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Bauelemente in Bewegung

“Braucht es einen 'Tesla‘ für die Fensterbranche?“

GLASWELTAuf der letzten Branchenmesse in Nürnberg hat Maco mit seinen Prototypen für elektromechanische Beschläge viel Aufsehen erregt. Wie viel Ansätze der Prototypen konnte man in die Realität überführen?
Reisigl – Wir müssen hier differenzieren. Beginnen wir mit unseren Ideen ­für ein neues Verschlusskonzept an der Haustür. Bei diesem komplett neuen Verriegelungssystem sind wir gerade dabei, seriennahe Produkte zu testen. Ziel ist es, bis zur FRONTALE 2020 ein serienreifes System zu präsentieren mit der Markteinführung zu starten. Momentan liegt der Fokus auf der Entwicklung des Umgebungssystems. Wir wollen ein Gesamtsytem anbieten, vom Verschluss bis zum Netzteil. 

GLASWELT – Haben Drücker und Zylinder in der Haustür von morgen ausgedient?
Reisigl –  [...] Im Wohnbereich haben wir immer noch überwiegend rein mechanische Systeme. Die Aufgabe besteht jetzt darin, den mechatronischen Anteil auch im privaten Wohnbau stark auszubauen. Hier hilft natürlich auch der Schub, der aus dem Smarthome-Bereich kommt – durch Großanbieter wie Google, Amazon und Co. Der Endnutzer will immer mehr Komfort haben. „Sicherheit“ wird bei der Haustür vorausgesetzt, jetzt gilt es den Komfortaspekt der Bedienung stärker zu berücksichtigen. [...] Wir glauben, dass sich die Märkte in diese Richtung entwickeln werden. Dann ist die Frage, wer in diesem Segment das interessanteste und ausbaufähigste System hat. Wir sind überzeugt, dass wir mit unseren Produkten vorteilhafte Lösungen bieten. 

GLASWELT – Kommen wir zurück zur Frage, ob Drücker und Zylinder in der Haustür von morgen ausgedient haben?
Reisigl – Ich denke, dass man auf die klassischen Griffe in Zukunft verzichten kann. Aber es werden schon noch Stoßgriffe oder Ähnliches an einer Tür angebracht, denn Sie müssen ja die Tür irgendwie bewegen. [...] Den Profilzylinder betrachten wir langfristig in der Welt der mechatronischen Beschlagssysteme als nicht mehr zielführend.

[...]

GLASWELT – Kann sich in dem Punkt die Beschlagsbranche nicht auch einiges von der Autobranche abschauen: Eine simple Plattform, eine Basis schaffen und dennoch dem Fensterhersteller mit weiteren Ausbaustufen Möglichkeiten zur Differenzierung bieten?
Reisigl – Da stimme ich Ihnen zu, aber ich denke, dass wir in dem Punkt systemisch festgefahren sind. Es wird schwierig, hier die gelebte Praxis zu durchbrechen. Es gibt eine Vielzahl von Fensterprofilen, eine Vielzahl von Maschinen­anbietern, eine Vielzahl von Isolierglasherstellern und eben auch Beschlagsherstellern. Alle diese Komponenten müssen von einem Fensterhersteller zusammengefügt werden. Eine Veränderung schafft vielleicht nur eine völlig radikale Innovation. ­

GLASWELT – Braucht es also in der Fensterbranche – oder vielleicht auch in der Beschlagsbranche – einen Innovator von außen, der nicht in diesen Bedingungen gefangen ist – sozusagen einen „Tesla“ für die Fenster?
Reisigl – Diese Chance oder dieses Risiko besteht – je nachdem von welcher Seite aus man das betrachtet. Die Digitalfotografie wurde auch anfangs von der Papierfotobranche belächelt. Heute fotografiert jeder nur noch digital und dieser Change-Prozess dauerte nur wenige Jahre.

Lesen Sie das ungekürzte Interview von Chefredakteur Daniel Mund mit Wolfgang Reisigl in der nächsten GLASWELT-Ausgabe (erscheint am 6. Mai) in unserem Top-Thema "Bauelemente in Bewegung". Dabei verrät Reisigl beispielsweise, ob er längerfristig Geschäftsführer bei Maco bleibt, ob er sich vorstellen kann, dass Maco auch noch in 20 Jahren DK-Beschläge verkaufen wird und wie man beim österreichischen Beschlagsexperten Innovationsprozesse beschleunigen möchte.