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VFF Jahreskongress: “Et bliev nix wie et wor“

Zum Jahrestreffen der Fenster- und Fassadenbranche hatte der VFF nach Köln eingeladen — gefolgt waren diesem Aufruf 225 Teilnehmer, so viele wie schon lange nicht mehr. Alle Teilnehmer hofften auf Antworten, ob sich der robuste Fenstermarkt auch in den nächsten Jahren fortsetzen könne.

VFF-Vorsitzender Berhard Helbing in Köln - Daniel Mund / GLASWELT - © Daniel Mund / GLASWELT
VFF-Vorsitzender Berhard Helbing in Köln - Daniel Mund / GLASWELT

Bernhard Helbing, VFF Präsident, benutzte in seiner Begrüßung das "kölsche Grundgesetz", um auf die Situation der Branche aufmerksam zu machen und den Blick in die Zukunft zu wenden. „Et bliev nix wie et wor“ ("Sei offen für Neuerungen") zitierte er um aufzuzeigen, dass die RAL Gütegemeinschaften ihre Anforderungen für die Zertifizierung zum GZ 695 angepasst haben. Ohne auf die Bezeichnung der Typen bei den Wandungsstärken der Profilsysteme genau zu benennen, kündigte er an, dass künftig bei den RAL-Anforderungen allein die Qualitätsabfrage in Prüfungen das Maß aller Dinge sei. Ein PVC-Profil mit geringer Wandungsstärke sei dann nicht automatisch von der Güteklasse ausgenommen - die Eignung würde sich in den Prüfungen ergeben. "Es gibt kein Typen-Postulat mehr, sondern künftig müssen die Fenster ihre Eignung auf dem Prüfstand beweisen."

Jörn Lass, ift Rosenheim - Daniel Mund / GLASWELT - © Daniel Mund / GLASWELT
Jörn Lass, ift Rosenheim - Daniel Mund / GLASWELT

Zuvor hatte bereits Jörn Lass vom ift in seinem Vortrag auf die neuen Prüfanordnungen des GZ 695 unter dem Gesichtspunkt der Dauerhaftigkeit hingewiesen. Unter anderen führte Lass aus, dass künftig die angegebenen maximalen Flügelgewichte abgeprüft werden. "Wenn der Hersteller sagt, das Fenster hält 130 kg aus, dann wird es jetzt auch entsprechend geprüft." Angepasst wurden die Prüfbestimmungen u. a. auch bei der Beschlagsbefestigung und der Schweißverbindung.

 

Michael Vetter, Rewindo
Michael Vetter, Rewindo

Michael Vetter von der Recycling-Initiative Rewindo wies in seinen Ausführungen auf die sehr hohe Recyclingquote bei Kunststofffenstern von 77 Prozent. Probleme bei der Recyclingmenge komme dabei von einer etwas unerwarteten Seite: Die Müllverbrennungsanlagen würden mittlerweile auch gerne das Material verwerten und hier ein Preisdumping bei der Abnahme betreiben. Sein Vortrag endete mit einem Aufruf: "Recycling endet nicht mit der Aufbereitung - wir brauchen auch die Anwendung bei den Abnehmern." Dazu gab er Beispiele, welche Systemgeber das Recylat in den Profilen bereits einsetzten.

Helmut Hilzinger rief in Köln zu mehr Ehrlichkeit auf - Daniel Mund / GLASWELT - © Daniel Mund / GLASWELT
Helmut Hilzinger rief in Köln zu mehr Ehrlichkeit auf - Daniel Mund / GLASWELT

Helmut Hilzinger hatte die Aufgabe, den Zuhörern seine Sicht bezüglich der Anforderungen auf die Kunststofffenster der Zukunft zu schildern. Dies absolvierte er, indem er zunächst den Siegeszug dieses Produktes aufzeigte. Gestartet war man 1970 mit einem Marktanteil von 8 % - jetzt dominiert das Material bei den Marktanteilen mit 56 Prozent. Dabei hätte man aber auch Fehler gemacht: Die größten seien dabei gemacht worden, dass Elemente allzu häufig zu groß dimensioniert bzw. statisch unterdimensioniert wurden. Aber auch bei der Einfärbung seien anfangs noch viele Probleme entstanden. Die Zukunft des PVC-Profiles sieht er u. a. in Verbindung mit gedämmten Profilen (ausgeschäumt, Verwendung von Einschieblingen, Einbringung von Granulaten) und in der Scheibenverklebung, denn man müsse "weg vom Stahl" - die Stahleinlagen würden aufgrund ihrer schlechten themischen Eigenschaften in Zukunft substituiert werden.
In seinem Vortrag appelierte er auch an die Herstellerkollegen und Systemgeber: "Ehrlichkeit ist gefragt: In den Prüflaboren bitte nicht die optimalsten Rahmenwerte herauskitzeln, die in der Realität kein Bestand hätten."

In der Holzsession wies Eicke Gehrts vom VFF darauf hin, dass es für Fensterholz, das aus dem nichteuropäischen Ausland eingeführt wird, aktuell zwei parallele Zertifizierungssysteme gebe. Das mache die Arbeit für den Fensterbauer komplizierter. Er wies darauf hin, dass aktuelle EU-Regelungen in Kürze geändert würden, um zu erreichen, dass in die EU kein illegales, d.h. nicht zertifiziertes Holz eingeführt wird.

