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Wer soll das beherrschen?

Die Gebäudehülle und 1900 Normen

Wenn rund 1900 Normen rund um die Gebäudehülle für Verwirrung sorgen, ist es gut, wenn Fachkongresse zu diesem Thema aufklären: Der Mitinitiator der Tagung „Die Gebäudehülle“, Prof. Klaus Layer tat gleich zu Beginn des Events seine Meinung über die Normengläubigkeit kund: „Wir machen es uns sehr leicht und stellen ständig neue Normen auf. Anschließend weiß aber keiner, wer die Norm überhaupt erfüllen soll,“ so der Sachverständige und Vor­sitzende des Instituts für Gebäudeanalytik (IfGA).

Für den interessanten Blick über den Tellerrand sorgte am Freitagmorgen (1. Februar 2013) auf dem Kongress in Künzelsau bei Würth Michael Opoczynski vom ZDF-Wiso-Magazin: Er zeichnete seine Fehlerliste der politisch motivierten Energiewende auf: Beispielsweise würde viel zu viel Wert auf die Energiegewinnung und weniger auf den Verbrauch gelegt. „Die Energieeffizienz von Gebäuden wird kaum betrachtet“, so seine Einschätzung. Dazu käme ein Missmanagement bei den Behörden: Die Ministerien würden sich gegenseitig behindern und dazu komme der Zwist zwischen dem Bund und den Länderregierungen. So könne die Energiewende nicht zum Erfolg geleitet werden.

Dr. Rudolph Plagge, Leiter des Bauphysikalischen Forschungs- und Entwicklungslabors an der TU Dresden, kam in seinem Beitrag noch einmal zurück auf die Eingangsfrage: Hat die Norm immer recht? Dabei zeigte er auf, dass Fenster, die einbaumäßig nicht der Norm entsprechen trotzdem fachgerecht montiert sein können. Eine Simulationsberechnung könne dies viel genauer vorhersagen als ein Wärmebrückenprogramm. Andersherum könne er auch genügend Beispiele aufzeigen, bei denen ein normgerecht eingebautes Fenster immer zu Feuchteschäden führen könne.

Ganz lebhaft wurde es dann in der Diskussion – auch unter Beteiligung der Zuhörerschaft: Prof. Sieberath vom ift, Prof. Layer, Architekt und Baka-Vorsitzender Ulrich Zink und Wiso-Macher Michael Opoczynski stellten sich den Fragen des Moderators Olaf Vögele und der Kongress-Teilnehmer. Ein Ausruf von Prof. Layer in der Diskussion: „Wir haben eine fachspezifische Ausbildung, die so gut ist wie nie zuvor, wir haben Bauprodukte auf allerhöchstem Niveau, die allen zur Verfügung stehen, aber: Das Chaos wird immer größer und die Schäden am Bau auch.“

Prof. Sieberath vom ift Rosenheim zum Tauwasserproblem: „Schimmelpilze an Fenster und Fassade gibt es schon immer und das Thema hat das ift von Anfang an begleitet.“ In seinen Ausführungen ging er auf die nächsten zu erwartenden Entwicklungsstufen im Fensterbau ein: „Die Verbundkonstruktionen scheinen ein starker Trend zu sein.“ Aber für das Vakuumisolierglas sieht er in absehbarer Zeit kein marktfähiges Produkt, das dem Markt wichtige Impulse verschaffen könne.

Was die Grenzen der Weiterentwicklung im Fensterbau für die Sanierung angeht, benannte er vier Themenfelder, mit denen man sich grundsätzlich zu befassen habe:

  • Neue Konstruktionen sollten den Lichteinfall ins Gebäude nicht verringern,
  • die Fenster werden zwangsläufig immer schwerer: das komme auch durch die aufwendigeren Scheibenaufbauten im Sicherheitsbereich,
  • Tauwasser und Schimmel,
  • Vorbehalte gegen neue Techniken

Aber der Institutsleiter ist sich sicher: Die Gesellschaft wird den Weg zum Plus-Energiehaus mitgehen – schließlich wachsen die jungen Generationen schon jetzt mit den Zukunftstechnologien auf und würden die später völlig selbstverständlich auch einsetzen wollen.

Daniel Mund

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