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Versagen von Isoliergläsern

Randverbund auf Reisen

Ausgangssituation: Eine Hallenbadfassade ist mit über 1000 Isoliergläsern bestückt: Bei vielen ISO-Einheiten gab es Ablösungen des Randverbunds (). Der Primärteil des Randverbunds wölbte sich teilweise schlangenförmig in den Scheibenzwischenraum (SZR). Der Sachverständige sollte klären, ob die Ablösungen durch einen mangelhaften Randverbund begründet waren oder ob andere Ursachen vorliegen.

Die Situation beim Ortstermin

Beim Ortstermin im Hallenbad stellte der Gutachter folgende Punkte fest:

  • In der vorliegenden Pfosten-/Riegelkonstruktion hat sich bei rund 80 Prozent der Isoliergläser der Primärteil des Abstandhalters (in der Regel im Eckbereich der Vertikalkanten) gelöst und in den SZR gebogen (Bild 01).
  • Die ISO-Scheiben sind zur Innenseite des Hallenbades allseitig gelagert und in Neopren-Profile eingebettet. Die Scheibenunterkanten stehen auf zwei Aluminium-Klötzen auf, die teilweise chemisch angegriffen und stark geschädigt sind ().
  • Nach außen werden die Isoliergläser horizontal durch verschraubte Glashalteleisten gehalten (). In die vertikalen Glasstöße ist ein Silikonprofil eingelegt. Der Glasstoß wurde dann von innen und außen mittels Silikon geschlossen ().

Die Fassadenkonstruktion wurde geöffnet. Die äußeren Glashalteleisten wurden entfernt und die vertikalen Glasstöße aufgeschnitten. Dabei zeigte sich: die Abdichtung, Belüftung und Entwässerung des Glasfalzes waren vollkommen unzureichend. Die raumseitig notwendige, dampfdichte Verglasung war mangelhaft ausgeführt worden. Im Glasfalz wurde ein erheblicher Feuchtigkeitsbefall festgestellt ().

Mithilfe einer labortechnischen Untersuchung von Feuchtigkeitsproben, die dem Glasfalz entnommen wurden, lies sich nachweisen, dass die Feuchtigkeit im Falz chlorhaltig war. Damit musste das eingedrungene Wasser aus dem Hallenbad stammen. Die weißen Partikel eines geschädigten Aluminiumklotzes () sind das Ergebnis einer Korrosion der Klötze unter Einfluss der chlorhaltigen Atmosphäre.

Darum löste sich der Randverbund

Bei den vorliegenden Isolierglasscheiben ist der Randverbund zweistufig aufgebaut. Er hat zum Scheibenzwischenraum eine Primärdichtung, die nach außen durch eine Sekundärdichtung „geschützt“ ist. An der Grenzfläche der Sekundär- zur Primärabdichtung findet keine Haftung statt. Die im Glasfalz vorhandene Feuchtigkeit diffundiert durch die Sekundärdichtung in den Spalt zwischen Sekundär- und Primärdichtung, was dann zum Ablösen der Primärdichtung von den seitlichen Glasflächen führte.

Ursachen des Versagens

Die vorgefundene Ausführung der Verglasung entspricht nicht den extrem hohen Anforderungen, die in Hallenbädern an die raumseitige Abdichtung gegen Feuchtigkeit zum Schutz des Isolierglas-Randverbunds gestellt werden. Die Verglasung war nicht dicht, sodass Feuchte in den Glasfalz der Konstruktion eindringen konnte.

Ein solcher Feuchtigkeitsbefall führt über kurz oder lang immer und bei jedem geklebten Glasrandverbund zu Ablösungen und zum Undichtwerden des Isolierglases.

Das Einströmen bzw. das Eindiffundieren von extrem feuchtwarmer Raumluft mit einem hohen Chlor- und Reinigungsmittelanteil in die Glasfalze, geht mit einem starken chemischen Angriff auf den Glasrandverbund einher.

Im vorliegenden Fall war der chemische Angriff stellenweise so intensiv, dass bereits die Glasträger (Klotzunterlage) aus Aluminium stark angegriffen wurden ().

Der vorgefundene sehr chlorhaltige Feuchtigkeitsbefall im Glasfalz ist mit Sicherheit im Wesentlichen die Ursache für die Ablösungen der Primärabdichtung des Abstandhalters von den seitlichen Glasoberflächen.

Das Fazit des Gutachters

Feuchtigkeit ist der Feind eines jeden geklebten Randverbunds. Gerade an Verglasungen von Hallenbädern muss man an die Dichtigkeit des Glasfalzes allerhöchste Anforderungen stellen.

Die raumseitig notwendige dampfdichte Verglasung ist zu gewährleisten, da in Schwimmhallen eine extrem hohe Luftfeuchte herrscht. Gleichzeitig muss die Funktionstüchtigkeit des Dampf­druckausgleiches nach außen eingehalten ­werden.

Diese drei Punkte – Undichtigkeitig der Verglasung innen, unzureichende Entwässerung des Glasfalzes sowie ein unzureichender Dampfdruckausgleich nach außen – waren im vorliegenden Fall die Ursache, dass Feuchtigkeit in den Glasfalz gelangen konnte, was wiederum zum Versagen der ISO-Scheiben führte.—

Der Autor

Dipl. Ing. Wolf-Dietrich Chmieleck ist öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Glastechnik und Glasanwendung.

IGA Institut für Glas-Anwendung

Tel. (0 23 02) 7 53 83

iga@chmieleck.de

https://www.iga-chmieleck.de/

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