Andreas Landgraf im Gespräch mit interessierten Besuchern. - Matthias Rehberger, GLASWELT - © Matthias Rehberger, GLASWELT
Andreas Landgraf im Gespräch mit interessierten Besuchern. - Matthias Rehberger, GLASWELT

Mit großem Interesse verfolgten die Zuhörer den Beitrag von Andreas Landgraf von den Heinrich Meyer Werken, Breloh. Er stellte ein Fenstersystem vor, bei dem die Eckverbindungen des Fensters im Flügelbereich ebenso wie im Blendrahmen verschraubt werden. Zwischen dem Hirn- und Längsholz wird noch eine Dichtmasse eingebracht, damit kein Wasser in die Dübel bzw. Dübellöcher kommt. Im Betrieb werden so 95% der Fenster hergestellt. Die Umstellung der Fertigung, u.a. aufgrund von neuer Maschinentechnik, auf die reine mechanisch verbundenen Rahmenecken habe habe es ermöglicht, die Durchlaufzeiten in der Fertigung um rund 50 Prozent zu senken. Diese Verbesserung gründe sich auf dem Zusammenspiel von Einzelstückfertigung der Fensterteile, der mechanisch verbundenen Rahmenecke und der angefrästen Glasleiste.

"Die Fugen sind die Schwachstellen, die meisten Schäden am Holzfenster entstehen aufgrund von Undichtigkeiten der Fensterkonstruktion bei den Fugen", so das Resümée von Dr. Odett Moarcas vom ift. Bei der mechanischen Rahmeneckverbindungen von Holzfenstern habe die Rohdichte des Holzes einen maßgeblichen Einfluss auf die Verbindung. Je höher die Rohdichte, desto besser für die Verbindung. Insbesondere bei der mittleren Lamelle, in der der mechanische Verbinder sitzt. Bei solchen Verbindungsystemen kommen mit dem Rahmen verklebte ISO-Scheiben positiv zum Tragen. Sie gab in ihrem Vortrag weiter einen Überblick über die Anforderungen bei mechanischen Rahmeneckverbindungen, die bei Tests gemäß der ift Richtlinie FE-08/1 an die zu prüfenden Holzfester bzw. an die mechanischen Eckverbinder für Fensterrahmen gestellt werden.

Dr. Wolfgang Marka von der Haas Group erläuterte, warum in Österreich Holz-Alu und Holzfenster deutlich höhere Marktanteile als in Deutschland aufweisen. In der Alpenrepublik habe das Holzfenster ein wesentlich besseres Image als hierzulande. 90 % der Österreichischen Passivhausfenster seien aus Holz oder Holz-Alu. Es sei es gelungen, den Wartungsvorteil des Holz-Alu-Fensters dem Kunden zu kommunizieren. Auch dort liegen die Preise für Holz-Alu (Marktanteil rund 20 %, Deutschland 8 %) etwa 30 Prozent über denen von anderen Systemen.
Seit den 1970er Jahren werde in Österreich Holz (und damit auch das Holzfenster) aktiv und gezielt beworben und Lobbyarbeit in Sachen Holz betrieben. Der „Pro-Kopf-Verbrauch“ an Holz konnte seit der 1970er Jahren um 60 Prozent gesteigert werden und liege heute in Osterreich drei mal höher als in der BRD. Er machte aber auch deutschen Herstellern Hoffnung: Gerade die ökologischen Qualitäten des Holzfensters werden seiner Aussage nach in Zukunft deutlich stärker in die Verkaufsargumentation mit eingehen. 

© Daniel Mund / GLASWELT

In den Plenumsvorträgen referierten Dr. Volker Treier / DIHK über die volkswirtschaftliche Entwicklung in Deutschland und BDir Hans-Dieter Hegner. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung über die energetischen Ziele der Bundesregierung.
Zugleich wurde Petra Hautau stellvertretend für das ganze Unternehmen Hautau für das 100 jährige Bestehen des Unternehmens geehrt.

In den Pausen hatte man gute Gelegenheit, sich mit den Kollegen auszutauschen - Daniel Mund / GLASWELT - © Daniel Mund / GLASWELT
In den Pausen hatte man gute Gelegenheit, sich mit den Kollegen auszutauschen - Daniel Mund / GLASWELT

Mehr als jede andere Situation bot der Jahreskongress Gelegenheit, wertvolle Branchenkontakte zu knüpfen und Erfahrungen auszutauschen. Bernhard Helbing formulierte das nach § 10 des Kölschen Grundgesetzes: "Drinkste ene met".

Mehr vom Jahreskongress in Köln gibt es im Juniheft der GLASWELT.
Daniel Mund und Matthias Rehberger

© Daniel Mund / GLASWELT

 

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Ulrich Tschorn, der Geschäftsführer des VFF, erläuterte anhand aktueller Statistiken, dass die Zuwächse in 2009 und die prognostizierten für 2010 auf die Programme der Regierung zurückzuführen seien. - Matthias Rehberger, GLASWELT - © Matthias Rehberger, GLASWELT
Ulrich Tschorn, der Geschäftsführer des VFF, erläuterte anhand aktueller Statistiken, dass die Zuwächse in 2009 und die prognostizierten für 2010 auf die Programme der Regierung zurückzuführen seien. - Matthias Rehberger, GLASWELT