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Dauerfunktionsfähigkeit von Fenstern und Türen

Update bei den Beschlagsprüfungen

Im April 2013 erschien die neue DIN EN 1191. Diese europäische Norm legt das Prüfverfahren zur Bestimmung der Widerstandsfähigkeit von Fenstern und Türelementen bei wiederholtem Öffnen und Schließen fest. Das Prüfverfahren gilt für alle Werkstoffe und Bedienungsarten und bezieht hierzu auch Dichtungen und Baubeschläge ein. Die komplett neu überarbeitete DIN EN 1191 hat mit über 50 Seiten einen deutlich größeren Umfang als die Vorgängerversion. Ein Blick auf die wesentlichen Änderungen zeigt, dass sie im Hinblick auf eine gute Reproduzierbarkeit der Prüfergebnisse nun stärker differenziert und die Anforderungen präziser beschreibt:

  • Die Bezugsgeschwindigkeit bei manueller Bedienung ist in Abhängigkeit von der Flügelmasse gestaffelt.
  • Es werden jeweils unterschiedliche Geschwindigkeiten für die geradlinige Bewegung sowie die Dreh- und Kippbewegung festgelegt.
  • Das Kraftniveau für die Bedienung der Verschlussvorrichtung ist eindeutig beschrieben.
  • Die Prüfzyklen sind nun präzise beschrieben.
  • Neue Definitionen zur „Nebenbedienungsfunktion“ und zur „Bedienungsfunktion zur Reinigung oder Wartung“ wurden aufgenommen.
  • Es wurden Kriterien für das Beenden der Prüfung integriert.
  • Ebenfalls neu aufgenommen wurden die normativen Anhänge A bis I für alle Fensteröffnungsarten.

Neue Festlegungen zur Bezugsgeschwindigkeit: In Abhängigkeit von der jeweiligen Flügelmasse werden die Bezugsgeschwindigkeiten, mit der die Prüfung der Hauptbedienungsfunktion erfolgt, in Tabelle 1 der EN 1191 aufgezeigt. Dazu ein Ablesebeispiel: Bei einem Drehkippfenster mit 130 kg Flügelgewicht ergibt sich eine Geschwindigkeit bei den Kippzyklen von 0,41 m/s. Dies soll bei Erreichen der Kippstellung (aus der Verschlussstellung kommend) sowie bei Erreichen der Verschlussstellung (aus der Kippstellung kommend) angewendet werden.

Hauptbedienungsfunktion: Die Hauptbedienungsfunktion ist die für ein Fensterelement vorgesehene wichtigste Art und Weise der Bedienung bzw. Bewegung. Anhand der Vorgaben des Fensterherstellers wird diese je nach Öffnungsart entweder über eine Strecke oder einen Winkel definiert.

Dabei ist es möglich, dass Bauelemente mehrere Hauptbedienungsfunktionen – z. B. Kippen und Schieben – besitzen. Diese Funktionen werden auf Basis der entsprechenden Bezugsgeschwindigkeiten in den gemäß EN 12400 geforderten Zyklenzahlen getestet.

In den o. g. Anhängen der DIN EN 1191 wird zum Teil bereits festgelegt, was bei den jeweiligen Fensterarten als Haupt- oder Nebenbedienungsfunktion bzw. Bedienungsfunktion zur Reinigung oder Wartung anzusehen ist.

Nebenbedienungsfunktion: Die Nebenbedienungsfunktion bezeichnet die untergeordnete Art und Weise der Bedienung und ist damit nur für die gelegentliche Anwendung vorgesehen. Verfügt ein Element über eine solche Nebenbedienungsfunktion, so muss die Prüfung mit 10 Prozent der für die Hauptbedienungsfunktion erforderlichen Zyklenzahl durchgeführt werden. Bei der Prüfung sind nicht die Bezugsgeschwindigkeiten nach Tabelle 1 maßgeblich: Es ist vielmehr ausreichend, die Bedienung mit einer der vorgesehenen Anwendung entsprechenden Geschwindigkeit durchzuführen.

Bedienungsfunktion zur Reinigung oder Wartung: Ein Probekörper muss zusätzlich zur Haupt- und Nebenbedienungsfunktion – sofern zutreffend – auch mit Blick auf seine Bedienungsfunktion zur Reinigung und Wartung geprüft werden. Hier wird eine Zyklenzahl, die mindestens zwei Prozent der Vorgabe für die ordnungsgemäße Prüfung der Hauptbedienungsfunktion entspricht, als ausreichend erachtet. —

Der Autor

Johannes Trampert leitet seit 2004 die Stabsstelle Technik und Normierung der Siegenia Gruppe und führt seit 1999 den „Arbeitskreis Güteunterschuss (GUA) Drehkipp“ der Gütegemeinschaft Schlösser und Beschläge. Außerdem arbeitet er in diversen nationalen und europäischen Normierungs- und Spiegelausschüssen mit und ist in zahlreichen Arbeitskreisen und Forschungsprojekten tätig.

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