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Im Gespräch mit einem Blendschutzexperten zum Thema Arbeitsplatz

Blendschutz hilft gesund zu bleiben

Glaswelt – Erprobte Lösungen bekannt zu machen, heißt es hier im Vorspann. Ist in diesem Bereich mit der Bildschirmarbeitsplatzverordnung denn nicht schon alles lange geklärt?

Ulrich Zeuge – Theoretisch ja, aber in der Praxis wohl eher nein. Das Wissen um den Blendschutz ist stellenweise gar nicht vorhanden, weil man mit der einfachen Gleichung Sonnenschutz = Blendschutz viel einfacher leben kann. Hier fehlt in vielen Fällen das Wissen, bzw. auch das Bewusstsein, sich mit dem Thema auseinandersetzen zu wollen. Kostendruck ist hier auch eine sehr entscheidende Komponente.

Glaswelt – Das hört sich ja nicht sehr positiv an? Wer hat denn hier den Schwarzen Peter?

Zeuge – Das kann man gar nicht so genau festmachen. Fangen wir mal mit der positiven Seite der Medaille an: Es gibt durchaus viele Architekten und Planer, die sich schon bei der Gebäudeplanung mit dem Thema Blendschutz auseinandersetzen und klare Vorgaben und Detaillösungen entwickeln, wie später angeboten und ausgeführt werden muss. Hier haben wir viele sehr erfreuliche Beispiele, wie der optimale Blendschutz am Arbeitsplatz aussehen kann. Genauso sieht es auf der Seite der Fachbetriebe aus. Auch hier gibt es sehr positive Beispiele, wie Blendschutz effektiv und nutzbringend ausgeführt werden kann. Aber wo Licht ist, ist ja bekanntlich auch Schatten, und so gibt es auch die andere Seite der Medaille: Hier werden bei der Planung, Beratung und Ausführung eklatante Fehler gemacht oder der Blendschutz vollkommen außen vor gelassen. Den Schwarzen Peter darf man hier ruhig unter den Anbietern und Planern verteilen. Aber auch der Bauherr hat in vielen Fällen einen Anteil zu tragen, weil er sich trotz guter Aufklärung weigert, in Blendschutz zu investieren.

Glaswelt – Und wie wollen Sie dieser Entwicklung entgegentreten?

Zeuge – Mit der Gründung des EFFB (Europäischer Fachverband für Blendschutz am Bildschirmarbeitsplatz e.V.) wollen wir die Verknüpfung der gesetzlichen Vorschriften mit in der Praxis erprobten Lösungen für den Blendschutz erreichen. Der Verein dient dem gemeinnützigen Zweck und soll dem potenziellen Anwender damit die Sicherheit für die richtige Entscheidung geben. Der Entscheider soll mit den gültigen Normen, Richtlinien, Verordnungen und Gesetzen bezüglich des Blendschutzes am Bildschirmarbeitsplatz vertraut gemacht werden und diese als leistungs- und gesundheitssteigernde Elemente für die Beschäftigten erkennen. Auf dieser Basis kann dann die gezielte Auswahl geeigneter Lösungen zur Behebung der Blendschutzproblematik erfolgen..

Glaswelt – Wie zeigt sich das in der Praxis?

Zeuge – Wir sind als Verein immer bestrebt, durch Publikationen, Fachvorträge und Ausstellungen in der Praxis erprobte Lösungen für einen optimalen Blendschutz am Bildschirmarbeitsplatz den Entscheidungsträgern in Industrie und Verwaltung nahezubringen. Auch Architekten wollen wir mit dieser Vorgehensweise ansprechen. Wichtig und von großer Bedeutung ist für uns dabei der stetige Bezug zu den geltenden gesetzlichen Richtlinien der Europäischen Gemeinschaft, aber vor allem die Berücksichtigung der nationalen gesetzlichen Besonderheiten der einzelnen Mitgliedsstaaten für den Bereich Sonnen- und Blendschutz. Für den Einzelnen ist es hier fast unmöglich, durch den Dschungel der Vorschriften und Regulierungen zu finden.

