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Lackierte Gläser

Ganz schön bunt hier

Der Glaser hat heute die Möglichkeit, bereits fertig beschichtete farbige Glastafeln zu beziehen oder Glas selbst zu beschichten, d.h. zu lackieren. Beim Lackieren setzen die verschiedenen Verfahren unterschiedliche Werkstattausstattungen (z.B. Öfen, Spritzanlage etc.) voraus.

Keramische Siebdruckfarben werden ab ca. 600 °C auf das Glas eingebrannt. Bei 2K-Glaslacken reicht eine thermische Nachbehandlung zwischen 20 °C und 200 °C aus. Wasser- und Lösemittelglaslacke sind als 2K-Lacke in allen NCS, RAL, RAL-Design und vielen Sonderfarbtönen in Kleinstgebinden ab 1 kg verfügbar. Die Palette der keramischen (Siebdruck-) Farben, die sich einbrennen lassen, ist weniger umfangreich.

Abhängig vom jeweiligen Anwendungsbereich bietet jede der beiden ­Applikationstechniken sowohl Vor- als auch Nachteile. So ist die Deckkraft der keramischen Farben, bedingt durch die geringe Auftragsstärke, nicht mit der der Nasslackierungen vergleichbar, wobei die UV-Beständigkeit der Nasslacke noch nicht vergleichbar mit der UV-Beständigkeit der keramischen Farben ist.

Mit dem letzteren Verfahren stehen vielfältige Möglichkeiten der Gestaltung und der Applikation offen, wie z.B. im Airbrush-Verfahren, durch Sandstrahlen oder mehrfarbige Teillackierungen auf ein- und derselben Glasscheibe. Weiterhin können auch Kombinationen wie Elektrolumineszenz-Lichttechnik (Lack der leuchtet, wenn er unter Strom gesetzt wird), ­Digitaldruck (mit Klarlackauftrag vorab als Primer) und einer auf das Glas keramisch aufgebrachten Widerstandsheizung (Strahlungswärme) eingebracht werden. Effektfarben in Tages- und Nachtleucht-Kombinationen, Thermo­lacke, Perlglanz- und Metallic-Farbtöne sind in den verschiedensten Kombinationen im Kleingebinde anmischbar.

Interieur im Fokus

Designer und Innenarchitekten setzen heute im Neubau sowie bei Sanierungen zunehmend farbige Gläser ein, insbesondere im Interieur. In Küchen und Bad wird buntes Glas oft als Ersatz für Fliesen eingesetzt. Bei flächiger Belastung des Glases sollte dabei ESG aufgrund seiner erhöhten Spannungseigenschaften zum Einsatz kommen. Solche Interieurgläser haben auch den Vorteil, dass die Reinigung der Glasoberfläche einfacher ist als bei Fliesen.

Wie kann man mit Farben veredeln?

Beim Lackieren und Bedrucken von Glas gilt es immer, die Verarbeitungsrichtlinien und Hinweise der Hersteller genau zu beachten. Bei der Verwendung von Nasslacken spielen zwei Kriterien eine wichtige Rolle. Zum einen die richtige Vorbehandlung des Glases, mit den dafür vom Hersteller empfohlenen Reinigern, zum anderen ist es wichtig vor dem Lackieren zwischen Zinn- und Luftseite des Glases zu unterscheiden. Auf der Zinnseite kann es zu einer Haftverringerung des Lackes von bis zu 60 % kommen. Je nach Verwendungszweck des lackierten Glases (dekorativer Bereich, Feuchtraum, Verklebungen …) muss der Verarbeiter dies berücksichtigen.

Lack hat den Vorteil, dass sich damit jede Glasdicke und alle Glasprodukte (Float, Ornament und Sicherheitsglas) veredeln lassen. Dies gilt auch, wenn ESG, VSG oder TVG sowie deren Kombinationen gefordert werden. Auch hierbei ist ein nachträgliches Lackieren kein Problem.

