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VFF-Tagung 2009: Brüssel war eine Reise wert

Die Mitglieder des Verbands der Fenster und Fassadenhersteller e.V. trafen sich Anfang Mai in Brüssel zu ihrer Jahrestagung. Neben einen Blick hinter die Kulissen des EU-Parlaments gab es wieder eine Reihe von Fachvorträgen, die einen ermutigenden Blick auf die kommenden Regierungsprogramme zur energetischen Sanierung zulassen.

Bernhard Helbing begrüßt die Mitglieder der VFF-Jahrestagung 2009 - Bild: Matthias Rehberger, GLASWELT - © Bild: Matthias Rehberger, GLASWELT
Bernhard Helbing begrüßt die Mitglieder der VFF-Jahrestagung 2009 - Bild: Matthias Rehberger, GLASWELT
Als Auftaktredner sprach Robert Scholl, Ministerialdirektor im Bundesbauministerium, und gab Einblicke in die Entwicklungen am Baumarkt und die Gebäudefertigstellung. Für 2009 werde ein Rückgang von 3,9 Prozent erwartet. Allerdings rechne man bereits für 2010 wieder mit einer Zunahme (+ 1,9 Prozent), die sich 2011 deutlich erhöhen soll. Sehr positiv, so Scholl, sei zu werten, dass die Investitionen der öffentlichen Hand deutlich steigen, so dass in diesem Jahr mit einer Zunahme um + 8,1 Prozent zu rechnen sei.
Scholl: „Wir leben in Zeiten der Veränderung, deshalb wird auch die Neudefinition des Wohnungsbedarf unumgänglich, u.a. durch die Alterung der Bevölkerung, die die Anpassung des Wohnbestands erfordert. Gerade vor diesem Hintergrund zeigt sich, dass die Wohnungsbestände der 60er und insbesondere 70er Jahre sind immer weniger vermarktbar sind. Dies schließt die hohen Energieverbräuche dieser Gebäude mit ein. Deshalb werden sich  in den kommenden Jahren für die Baubranche sehr große Potentiale erschließen.“

Verschärfte energetische Anforderungen erhöhen deutsche Exportchancen
Um hier das der deutschen Baubranche gut Rahmenbedingungen zu ermöglichen sei es laut Scholl das Ziel der Bundesregierung die Europäischen Rahmenbedingungen zu verbessern. Man wolle Augenmaß in Energie- und Klimapolitik einfordern und den Planungs- und Bürokratieaufwand nicht ausufern lassen. Weiter sei mehr Transparenz und Kostenreduzierung für Normung und Zertifizierung gefordert.
„Wir begrüßen den Vorschlag des Europäischen Rates für eine neue Energieeffizienz Richtlinie zur europaweiten Verbesserungen der energetischen Qualität von Neubauten. Allerdings sehen wir die Gefahr, dass in Einzelregelungen ein zu hoher Verwaltungsaufwand für Bürger und öffentliche Hand entsteht. Auch Europa muss sich am Prinzip der Wirtschaftlichkeit ausrichten.“
Gerade die Verschärfung der Anforderungen, die die Richtlinie bedeutet, erhöhe deutlich die deutschen Exportchancen für energieeffiziente Produkte, Baustoffe und Anlagentechnik, da Deutschland hier vielfach Marktführer sei. Dies gelte e auch für die Fenster- und Fassadenprodukte.
Aktuell mache die Regierung Gelder locker, von denen man vor einem Jahr nicht hätte zu träumen wagen. Dies beinhalte die starke Ausweitung der Programme zur Förderung der energetischen Sanierung im Wohnungsbestand, einschließlich der Konjunkturpakete I und II sowie den Einstieg in die geförderte seniorengerechte Modernisierung. „Der Bund fördert mit über 80 Mrd. Euro, freuen Sie sich darauf, dass bald eine Vielzahl öffentlicher Gebäude wie Schulen und Kindergärten saniert werden.“ Seinen Vortrag schloss Scholl mit dem Wunsch, dass in Deutschland für den Bau eine halbierte Mehrwertsteuer eingeführt werde. „Bei uns zulande ist das wohl nicht erreichbar. Aber vielleicht erfüllt einmal Brüssel meinen Wunsch.“

