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Typische Fehlerquellen bei Konstruktionen, Material, Bauanschluss und Montage

Aus Fehlern lernen

Am Hauptbeanstandungspunkt „Wärmeschutz und Kondensat“ zeigt sich deutlich, dass die Nutzer der Bauteile einen hohen Anspruch an die Dämmwirkung der Bauteile stellen. Kondensat an den Bauteilen ist der häufigste Grund für spätere Beanstandungen. Dabei wird auch häufig die Kondensatbildung am Glasrand von Standard-Isolierglas beanstandet, die derzeit noch nicht als Mangel gewertet wird. Allerdings ist hier bei verstärktem Einsatz von Verglasungen mit thermisch verbesserten Abstandhaltern oder optimierten Rahmenkon­struktionen, von einer Änderung der Bewertung in den nächsten Jahren auszugehen. Weiterhin ist es zwingend geboten, den Lufteintritt in die Falzbereiche der Fenster zu vermeiden, da ansonsten Kondensat und Schimmelpilzwachstum nicht vermieden werden können.

Regeln der Technik werden nicht umgesetzt

Mit annähernd gleicher Häufigkeit wird die Ausführung der „Montage“ beanstandet. In diesem Zusammenhang ist festzustellen, dass die anerkannten Regeln der Technik oft nicht umgesetzt werden. Die wesentliche Beanstandung ist das Fehlen der dauerhaften luftdichten Ebene auf der Raumseite der Fuge. Entsprechende Produkte für die luftdichte Abdichtung werden in großer Anzahl am Markt angeboten. Es ist davon auszugehen, dass der Informationsstand – insbesondere bei vielen Subunternehmern – nicht ausreicht. Eine umfassende Schulung der Monteure ist ebenso wie eine fachgerechte Planung der Montage unumgänglich, um die Schadenshäufigkeit in diesem Bereich zu verringern.

Durch die separate Betrachtung der einzelnen Rahmenmaterialien zeigen sich folgende Besonderheiten:

  • Kunststofffenster: Hier ergibt sich die in Bild 3 dargestellte Beanstandungshäufigkeit. Mehr als ein Drittel lagen im Bereich der „Montage“. Dies ist auf den großen Preisdruck in diesem Marktsegment in Verbindung mit dem verstärkten Einsatz von Kunststofffenstern im Sanierungsbereich zurückzuführen. Die ausführenden Monteure sind oft nicht in der Lage, bei gleichzeitiger Planung und Ausführung einen fachgerechten Einbau nach den anerkannten Regeln der Technik zu erstellen. Hier ist die grundsätzliche Frage zu stellen, ob die Montage als eine wesentliche Leistung auf dem Weg zum Qualitätsprodukt in die Hand von Subunternehmern gelegt werden kann.
  • Holzfenster: Am häufigsten ist hier die „Kondensatbildung am Glasrand und im Falzbereich“ der Fenster vertreten. Die Profilgestaltung vieler Holzfenster basiert auf den Vorgaben der DIN 68121-1:1993-09 „Holzprofile für Fenster- und Fenstertüren“. Die Oberflächentemperaturen im Falzbereich liegen unter der Taupunkttemperatur der Raumluft. Der Eintritt von Raumluft in den Falz muss dauerhaft vermieden werden. Die Standard-Konstruktion eines Holzfensters nach DIN 68121 mit Mitteldichtung als einzige Dichtebene ist für den Einsatz in Wohnhäusern mit Norminnenraumklima nach DIN 4108-2:2003-07 („Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil 2: Mindestanforderungen an den Wärmeschutz“) mit 20°C Temperatur und 50 % relativer Feuchte schadensanfällig, da Kondensat im Falz ausfallen wird und Schimmelwachstum möglich ist. Für den Einsatz von Holzfenstern in der heutzutage üblichen Bauweise ist eine wirksame Dichtung auf der Raumseite erforderlich.
  • Aluminiumfenster: Die häufigste Beanstandung liegt im Bereich der Statik und der Beschlagtechnik. Dies ist auf den Einsatz der Fenster in öffentlichen Bauten und Bürogebäuden bei gleichzeitig hohen Glasgewichten zurückzuführen. In diesen Gebäuden kommt es durch ständig wechselnde Nutzer und die hohe Zahl an Bedienzyklen zu einer hohen Beanspruchung der Beschlagteile. Die zulässigen Flügelgewichte und Größenvorgaben der Beschlaghersteller sollten insbesondere bei Schulgebäuden nicht voll ausgenutzt werden.
  • Holz-Metallfenster: Eine der beiden häufigsten Beanstandungen liegt im Bereich der „Optik“. Die Holzprofile werden in den meisten Fällen mit einer transparenten Beschichtung versehen. Bei dieser Beschichtungsart werden optische Unregelmäßigkeiten und kleinere Verarbeitungsfehler nicht ausgeglichen. Der Endkunde erwartet bei der Qualität der raumseitigen Holzoberflächen Möbelqualität. Auch bei diesen Materialien ist – wie beim Holzfenster selbst – der Einsatz von wärmetechnisch verbesserten Abstandhaltern aufgrund der angrenzenden Holzsubstanz dringend anzuraten. Bei Holz-Metallfenstern ist eine Konstruktion ohne raumseitige Überschlagdichtung hinsichtlich der Kondensatbildung im Falz schadensanfällig.

So werden Mängelanzeigen vermieden:

  • Kondensat am Glasrand führt in vielen Fällen zu Mängelanzeigen durch die Nutzer. Der Einsatz von thermisch verbesserten Abstandhaltern im Isolierglasrand reduziert die Kondensatbildung. Der ­Einsatz dieser Warme Kante–Systeme entwickelt sich in den nächsten Jahren zum Standard.
  • Der Einsatz von Fensterkonstruktionen ohne ­raumseitige Dichtungsebene in den Fensterflügeln führt bei der heute üblichen, luftdichten Bauweise und den damit verbundenen höheren relativen Luftfeuchten zu Kondensatbildung im Blendrahmenfalz. Insbesondere Holzfenster müssen daher mit einer zweiten Dichtebene am Flügelüberschlag ausgestattet werden.
  • Die Montage von Fenstern und Fenstertüren muss aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Materialien und der unterschiedlichen Einbausituationen im Baukörper durch geschulte Mitarbeiter durchgeführt werden.
  • Bei der Fenstererneuerung im Bestand sollte vor der Ausführung eine Vorinformation der Nutzer ­erfolgen. Die häufig auftretenden Mängelanzeigen von „zu kleinen Fenstern“ und „nicht gewünschten Abdeckleisten“ können reduziert werden.
  • Die Montage von Fenstern und Fenstertüren muss sowohl im Alt- als auch im Neubau nach den ­anerkannten Regeln der Technik erfolgen. Die ­entsprechenden Regelwerke sind inzwischen in der Personengruppe der Endkunden und der Rechtsanwälte bekannt.

Der Autor

Martin Heßler ist seit 2004 Gutachter im ift Sachverständigenzentrum und seit 2010 stellv. Leiter des Sachverständigenzentrums.

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