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ZIP-Systeme sorgen für Sicheren Halt in allen Lagen

Lasst die Stürme beginnen ...

_ Stoffe verbinden und wieder trennen lautet das Prinzip des Reißverschlusses. Schön hat er am Anfang seiner Karriere allerdings nicht ausgesehen. Der Amerikaner Withecomb L. Judson ließ sich das von ihm entwickelte Modell im August 1893 patentieren und stellte es noch im gleichen Jahr auf der Weltausstellung in Chicago vor. Der ungefähr 20 Zentimeter lange Reißverschluss für einen Stiefel war aber so schwer, dass keiner damit herumlaufen wollte. Judson konnte damit aber sehr wohl zeigen, welches Potenzial in seinem entwickelten Verschlussgerät steckte. Der Reißverschluss entwickelte sich schnell weiter. Auch in Europa wurden viele Patente eingereicht. Wie zum Beispiel von dem Schweden Gideon Sundbäck, der 1909 erstmals einen Reißverschluss entwickelte, der auch für Kleidung verwendet werden konnte und damit auch den Einzug in die textile Welt ebnete. Die wirkliche Erfolgsgeschichte begann in den 1950er-Jahren, als der Reißverschluss erstmals aus Kunststoff hergestellt werden konnte. Heute gehört er damit in der Textilindustrie zu den wichtigsten Verschlussteilen.

Neustart auf R+T 2009

War das ZIP-System im Sonnenschutzbereich lange Zeit durch sehr wirksame Patente geschützt, so nutzte der belgische Hersteller Renson als einer der ersten den Ablauf der 20-jährigen Schutzfrist aus, um auf der R+T 2009 sein eigenes System FIX-Screen vorzustellen.

Die damals eindrucksvolle und gut gemachte Produktvorstellung mit Fußball und anderen eindruckvollen Belastungsversuchen bei der Bewerbung zum Innovationspreis, brachte zwar keinen Preis, aber erreichte während der fünf Messetage die maximale Aufmerksamkeit bei Fachpresse und den Messebesuchern.

So ließ es auch nicht lange auf sich warten, bis andere Hersteller nachzogen und weitere ZIP-Systeme entwickelt und auf den Markt geworfen haben. Der textile Sonnenschutz hat durch das ZIP-System eine einmalige Renaissance im Bereich der Senkrechtverschattungen erlebt und auch in anderen Bereichen, wie z. B. dem der Pergola- oder Wintergartenmarkisen, hat diese Technik schnell Einzug gehalten. Heute ist das Thema Reißverschluss beim Sonnenschutz gar nicht mehr wegzudenken, denn gerade dieser Bereich zeigt in den letzten Jahren das größte Entwicklungspotenzial.

Die Vorteile liegen auf der Hand

Es war vor allem das Thema Wind, was dem textilen Sonnenschutz an der Fassade in den 90er- Jahren durch die steigende Nutzung von Sonnen- und Windsteuerungen Probleme machte. Hatte man sich zuvor wenige Gedanken über Grenzwerte gemacht, so kam der textile Sonnenschutz mit einer Belastungsgrenze von 8 m/s Wind gegenüber 12 m/s Wind bei den Raffstoren schnell ins Hintertreffen und verlor so auch deutliche Marktanteile.

Das änderte sich ab 2009 schlagartig mit der Vielzahl an auf dem Markt erscheinenden ZIP-Systemen. Sie waren zwar schon vorher in der Branche bekannt, wurden aber wegen der Patentsituation nur in begrenzten Stückzahlen hergestellt und so auch nur vereinzelt und meist regional wahrgenommen.

Heute hat sich das Thema Wind genau ins Gegeteil verkehrt. ZIP-Systeme lassen heute je nach Hersteller und Anbringungsvariante Windgeschwindigkeiten bis 40 m/s bei ordentlichen Baugrößen zu. Dazu hat es auch viele Windkanalversuche gegeben, die teilweise als Video auf YouTube oder anderen Medienkanälen zur Verfügung stehen und eindrucksvoll zeigen, wie windresistent die Systeme sind.

Auch in der Praxis zeigen sich diese Vorteile sehr gut. Besonderes an Gebäudeecken bieten die ZIP-Systeme bei der üblichen Montage vor der Fassade oder vor dem Fenster eine deutlich höhere Stabilität und geringere Geräuschentwicklung bei Windbelastung gegenüber den Raffstoren. Besonders deutlich wird das, wenn die Systeme in der Fensterlaibung montiert sind, da der Wind nicht hinter das Tuch greifen kann.