Glaswelt – Stichwort Gesundheit am Arbeitsplatz. Was können Sie hierzu berichten?

Zeuge – Fast jeder Arbeitsplatz ist heute mit einem Computer ausgestattet, die Arbeit ohne Computer ist in der heutigen Arbeitswelt sozusagen fast unmöglich. Aktuelle Studien, die sich mit Krankheiten am Arbeitsplatz beschäftigen stellen immer wieder fest, dass immer mehr Menschen an gesundheitlichen Beschwerden durch schlecht ausgestattete Arbeitsplätze leiden. Die Folge davon sind Rückenbeschwerden, Kopf-schmerzen oder die Erkrankung der Augen. Dies ist auf Dauer nicht nur unangenehm, sondern kann auch zu chronischen Schmerzen sowie Entzündungen führen. Da auch der Blendschutz einen wesentlichen Anteil an diesen Leiden haben kann, ist ein korrekt eingerichteter Arbeitsplatz mit dem passenden Blendschutz am Computer deshalb unabdingbar. Wir wollen auch hierzu aufklären und objektiv und kompetent über die Risiken und Richtlinien zur Installation des passenden Blendschutzes beraten.

Glaswelt – Was hat denn jetzt Blendschutz mit Rückenschmerzen zu tun?

Zeuge – Das ist eigentlich ganz einfach. Die Zahl der Betroffenen mit Rückenproblemen ist seit 1998 von 53 % auf 85 % gestiegen. Die Beschwerden beziehen sich vor allem auf Verspannungen (70 %), eine ungesunde Körperhaltung (54 %) sowie einseitige Belastung. Diese Beschwerden sind dabei vor allem auf die Arbeit am Computer zurückzuführen, weil es durch den fehlenden Blendschutz zu Zwangshaltungen kommt, um auf dem Bildschirm etwas erkennen zu können. Da man den Bildschirm in der Regel nicht schieben kann, passt sich der Mensch dem Bildschirm an. Das führt in der Praxis dann zu ungesunden Körperhaltungen. Das kann der Wirbelsäule schaden und es können Rückenschmerzen sowie chronische Wirbelsäulenerkrankungen hervorgerufen werden. Hierdurch kann es auch zur Behinderung der Atmung, Blutzirklulation sowie Verdauung kommen. Die Folgen äußern sich durch Müdigkeitserscheinungen, Durchblutungsstörung des Körpers und der Gelenke, Kopf-, Nacken und Schulterschmerzen, Verspannungen des Brustkorbes oder Beschwerden der Arme und Hände. Alles Dinge, mit denen man sich beim Thema Blendschutz aufgrund von Unwissenheit nicht unbedingt auseinandersetzen wird.

Glaswelt – Was muss denn jetzt ein Blendschutz alles können bzw. leisten?

Zeuge – Das ist eigentlich sehr einfach zu definieren, denn die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin empfiehlt die folgenden Punkte bei den Anforderungen an den Blendschutz:

  • die individuelle Verstellbarkeit.
  • den wirkungsvollen Schutz vor Blendungen, Spiegelungen und Reflexionen.
  • sommer- und winterlichen Wärmeschutz.
  • die optimale Beleuchtungsstärke von 500 Lux bei genügender Tageslichtnutzung und gleichzeitigem Blendschutz.
  • die durch entsprechende Ausführung oder Transparenz immer gewährte Sichtverbindung ins Freie.

Glaswelt – Und wenn Anwender, Planer oder Fachbetriebe jetzt noch Fragen haben?

Zeuge – Auch hier gibt es eine relativ einfache Antwort. Auf unserer Verbands-Homepage https://www.effb.org/ finden Sie unsere Kontaktdaten und viele weitere Informationen zum Thema Blendschutz. Wir helfen gerne.—

Das Interview führte der GLASWELT Redakteur Olaf Vögele.

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