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GLASWELT im Gespräch mit Frank Döpfner

Frank Döpfner leitet mit seinem Bruder Mario seit 2000 in der vierten Generation den eigenen Fensterbaubetrieb. Der Betriebswirt setzt auf einen sukzessiven Expansionskurs mit einer klaren ökologischen Positionierung. Döpfner war Gastredner bei dem Branchentreff Fenster, den Weinig im Oktober veranstaltete - und wir verabredeten uns mit ihm zum GLASWELT Gespräch.

 GLASWELT: Herr Döpfner, Sie traten auf dem Branchentreff Fenster von Weinig vehement für das Fenster aus Holz aus heimischer Waldwirtschaft ein, haben aber gleichzeitig konstatieren müssen, das Fenster aus diesem Material weiterhin Marktanteile verlieren. Warum glauben Sie an die Zukunft des Holzfensters?

Döpfner: Ganz einfach deshalb, weil die gesellschaftliche Sensibilisierung für Ökologie, Umweltverantwortung und Nachhaltigkeit in der Gesellschaft wächst und weiter wachsen wird. Zunehmend wird vom Kunden verglichen, ob ein Produkt in dieser Hinsicht punkten kann. Es liegt auf der Hand, dass ein Holzfenster aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz gegenüber einem PVC-Fenster, das laut chemischer Summenformel zu 43 % aus Erdöl und zu 57 % aus Steinsalz (Chlor) besteht, definitiv als nachhaltige, umweltschonende und CO2-neutrale Alternative bezeichnet werden kann. Ich bin darüber hinaus der Meinung, dass Holzfenster schon wegen der zunehmenden Verknappung fossiler Rohstoffe von der »Alternative« zur zwangsläufigen Wahl werden. Öl wächst definitiv nicht nach! Und PVC-Fenster können eben nicht beliebig recycelt werden. Die von der PVC-Industrie zuweilen publizierten Recyclinganteile von 30 % und mehr, sind unseres Erachtens nicht realistisch. Auch die Altfensterentsorgung ist im Kunststoffsektor deutlich problematischer. Holzfenster werden flächendeckend von jeder Altholzverwertung kostenfrei angenommen und sind mit der Klassifizierung A2 völlig problemlos zu entsorgen.
Neben ökologischen Argumenten PRO HOLZ, gibt es natürlich auch qualitative und optische Beweggründe sich für Holz zu entscheiden. Hohe Stabilität auch bei sehr großen Fensterflächen, ohne im PVC-Sektor notwendige Stahlarmierungen, und dauerhafte Haltbarkeit durch optimierte Konstruktionen und moderne Oberflächenbeschichtungen sprechen für Holz. Und Holzfenster sind auch optisch sehr vielseitig, innen wohnliches Holz, von modern-kubisch bis klassisch gefräst. Außen ergeben sich auch viele Gestaltungsmöglichkeiten – die komplette RAL-Farbvielfalt, viele unterschiedliche Profile – bis hin zum modernen Aluminium-Blendrahmen.
Und last but not least werden sich auch die hervorragenden energetischen Eigenschaften durchsetzen. Holzfenster mit Passivhauseignung sind bereits heute verfügbar. Uw-Werte von 0,8 sind im Holzbereich problemlos realisierbar – die EnEV 2009 geht geht noch von Uw 1,3 aus. Auch hier zeigen Holzfenster ihr Zukunftspotenzial – völlig ohne nicht recyclingfähige Schaumfüllungen!

GLASWELT: Sie sind am 09. November beim Bundesumweltamt in Berlin gewesen und vertraten als einziger das Fenster aus Holz bei der Frage, welches Produkt einen blauen Engel bekommen soll. Warum gab es nicht mehr Mitstreiter für Ihre Sache? Was konnten Sie dennoch erreichen?

Döpfer: Trotz der Wichtigkeit der Thematik ist aus dem Lager der Holzfenster-Hersteller niemand erschienen. Das ist sicher suboptimal. Ich gehe davon aus, dass die Begründung in der fehlenden Organisation zu suchen ist. Es fehlt der gemeinsame Nenner. Jeder kocht sein eigenes Süppchen. Ich bin durchaus der Meinung, dass mehr Gleichschaltung notwendig ist. Schließlich verfügt das PVC-Fenster über eine sehr große Lobby. Vielleicht sehen noch nicht genug Holzfensterbauer die Zeichen der Zeit und den imminenten Stellenwert, den Ökologie und Nachhaltigkeit in naher Zukunft einnehmen werden. Was konnten wir erreichen? Wir, weil ich natürlich in Berlin nicht ganz alleine auf weiter Flur war. Vertreter des Verbandes Holz von Hier und unseres Holzlieferanten Holz-Schiller waren zum Beispiel im Umweltbundesamt dabei. Wir konnten wichtige Argumente in die Diskussion einbringen und einen deutlichen Gegenpol zum Kunststofffenster bilden. Unter dem Strich ist zu bilanzieren, dass ein Umweltsiegel BLAUER ENGEL, das nur auf energetischen Parametern, wie dem Uw-Wert basieren soll und den nachhaltigen Produktzyklus und alle weiteren ökologischen Aspekte völlig übergeht, einfach keinen Sinn macht. Es gibt hier also noch einiges zu klären. Grundsätzlich wurde der BLAUE ENGEL von beiden »Lagern« in Frage gestellt. Eine Sichtweise könnte sein: Das PVC-Lager möchte den blauen Engel nicht, da gewisse Eckdaten, wie Recyclingquote und die neue Forderung nach nachhaltigen Produktzyklen schwer zu erfüllen sein könnten, während das Lager Holz die Meinung vertritt, dass ein BLAUER ENGEL sowohl für Kunststoff-, als auch für Holzfenster den deutlichen, holztypischen Vorteilen in Sachen Nachhaltigkeit, Öko- und Energiebilanz keinerlei Rechnung trägt. Ergo bleibt also einiges an Diskussionsstoff für die nahe Zukunft.

GLASWELT: Haben Sie mit der konsequenten Ausrichtung auf das hochwertige Holzfenster unternehmerischen Erfolg? Wie hoch ist der Belmadur-Anteil in ihrer Fensterproduktion?

Döpfner: Wir haben bei Döpfner in unserer über 100-jährigen Geschichte ausschließlich auf Holz gesetzt. Nachhaltigkeit ist für uns also integraler Bestandteil unserer Unternehmensphilosophie. Und ja, wir haben Erfolg. Unsere erhebliche Investition in eine komplett neue CNC-Fertigungsstraße und in ein Inhouse-Schulungszentrum im Jahr 2009 sind neben unserer 100%-igen Auslastung eindeutige Indizien hierfür. Wir sehen gewaltiges Potenzial für Holz- und Holz-Alu-Fenstersysteme. Der Belmadur-Anteil steigt stetig, aber nicht überproportional. Holzmodifikation ist nur ein Aspekt dauerhafter Holzfenster. Modernste Oberflächenbeschichtungen und konstruktive Innovationen, von der Rahmenkonstruktion bis hin zu Blendrahmenkonstruktionen sind uns gleichermaßen wichtig.