Design spielt eine große Rolle

Aber nicht nur die höhere Windbelastung spricht für die ZIP-Systeme, auch die Farbgestaltung lässt für den Architekten und Planer ganz neue Maßstäbe zu. Alleine die Palette an unterschiedlichen Gewebearten bietet vielfältige Möglichkeiten, mit dem Licht und der Materialstruktur zu spielen, um z. B. auf der Fassade bestimmte Effekte zu erreichen.

Mit dem gebotenen Farbspektrum der Stoffe kann ein weiterer Trumpf des textilen Sonnenschutzes ausgespielt werden, da hier ein Vielfaches an Stofffarben gegenüber den Lamellenfarben besteht. Gerade wenn es um Farbkombination am Gebäude geht, können die Designansprüche der Architekten besser zufriedengestellt werden.

Physikalische Grenzen

Klare Grenzen werden bei den ZIP-Systemen sehr schnell sichtbar, wenn es um das Thema Transparenz und Tageslichtlenkung geht. Können Raffstoren durch die Lamellenverstellung und das Einfügen von Tageslichttransportfunktionen im Behang mit der neuen Motorentechnik fast stufenlos Licht und Schatten regulieren, so müssen bei ZIP-Systemen bereits in der Planungsphase weitreichende Entscheidungen getroffen werden. Wird keine ausreichende Bemusterung mit dem Kunden durchgeführt und keine Rücksicht auf die unterschiedlichen Lichtverhältnisse an den verschiedenen Gebäudeseiten und Gebäudehöhen genommen, so kann das nach der Montage zu sehr viel Konfliktpotenzial führen. Denn erst beim ersten Herabfahren der Behänge zeigt sich, welche Lichtverhältnisse tatsächlich geschaffen worden sind. Eine Änderung ist dann ohne viel Aufwand nicht mehr möglich. Deshalb sollte die Beratung auch den Fachleuten vorbehalten sein, um späteren Ärger zu vermeiden.

Vorsicht bei Neubespannungen

Ganz besonders Augenmerk sollte bei ZIP-Systemen der möglichen späteren Neubespannung oder dem Ersatz von Tüchern gewidmet werden, da hier die Fertigungstoleranzen ganz anderen Maßstäben unterliegen. Ein klassisches Aufmaß zur Neubespannung wie bei sonstigen textilen Sonnenschutzanlagen ist hier nicht ohne Weiteres möglich, da neben dem genauen Breitenmaß auch die Art und Weise der Konfektion und der verwendete Reißverschluss sehr wichtig sind. Das genaue Breitenmaß kann zudem nur oben am Kasten genommen werden, ein Aufmaß zwischen den Führungsschienen führt wegen möglicher Maßtoleranzen bei der Montage unweigerlich zu Aufmaßfehlern. Die Praxis hat bereits gezeigt, dass jede einzelne Anlage und ihr Montageort genauestens dokumentiert werden müssen und eine Neubespannung nur nach dem Original-Werksauftrag des jeweiligen Herstellers gefertigt werden sollte. Das bedeutet für das ausführende Unternehmen eine sehr strategische Herangehensweise und eine enge Zusammenarbeit mit dem Originalhersteller der ZIP-Systeme. Hier muss also ein Umdenken stattfinden.

Fazit

ZIP-Systeme können bei der Planung von Sonnenschutz eine sehr gute Lösung sein. Mit ihren gestalterischen Möglichkeiten und der hohen Windbeständigekeit haben sie klare Systemvorteile gegenüber anderen Produkten, die bei der Entscheidungsfindung in die Waagschale geworfen werden können. Aber auch hier muss man sich von dem Gedanken der eierlegenden Wollmilchsau verabschieden. Geht es um klare Anforderungen Tageslicht gezielt in einen Raum zu bringen oder den Lichteinfall variabel steuern zu können, sollten andere Produkte wie z. B. der Raffstore den Vorzug bekommen.

Auch Baugrößen spielen eine große Rolle, denn auch hier zeigt die Praxis, dass nicht alles was baubar ist in der täglichen Realität am Gebäude auch funktioniert. Hier sollten aber nicht nur Hersteller und ihre Baugrößen eine Roller spielen, sondern auch Bauherrn und Architekten über ihre Anforderungen nachdenken.

Ins Kalkül gezogen werden sollte das bei textilem Sonnenschutz notwendige Thema der Neubespannung. Hier sind umfangreiche Dokumentationen notwendig, um später das richtige Tuch auf die richtige Anlage zu bekommen. Beachtet man bei der Planung und Beratung alle Punkte, kann mit den ZIP-Systemen eine sehr gut funktionierende und windstabile Sonnenschutzlösung gefunden werden, die zudem optisch sehr ansprechend gestaltet werden kann. —

Olaf Vögele

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