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Kommentar

Firmen versus Kunden

Am 4. April habe ich in München die Photovoltaik-Glas-Konferenz besucht, die im Rahmen der Photovoltaic Technology Show Europe 2008 stattfand. Dort wurden die für die Solarbranche benötigten Glasmengen und -qualität diskutiert. Die Glasindustrie sagte, dass die Qualität von Float ausreiche, ohne wirklich auf die Bedürfnisse der Solarbranche einzugehen: Und wieder habe ich mich gewundert, wie sich die Glasindustrie gegenüber dem Markt verhält: Typisch oligopolistisch.

Ich habe selten erlebt, dass sich alle Beteiligten gegenseitig so widersprochen haben. AGC, Saint-Gobain und Scheuten vertraten die Glasindustrie und standen der SolarGlas AG, Centrosolar und TU Freiburg gegenüber. Glasindustrie versus Kunde/Wissenschaftler. In 2007 wurden 41 Mio. m2 PV-Module produziert, bis 2012 sollen es 370 Mio. m2 pro Jahr werden. Hierzu werden große Mengen Glas benötigt.

Wenn Sie meinen, dass die Glasindustrie kundenfreundlich denkt, liegen Sie leider falsch! Nein, die Industrie denkt, wir haben etwas, das der Markt braucht, man muss bei uns kaufen. Dabei bewegen wir uns seit Jahren in einem Verkäufermarkt, aber das weiß die Glasindustrie selbst noch nicht; oder sie denkt, darüber dürfe man nicht reden, sonst könnte es ein Kunde hören.

Im Automobil-Markt werden Zulieferer meistens in die Entwicklung mit einbezogen, um die Produktion und Qualität zu optimieren. Glasverarbeiter die hier tätig sind kennen das, und folgen dem Kunden. Die Entwicklungen dort beim Glas (Siebdruck, Klebetechnik, Glasdächer für Autos) sprechen für sich.

Und jetzt die Solarbranche: Hier dient sich ein riesiger Markt der Glasindustrie an, und diese ist so arrogant, nicht auf ihre potenziellen Kunden zu hören, die sich um Kapazitäten sorgen bzw. darum, ob Float so gut wie Maschinenglas ist. Die Antwort der Industrie: wir haben Überkapazitäten, Floatqualität reicht aus, schluckt unsere Produkte – Punkt. Tatsache ist: die SolarGlas AG wird ihre eigene Maschinenglasherstellung aufbauen, sie verzichtet auf Float aus der Industrie. Die Geschichte wiederholt sich: Nachdem er mit der Glasqualität am Markt nicht zufrieden war, produzierte der Autohersteller Ford sein eigenes Glas für das T-Modell.

Damen und Herren, kommt von eurem Thron herunter und bewegt euch wieder auf dem Boden der Tatsachen. Hört den Kunden zu, gebt ihnen, was sie haben möchten, an Mengen und an Qualität!

Ihr Paul Bastianen p.bastianen@planet.nl | Mobil (+31) 6 43 88 87 28

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