohe politische Sprengkraft. Hier falle der energetischen Sanierung eine tragende Bedeutung zu. Die Gebäudesanierung müsse aber auch zügig angegangen werden: „Wird der Sanierungszyklus zu lange hinausgezögert, wird es extrem teuer, die notwendige Maßnahmen umzusetzen. Weisen Sie Ihre Kunden darauf hin", so Matthes, „denn mit Isolierglas haben Sie ein tolles Produkt, dass bei der Energieeinsparung einen wichtigen Beitrag leistet.“

Prof. Dr. Franz Feldmeier, Hochschule Rosenheim, stellte ausgewählte Forschungsprojekte zu Isolierglas vor: „Was uns weiter beschäftigen wird, ist die Verbesserung der Wärmedämmung beim Isolierglas. Es ist dringend erforderlich, dass künftig bei den Anforderungen an Glas und Fenster auch die Wärmegewinne mit berücksichtigt werden. Gerade bei der Bewertung von Glas gegenüber von nichttransparenten Bauteilen (Stichwort: U- und Psi-Wert Olympiade) werde dies nicht mit berücksichtigt und Glasprodukte werden so nur unzureichend bewertet.

Mit 4-fach-ISO in die Zukunft?
„Fenster der Zukunft für 0-Energie-Gebäude" ist ein spannendes internationales Forschungs-Vorhaben bei dem auch Prof. Feldmeier involviert ist. Eine der Überlegungen seitens der Projektpartner sei es, Gläser mit einem Ug-Wert von 0,3 W/m2K zu entwickeln. Dies solle mit schaltbaren 4-fach-Verglasungen (variabler g-Wert) möglich werden. Für die Umsetzung hätten die Partner als Idee ultradünne (1,3 mm stark), vorgespannte Gläser bzw. Glasmembranen in die Diskussion geworfen. Wie und ob das aktuell umsetzbar sei, wäre allerdings noch offen, so Feldmeier.

Prof. Franz Feldmeier - Matthias Rehberger, GLASWELT - © Matthias Rehberger, GLASWELT
Prof. Franz Feldmeier - Matthias Rehberger, GLASWELT
Ein wichtiges Thema mit dem sich die Branche bei 3-fach-ISO auseinandersetzen müsse, sei der Randverbund und dessen Einfluss auf die Lebensdauer von Isolierglas. „Vorsicht, vermeiden Sie kleine Scheiben. Bei der Randbelastung (Klimalast) wird eine Quadratscheibe am stärksten belastet.“ Den größten Einfluss übe dabei die Glasdicke aus: Je dicker eine Scheibe, desto höher die Beanspruchungen auf den Randverbund. Die Belastung des Randverbunds sei bei 3-fach-ISO im ungünstigsten Format etwa 20% höher als bei 2-fach-ISO. Bei größeren Kantenlängen ist eine niedrigere Randlast zu beobachten, wobei der Scheibenabstand einen verstärkten Einfluss ausübt.

Aktuell, so Feldmeier, wurde für die Messung der Durchbiegung eines Isolierglases eine neue Messmethode (experimentelle Untersuchung) mittels Photogrammetrie getestet. Bei kleinen Scheiben funktioniere die neue Methode sehr gut. Prof. Feldmeier: "Ich war sehr überrascht über die große Übereinstimmung der Ergebnisse der neuen Methode gegenüber dem herkömmlichen Herangehen. Die neue Theorie stimmt."

Druckentspanntes Isolierglas
Neue Untersuchungen zur Umsetzbar von druckentspannten Mehrscheiben-Isolierglas würden aktuell durchgeführt. Der Druckausgleich lasse sich über ein Druckausdehnungsgefäß (Membran), ein offenes Rohr (mit Filter und Trocknung) sowie über offene Kapillare umsetzen. Bei solchen Gläsern handelte es sich nicht mehr um ein nach Definition hermetisch abgeschlossenen Isolierglases. Diese Forschungen seien noch am Laufen.

Zum Thema Randverbund hat der Arbeitskreis Warme Kante ein neues Test-Konzept entwickelt, bei dem die Isolierglasscheibe komplett in Längsrichtung mit Abstandhaltern gefüllt wird, statt nur am Rand. Damit könne jetzt ein Abstandhalter-System schnell und genau mit weniger Aufwand als bisher getestet werden. Feldmeier: „Das neue Messverfahren ist als Grundlage der BF-Daten-Blätter für die verschiedenen Warme-Kante Systeme geeignet.“
Das neue Messverfahren zur Bestimmung der äquivalenten Wärmeleitfähigkeit von Abstandhaltern diene zudem für das ift Rosenheim als Basis für eine Richtlinie zur Äquivalenten Wärmeleitfähigkeit der Warmen Kante.

Emotional verkaufen reicht nicht mehr
Zufrieden über mehr als 150 Teilnehmer zeigte sich BF-Geschäftsführer Jochen Grönegräs. - Matthias Rehberger, GLASWELT - © Matthias Rehberger, GLASWELT
Zufrieden über mehr als 150 Teilnehmer zeigte sich BF-Geschäftsführer Jochen Grönegräs. - Matthias Rehberger, GLASWELT
„Verkaufen Sie auch Technik und technische Kennwerte", lautete das Statement von Prof. Peter Wippermann, vom Trendbüro. Neben der Emotionalisierung der Produkte müsse der Glasanbieter auch die technischen Leistungsmerkmale von Gläsern transparent machen. „Der Verbraucher will mehr denn je wissen, was Glasprodukte leisten können, um sie für sich vergleichbarer zu machen. Geben Sie ihm die Zahlen und Werte", forderte er die anwesenden Verarbeiter und Anbieter auf.

„Ohne Bausparer keine Energiewende“, hieß es in dem erfrischenden Vortrag von Dr. Matthias Metz, Vorstandsvorsitzender der Bausparkasse Schwäbisch Hall AG. „Die klimapolitischen Ziele lassen sich nur gemeinsam mit den Wohneigentümern erreichen. Und entsprechende Gelder sind vorhanden.“ Bei den Bauspar-Einlagen lägen rund 135 Mio. Euro Guthaben, davon seien 40 bis 50 Mio. Euro „sofort“ zuteilungsreif. Das entspricht rund 1 Million energetischer Sanierungen im Bestand. Metz: „Ohne Förderanreize wird es bei uns keinen Durchbruch bei der Energiewende geben."

Auf dem Glaskongress wurden bei den Vorstandswahlen Dr. Klaus Huntebrinker (Isolar-Gruppe) und Thomas Stukenkemper (Flachglas Markenkreis) wiedergewählt. Der Vorstand umfasst damit aktuell Thomas Dreisbusch als Vorsitzenden sowie Jürgen Halbmeyer (Sanco Glas), Michael Dobbe (Teuto Glas) und Wolfgang Heuser (Südwestglas).

In Rostock wurde auch das 30-jährige Jubiläum der Gütegemeinschaft Mehrscheiben Isolierglas (GMI) gefeiert. Geschäftsführer Jochen Grönegräs erläutert die aktuellen GMI-Aktivitätenim Gespräch mit der GLASWELT. Der nächste Glaskongress findet 2014 in Weimar statt.

Matthias Rehberger

Mein Tipp: Am Rande des Glaskongress' 2013 befragte die GLASWELT André Hempel, Referent im Bundesbauministerium (Referat B12), zum aktuellen Stand der kommenden EnEV-Novellierung. Details finden Sie hier.