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Ganzglastüranlagen aus ESG

Wie sicher ist sicher?

Auch wenn Ganzglastüranlagen keine lastabtragende Wirkung haben, lohnt es, einen Blick auf die Sicherheitsaspekte zu richten. Nicht nur für Planer und Handwerker ist es wichtig, die Besonderheiten von Ganzglastüren zu kennen, sondern auch für den Nutzer. Diese sind in der Regel Laien in Bezug auf die materialspezifischen Eigenschaften von Glas. Anhand des Maßnahmenkatalogs kann dem Nutzer ein Produkt-Pass zum sicheren Umgang mit Glastüren gegeben werden. Zugleich kann er für Hersteller ein Qualitätssiegel werden.

Im Ladenbau finden großformatige Schwenk- und Schiebetüren bzw. Schiebefalttüren Verwendung. Dabei werden die Scheiben meist punktuell mit Beschlägen befestigt. In Bürogebäuden werden großteils Schwenktüren verbaut.

Die Definition von Sicherheit im Hinblick auf Türanlagen aus ESG ist nicht eindeutig, da Sicherheit als „kein Bruch“ ausgelegt werden kann, aber auch im Sinne von „keine Verletzung“. Im Bauwesen wird für die Sicherheit gegen Bruch üblicherweise das Kriterium der begrenzten Schadenswahrscheinlichkeit berücksichtigt. Für die Sicherheit im Versagensfall gilt es, mögliche Verletzungen so gering wie möglich zu halten, was in der Regel durch die Vermeidung gefährlicher Bruchstücke erreicht wird.

Schadensszenarien

In sechs Bereichen können Schäden auftreten. Diese umfassen den eingesetzten Werkstoff, die Konstruktion, die Ausführung, die Nutzung, die Wartung und externe Ereignisse:

  • Bei Werkstoff/Material sind Schäden aufgrund der Festigkeit, der Kantenbeschaffenheit sowie Nickel-Sulfid-Einschlüsse möglich.
  • An der Konstruktion können Schäden infolge von Zwängung, Steifigkeitsverhältnissen und der Anwendungstechnik auftreten.
  • Die Auflagerung, der Einbau und mögliche Systemänderungen bei der Montage können ebenso zu Schäden führen.
  • Unsachgemäße Bedienung sowie Verschmutzungen an der Lauffläche, Verkeilungen oder Beschädigungen der freien Kanten (z.B. Einkaufswagen) können zum Bruch führen.
  • Ähnliches gilt für Wartung durch ungeschultes Personal, sowie zu große Wartungsintervalle.
  • Externe Schäden, insbesondere im Außenbereich, können durch Vandalismus entstehen.

Schadensszenarien, die aufgrund von Überbeanspruchung zum Bruch von Glastüren führen sind: flächige Lasteinwirkung (Wind); lokal, verteilte Einwirkung (z.B. Anlehnen von Gegenständen); lokale Krafteinwirkung (Verkeilungen); nicht materialgerechte Beschläge (z.B. Kontakt von Glas und Stahl). Hinzu kommen Montagefehler, Einbau unter Zwängung, Überbeanspruchung durch dynamische Einwirkungen (z.B. Anprall), sowie Kantenverletzung am unteren Rand durch Fremdkörper, etwa durch Steinchen.

Maßnahmenkatalog für Nutzer

Die Anwendung von Bauwerksdokumentationen hat in den letzten Jahren vor allem hinsichtlich Nachhaltigkeitsaspekte großen Zuspruch gefunden. Neben den Bestandteilen des Gebäudes sind dort auch Informationen zur Instandhaltung, zum energetischen Standard oder zu konstruktiven Details enthalten.

In Anlehnung an solche Dokumentationen kann auch ein Maßnahmenkatalog zur Anwendung von ESG-Türen verstanden werden: Aus Sicht des Eigentümers/Betreibers stellt dieser Katalog Informationen bereit, um das Bauteil/Bauelement zielgerichtet, sicher und dauerhaft zu nutzen. Hierzu sollten alle Planungs- und Entwicklungsstufen einer Ganzglastüranlage enthalten sein. Denkbar ist eine Gliederung, in der sich die bereits genannten Bereiche Material, Konstruktion, Ausführung, Nutzung, Wartung und externe Ereignisse wiederfinden. Dabei sollten die Materialeigenschaften aufgenommen, und vor allem für Laien verständlich beschrieben bzw. dargestellt werden. Zudem könnte jeder Hersteller, die für das jeweilige Produkt zutreffenden, speziell zu berücksichtigenden Eigenschaften einfügen.

Mit relativ einfachen Mitteln lässt sich ein solcher Maßnahmenkatalog zur Erhöhung der Sicherheit und zur Vermeidung von Schäden im Umgang mit großformatigen Ganzglastüranlagen erstellen. Im Hinblick auf die lange Nutzungsdauer, wäre ein derartiger Katalog für Besitzer und Nutzer von großem Vorteil. Sowohl Beschädigungen oder das Herausfallen von Glastüren und damit einhergehende mögliche Verletzungen könnten maßgeblich reduziert werden. Der zukünftige Einsatz von Glastüren soll mit solch einem Maßnahmenkatalog nicht erschwert werden. Vielmehr sollen die Empfehlungen der Industrie helfen, ihre Entwicklungen mit klaren, einheitlichen Definitionen zu versehen, die gleichzeitig als Sicherheitssiegel einem angemessenen Sicherheitsstandard entsprechen.—

Tipp der Redaktion: Was ein solcher Katalog ­enthalten sollte, haben wir für Sie auf https://www.glaswelt.de/ ­zusammengefasst. Dort im Suchfeld rechts oben den Webcode 892 ­eingeben

Die Autorin

Kaja Boxheimer, TU Darmstadt, Fachgebiet Statik und Dynamik der Tragstrukturen.

boxheimer@iwmb.tu-darmstadt.de

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