Bei der Gestaltung von lackierten Gläsern kann auf Veredelungsmaßnahmen wie Sandstrahlungen, Ätzungen und mehrfarbiges Lackieren zurückgegriffen werden, um optische Effekte zu erzielen. So können matte und glänzende Effekte sowie unterschiedliche Farben in einem Element umgesetzt werden. Für die Bedarfskalkulation kann ein ungefähres Verhältnis von 1 kg verarbeitbarem Lack zu einer lackierten Fläche von ca. 3 m2 angenommen werden. Vor dem Lackiervorgang muss das Glas mit einem Spezialreiniger gereinigt werden. Danach wird von einer unterwiesenen Fachkraft der Lack im Sprühverfahren aufgebracht. Die lackierten Gläser können je nach Trocknungsbedingungen nach 1 bis 3 Tagen weiterverarbeitet werden.

Für die Montage von (lackierten) Gläsern eignen sich, je nach Anwendungsbereich, neutral vernetzende Silikone, Spiegelklebebänder und mechanische Sicherungsmethoden wie Punkthalter-Systeme. Um eine bestmögliche Kompatibilität zu gewähren, sollten nur Klebstoffe verwendet werden, die bereits vom Hersteller zugelassen sind. Die jeweiligen Glasflächen müssen vor dem Verkleben immer gereinigt werden. Zugelassene Produkte in Verbindung mit Glaslacken der Firma Peter Lacke sind z.B. vom Hersteller Sika die Kleber Sikasil SG-500 oder SG-20. Sehr gute Prüfergebnisse wurden an der Glasfachschule Hadamar mit dem Spiegelklebeband 4611 von 3M und dem Dow Corning 895 des gleichnamigen Herstellers gemacht.

In Duschen und an Fliesenspiegeln in Küchen kann im Kantenbereich eine Versiegelung vorgenommen werden, um eine Hinterwanderung von Feuchtigkeit zu vermeiden. Eine Feuchtigkeitsbildung zwischen Wand und Glas ist kein Problem, wenn die anfallende Feuchtigkeit abtrocknen kann, allerdings sollten keine lackierten Gläser permanent „im Wasser“ stehen.

Glas fertig lackiert beziehen

Das Farbglas Lacobel des Herstellers AGC Flat Glass Europe, das im Online-Verfahren produziert wird, kann in 25 Standardfarben als fertig lackierte Glastafel (in 4 und 6 mm Float) bestellt werden, sodass es der Glaser nur noch auf Maß zuschneiden muss. Dieses Farbglas wird in Standardgrößen von 3,21 m x 2,55 m gefertigt. Übergrößen, Sonderfarben und andere Glasstärken gibt es auf Anfrage. Eine thermische Nachbehandlung dieser Gläser ist nicht möglich.

Kanten polieren, Bohren und Senken ist mit entsprechenden Werkzeugen möglich, dennoch muss mit erhöhter Sorgfalt gearbeitet werden, da die Lackschicht eine gewisse Kratzempfindlichkeit aufweist. Diese ist vergleichbar mit der von Spiegelbelägen.

Beim Zuschnitt ist eine neutrale Schneidflüssigkeit in kleinstmöglicher Dosierung zu verwenden und bei der Kantenbearbeitung ein PH-neutrales Kühlmittel.

Das meinen die Autoren

Mit lackierten Gläsern kann auch der kleine Glaserbetrieb, teils mit relativ geringem Aufwand, neue Märkte erschließen. Denn (farbig) lackierte Gläser sind vielseitig einsetzbar und lassen sich gut verarbeiten. Insbesondere im Interieur lassen sich Räume mit solchen Gläsern aufwerten.—

Die Autoren

Die angehenden Glastechniker Roman Martens und Kevin Wappler studieren an der staatlichen Glasfachschule Hadamar. Die Technikerklasse des 1. Jahrgangs behandelt unter Dozent Franz Jörg Dall in einer GLASWELT-Serie aktuelle Glasthemen.

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