Der Sanierungsmarkt ist der Markt der Zukunft
Auch die Ausführungen von Thomas Kwapich, Bereichsleiter Energieeffiziente Gebäude, von der Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena), gaben Grund zur Zuversicht: Rund 80 Prozent aller Bestandsgebäude in Deutschland erfüllen nicht die Anforderungen des EnEV-Niveau. Die energieeffiziente Sanierung birgt ein großes Potenzial: „Gebäude mit geringem Energieverbrauch bringen für den Verbraucher eine Sicherheit die  steigenden Energiekosten in den Griff zu bekommen.“
Hierzu zeigte er verschiedene Beispiele, wie sich selbst bei denkmalgeschützen Gebäuden durch Sanierung der Energiebedarf für Heizen um über 80 Prozent senken lasse. Die dena verzeichne zudem bei Mietern und Käufern ein hohes Interesse am energetischen Zustand des Objekts, und der Energieausweis gewinne eine wachsende Bedeutung bei der Wohnungssuche, wie Umfragen zeigten. So sagten 90 Prozent der Befragten, dass der energetische Zustand eine Wohnung wichtig sei. 80 Prozent gaben an, dass der Energieausweis Einfluss bei der nächsten Wohnungssuche haben werde.
Gute Instrumente zur Verbesserung Energieeffizienz sei eine 3-Säulenstrategie aus Ordnungspolitik (z.B. EnEV), Förderung (z.B. KfW-CO2-Gebäudesanierungsprogramm) und Marktinstrumenten (z.B. Energieausweis, Pilotgebäude).
Bei der Bestandssanierung sieht Kwapich jedoch sechs zentrale Markthemmnisse, die die Modernisierung von Bestandsgebäuden behindern:

  • Mangelnde Markttransparenz
  • Mangelnde konkrete Information der Eigentümer
  • Hohe Komplexität der Sanierungsvorhaben und mangelnde Zuverlässigkeit der Ergebnisse
  • Mangelndes Vertrauen in Akteure (Planer und Handwerker)
  • Fehlende Fachqualifikation der Ausführenden für energieeffizientes Bauen
  • Finanzierungsprobleme der Eigentümer

Gemeinsam stark
Es kann nicht sein“, so Thomas Kwapich, „dass Planer und Handwerker von den Verbrauchern genaue Anforderungen abfragen, was die energetische Sanierung angeht. Woher soll ein Laie wissen, was es an Möglichkeiten und Produkten hierfür gibt. Es muss umgekehrt sein, der Handwerker und der Planer müssen den Bauherren den Weg weisen.“ Generell bestünde auch die Gefahr, dass bei solchen Sanierungen zu viele Einzelmaßnahmen angestoßen werden, statt von einer Gesamtplanung auszugehen. Diese Planung muss das ganze Haus umfassen, die Sanieurngsmaßnahmen aber nicht auf einmal durchgeführt werden, sondern diese könne man auch Peu á Peu umgesetzen.“
Kwapich sieht in Handwerker- und Planungskooperationen sowie in gemeinsame Absprachen der beteiligten Gewerke sehr gute Chancen sich eine hohe Kompetenz in Sachen energetischer Sanierung zu erarbeiten und sich am Markt zu etablieren.

Auf der Veranstaltung wurden darüber hinaus die Gewinner des Marketingpreises gekürt. Drei Unternehmen wurden ausgezeichnet: Den mit Pressearbeit und Glastrophäe dotierten Hauptpreis gewann rekord Fenster + Türen aus dem norddeutschen Dägeling. Zwei Sonderpreise gingen an Aldra und Mahrenholz. Hier finden Sie den Bericht zur Preisverleihung sowie die Marketingpreis-Gewinner.

Am Rande der Tagung überreichten VFF-Präsident Helbing und VFF-Geschäftsführer Ulrich Tschorn Dr. Steffen Spenke, Geschäftsführer des Bundesverband Wintergarten, die Beitrittsurkunde des VFF.

VFF-Präsident Bernhard Helbing überreicht Dr. Steffen Spenke, Geschäftsführer des Bundesverband Wintergarten die Beitrittsurkunde des VFF, rechts VFF-Geschäftsführer Ulrich Tschorn. - Bild: Matthias Rehberger, GLASWELT - © Bild: Matthias Rehberger, GLASWELT
VFF-Präsident Bernhard Helbing überreicht Dr. Steffen Spenke, Geschäftsführer des Bundesverband Wintergarten die Beitrittsurkunde des VFF, rechts VFF-Geschäftsführer Ulrich Tschorn. - Bild: Matthias Rehberger, GLASWELT

Das nächste VFF-Jahrestreffen findet am 7. und 8. Mai 2010 in Köln statt.

Matthias Rehberger