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Rollladenkästen rücken vor allem bei Modernisierungen in den Mittelpunkt

Rote Farbtupfer, nein danke!

_ Die Schwachstellen eines Rollladenkastens sind heute schnell gefunden, denn bereits eine einzige Aufnahme mit der Wärmebildkamera reicht aus, um erbarmungslos mit roten Flecken auf einem Bild die größten Energieverluste aufzuzeigen. Gerade bei älteren Gebäuden funkeln solche Bilder regelrecht vor roten Flächen über den Fenstern und zeigen so aber auch die Potenziale auf, die moderne Rollladenkästen bieten können, wenn diese richtig beraten und nach den anerkannten Regeln der Technik montiert werden.

War es früher der klassische Holzrollladenkasten mit der gut zu öffnenden Revisonsklappe auf der Frontseite, so kamen in den 1970er-Jahren billige Spanplattenkonstruktionen in Mode. Gerade diese Lösungen führten wegen der geringen Verdienstmöglichkeiten dazu, dass das Rollladenbauerhandwerk diesen Bereich weitestgehend aufgegeben und ihn damit anderen Gewerken überlassen hat. Auch Rollladenkästen in Schalenbauweise wurden so zum größten Teil vom Maurer eingebaut. Die Entwicklung formschöner Vorbaurollläden tat sein Übriges, dass sich gerade im Bereich der Architekten und Planer Vorbehalte gebildet haben und sich so der Trend eher weg vom klassischen Rollladenkasten entwickelt hat.

Das Internet, der natürliche Feind des Rollladenkastens?

Spätestens mit der immer häufiger aufkommenden Schimmelproblematik rückte auch der Rollladenkasten in die Mitte des Geschehens. Das gilt insbesondere dann, wenn nur die Fenster getauscht werden und durch die höhere Dichtigkeit im Gebäude die vorhandene Schwachstelle Rollladenkasten durch fehlerhafte Beratung noch weiter belastet wird. Während an kalten Tagen in der Wohnung Wohlfühltemperaturen von etwa 20° herrschen, beträgt die Innenwandtemperatur eines ungedämmten Rollladenkastens dann schnell nur noch 10° bis 12°. Mit diesem Temperaturunterschied treibt es die Luftfeuchtigkeit nach oben und erreicht Werte von mehr als 85 %. Der in der Folge mögliche Schimmel findet sich mittlerweile auch als gut genutztes Diskussionsthema im Internet wieder. So werden von selbsterklärten „Schimmelexperten“ im Internet ganz deutliche Aufrufe gestartet, bei Neubauten oder Renovierungen gut zu überlegen, ob ein „Einbau-Rollladenkasten“ wirklich benötigt wird, weil dieser aus „thermischer Sicht“ nichts bringt, da es laut diesen Aussagen keinen Rollladenkasten gibt, der so gut dämmt wie die Wand selbst. Die Problematik an diesen Aussagen ist die Tatsache, dass sich diese Aussagen schnell beim Endverbraucher festsetzen und meist schon vor dem ersten Kontakt mit dem Fenster- oder Rollladenbauer gelesen wurden. Da viele Fachbetriebe dieses sensible Thema bei der Beratung oft nur zögerlich angehen und sich auch mit den technischen Gegebenheiten und Grenztemperaturen zu häufig nicht ausreichend auskennen, entsteht bei vielen Kunden schnell der Eindruck, dass er über mehr Wissen verfügt als der Fachbetrieb. Damit scheitert leider auch häufiger jede vertrauensbildende Maßnahme bei der Kundenberatung sehr schnell.

Für die Fachbetriebe kann es nur bedeuten, dass sie sich intensiver mit dem Internet auseinandersetzen müssen, um die Argumentationen verschiedener Verbraucherschutzportale oder „Schimmelexperten“ besser zu kennen und dies mit bei der Beratung einfließen zu lassen. Damit kann das Informationspotenzial Internet auch positiv zum Beraten genutzt werden.

Rollladenkasten und Lüftung

Da mit der höheren Luftdichtigkeit durch neue Rollladenkästen auch die Lüftungsproblematik verschärft wird, ist der Einsatz einer kontrollierten Wohnraumlüftung, egal ob bei Neubau oder Renovierung, durchaus sinnvoll. Da bei einem Neubau davon auszugehen ist, dass entsprechende Lüftungskonzepte erstellt werden, führt gerade bei einer Sanierung an einer kontrollierten Wohnungslüftung oft kein Weg mehr vorbei, denn damit sich die Hausbewohner behaglich fühlen und Bauschäden vermieden werden können, gehen Empfehlungen von ungefähr 30 m3 Frischluft pro Person/Stunde aus. Da sich solche optimalen Luftverhältnisse in einem luftdicht gedämmten Haus durch manuelles Lüften nur sehr schwer erzielen lassen, muss gemäß DIN 1946-6 ein Lüftungskonzept erstellt werden, wenn mehr als 1/3 der Fenster getauscht oder mehr als 1/3 des Hauses gedämmt werden. Auch mit solchen Anforderungen muss sich heute ein Fachbetrieb auseinandersetzen, wenn er rechtssicher verkaufen will. Weist er den Kunden zum Beispiel nicht auf ein erforderliches Lüftungskonzept hin, kann er bei Streitigkeiten schnell in Regress genommen werden. Zeitlich gestaffelte Teilrenovierungen vorzunehmen ist hier übrigens eine ganz schlechte Idee, da diese bei Streitigkeiten aus richterlicher Betrachtung zusammengefasst werden, wenn eine gezielte Umgehung der vorgeschriebenen Quoten zu erkennen ist.

Selberbauen ist gefährlich

Ob es um den Verkauf selbstgebauter Vorbaurollläden oder Markisen ohne CE-Zeichen geht oder um den Selbstbau von Rollladenkästen, es gibt Vorschriften und Regelungen, die eingehalten werden müssen. Leider sind hier einige Fachbetriebe sehr kreativ, wenn es um die Umgehung dieser Anforderungen geht oder meinen, sich nicht daran halten zu müssen. Sie tappen dann sehr schnell in die Herstellerfalle, da in Deutschland in diesem Fall für den Rollladenkasten zusätzliche Angaben zum Wärme- und Schallschutz gemacht werden müssen, weil in der Bauregelliste A Anforderungen an den Rollladenkasten („Richtlinie über Rollladenkästen – RokR“) definiert werden, deren Einhaltung mit einem Ü-Zeichen zu kennzeichnen sind.

Auch für den Rollladenpanzer und die Führungsschienen sei darauf hingewiesen, dass hier für den Verkauf ein CE-Zeichen erforderlich ist, da die mandatierten Anforderungen durch Wind nach EN 13659 nachgewiesen werden müssen. Dazu kommen mit der Neufassung der 13659 im Herbst 2015 zusätzlich die Werte für den Gesamtenergiedurchlassgrad gtot und dem zusätzlichen Wärmedurchlassgrad R, die in der Klassifizierung auf die EN 14501 abgestimmt sein müssen. Fachbetriebe sollten also gut überlegen, ob sie die erforderlichen Wege einhalten können, um fachgerecht herzustellen.

Beratungskompetenz muss sein

Das beste Produkt ist aber nur die halbe Miete, wenn nicht richtig beraten und montiert wird. So rückt hier die Fachkompetenz des Betriebs in ein ganz neues Licht, bei dem es gilt, sich auch mit dem Thema Bauanschluss und gängigen Montagevorschriften sehr intensiv auseinanderzusetzen. Gefragt ist hier aber nicht nur das „Chefwissen“. Gerade die Monteure müssen hier mitspielen, damit die in der Werbung versprochenen guten Dämmwerte auch wirklich eingehalten werden können. So müssen auch diese Mitarbeiter intensiv geschult werden, damit der Bauherr ein funktionierendes System Fenster-Rollladenkasten-Bauanschluss erhält. —

Olaf Vögele

Rollladenkästen – Eine saubere Lösung

Interview mit einem Bauherrn

Bei der Renovierung eines älteren Wohnhauses kommen viele wichtige Entscheidungen auf den Hausbesitzer zu. Wir wollten gerne wissen, wie er dabei speziell mit dem Thema Rollladenkasten umgeht.

GLASWELT: Wie intensiv befasst sich eigentlich ein Bauherr mit dem Thema Rollladenkasten?

Wolfgang Löcher: Das ist eigentlich ganz einfach. Die erste Entscheidung lautete, Rollladen ja oder nein. Bei uns hat sich die Frage nicht gestellt, denn in meinem Elternhaus waren schon immer Rollläden vorhanden, und auf den zusätzlichen Einbruchschutz in der Nacht und den Sichtschutz wollten wir auf keinen Fall verzichten. Sie sollten allerdings zusammen mit den Fenstern erneuert und motorisiert werden.

GLASWELT: Das heißt alte Rollläden raus und neue Rollläden mit Motoren rein?

Löcher: Nein, so einfach war es nicht. Die alten Kästen haben in den Raum reingestanden und sahen hässlich aus. Es gab auch ständig Probleme mit Zugerscheinungen. Die vorgeschlagenen Vorbaurollläden wollten wir aus optischen Gründen nicht. Nach der Beratung durch den Fensterbauer haben wir erstmal gegoogelt und gesehen, was es alles für Möglichkeiten gibt und warum Dämmwerte, Dichtigkeit und vor allem Lüftung ein großes Thema sind.

GLASWELT: Wofür haben Sie sich entschieden?

Löcher: Wir haben einen zweiten Fensterbauer kommen lassen und Fragen gestellt. Hier hatten wir ein wesentlich besseres Gefühl und es wurden auch unsere Wünsche berücksichtigt. Jetzt haben wir neue Holz-Alufenster die mit Aufsetzkästen und teilweise mit Luft-Wärmetauschern ergänzt worden sind. Die Revisionsöffnungen sind jetzt außen und im ersten Geschoss wurden Kästen für Raffstoren eingebaut. So haben wir eine tolle Optik von innen und außen und physikalisch funktioniert auch alles perfekt.

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