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Parameter für Luftdurchlässigkeit, Schlagregendichtheit, Windwiderstand, etc.

Geheimnisse aus dem Prüflabor

Die meisten am Markt befindlichen Holz-Aluminium-Fenster sind als Verbundkonstruktion ausgeführt. Hier wird das Glas an der bewitterten Seite durch die Aluminiumprofile gehalten und eingespannt. Über die Jahre wurden die Ansichtsbreiten der Flügelprofile aus Designgründen immer schmäler, gleichzeitig nahm die Bautiefe zu. Dies ist den dicken 3-Scheibenisoliergläsern geschuldet. Die Nut für die umlaufenden Fensterbeschläge kommt dann unterhalb des Glasfalzes zu liegen und limitiert die Länge der Beschlagsbefestigungsschrauben. Besonders drastisch können die Auswirkungen bei einbruchhemmenden Elementen sein. Hier verstärken die in einer Reihe gesetzten Schrauben die Spaltwirkung zusätzlich und das Fensterprofil reißt an der schwächsten Stelle durch (Abbildung 1).

Dadurch kann es möglich sein, die eingeklebte Verglasung mit dem Rest des Flügelprofils als Ganzen nach außen zur Angriffsseite wegzuhebeln.

In der Planung der konstruktiven Details sollte daher versucht werden, einen möglichst großen Restquerschnitt zu erhalten. Wenn möglich, sollte die Beschlagsnut neben dem Glasfalz liegen. Zudem sollte ein Aufeinandertreffen mit zusätzlichen Nuten vermieden werden.

Auch die Glasverklebung selbst muss exakt ausgeführt werden. Bei der Auswahl der Klebstoffe ist insbesondere auf gute Haftung, Verträglichkeit mit anderen Materialien (Bestätigungen einholen!) und gute Verarbeitbarkeit zu achten. Was nützt es, wenn die Klebefuge optisch schön ausschaut, aber in der Tiefe zu wenig oder kein Klebstoff ist und das Glas zur Angriffsseite entfernt werden kann (Abbildung 2).

Die Luftdurchlässigkeit und Schlagregendichtheit von Fenster und Türen werden vor allem durch die Dichtungen und deren Verarbeitung beeinflusst. Wichtige Parameter sind der Anpressdruck, Dichtungsweg, Langzeitelastizität und Verarbeitung. Anspruchsvoll sind hier vor allem die zweiflügeligen Elemente und auch Schwingfenster, wo die Dichtungsebene konstruktionsbedingt unterbrochen wird. Durch die Verwendung von Endkappen an den Dichtungsenden des Stehflügels wird eine durchgehende Dichtebene geschaffen. Wichtig ­dabei ist eine exakte ­Verarbeitung. Für Schwingfenster sind angepasste Dichtstücke erhältlich.

Krumme Türen müssen nicht sein

Bei Außentüren kann das Verzugsverhalten bei Differenzklimabeanspruchung zu Problemen mit abhebenden Dichtungen führen. Die ÖNORM B 5339 schreibt beispielsweise eine maximale Verwindung oder Krümmung der Längskanten von 4 mm vor. Der Dichtungsweg liegt idealerweise über diesem Wert, sodass die Dichtlippen immer mit Druck anliegen. Die Verwendung von Mehrfachverriegelungen mit Zusatzfallen oder automatisch ausfahrenden Fallenriegeln/Schwenkhaken können die durch Winddruck verursachten Verformungen der Türblätter wesentlich verringern.

Doch auch die Gegenseite der Dichtung muss beachtet werden. Die Auflagefläche muss glatt und eben sein und darf keine abrupten Höhenänderungen aufweisen.

Besonders kritisch sind die Eckverbindungen und Übergänge zu Bodenschwellen oder Regenschutzschienen (Abbildung 3). An der Übergangsstelle sollte der Versatz möglichst gering sein. Daher sollte in der Fertigung und der Wpk die Dichtungsauflagefläche exakt kontrolliert werden. Ein weiterer Faktor ist die Dichtungsecke. Je nach Dichtungstyp kann die Ecke ausgeklinkt oder geschweißt werden. Zu vermeiden sind überlappende Dichtlippen, Lücken zwischen den Dichtlippen oder übermäßige Schweißwülste.

Aber auch bei Trockenverglasungsdichtungen kann es zu Problemen kommen. Bei den Verbundkonstruktionen wird die Verglasung über die Aluminiumprofile gehalten und die Aluminiumprofile über Halteklips mit dem Flügel verbunden. Meist wird die Glasabdichtung als Trockenverglasung ausgeführt. Hier ist schon in der Planung auf genügend Dichtungskompression zu achten. Ein zu großer Abstand bei den Halte­clips kann bei Sogbelastungen zum Versagen der Glasanbindung führen, bis hin zum Scheibenbruch. Zudem kann es während der Messung der Luftdurchlässigkeit bei Drücken um 600 Pa zum Abheben der Glasdichtungen und damit großen Leckagen kommen (Abbildung 4). Besonders bei großen Glasflächen sollten zusätzliche Glashaltewinkel verwendet werden.

Bei Fixverglasungen von HA-Systemen ist das Isolierglas raumseitig über eine Glashalteleiste fixiert, um nachträglich die Verglasung tauschen zu können. Üblicherweise werden die Glashalteleisten verdeckt genagelt (Idealzustand Abbildung 5). Der Nagel ist vom Glas weg gekrümmt, hat genügend Überdeckung durch das Holz und genügend Eingriffstiefe. In Abbildung 6 sieht man die geringe Überdeckung durch das Holz, wodurch die Gefahr von Glasbeschädigungen bereits beim Einschießen der Nägel besteht. Bei Windbelastung können einzelne Nägel durch die direkte Punktbelastungen Schäden am Glas hervorrufen. Auch in Hinblick auf die Stoßfestigkeit (z. B. bei Verglasungen mit absturzsichernder Funktion ist bei der Glasbefestigung auf exakte Fertigung zu achten.

Bei der Holzforschung Austria werden die Auftraggeber zu den Prüfungen eingeladen, um den Prüfungsverlauf zu verfolgen und bei Problemen möglichst sofort reagieren zu können.

Aus den Prüferfahrungen können wertvolle Informationen zu Fertigungsverfahren, Qualitätssicherung und künftigen Produktentwicklungen gewonnen werden.

Abbildung 1: schmaler Restquerschnitt bei Beschlags­nut und Nut in Glasfalz

Foto: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Wood_aluminium_composite_­windows#/media/File:Holz-Alufenster_Schnittmodell.jpg modifiziert

Abbildung 1: schmaler Restquerschnitt bei Beschlags­nut und Nut in Glasfalz
Abbildung 2: fehlender Klebstoff in der Glasfalztiefe

Foto: Holzforschung Austria

Abbildung 2: fehlender Klebstoff in der
Glasfalztiefe
Abbildung 3: Versatz der Dichtungsanlagefläche bei Übergang zu Bodenschwelle

Foto: Holzforschung Austria

Abbildung 3: Versatz der Dichtungsanlagefläche bei Übergang zu Bodenschwelle
Abbildung 4: Abheben der Dichtungen bei Windsog

Foto: Holzforschung Austria

Abbildung 4: Abheben der Dichtungen bei Windsog
Abbildung 5: korrekte verdeckte Nagelung

Foto: Holzforschung Austria

Abbildung 5: korrekte verdeckte Nagelung
Abbildung 6: verdeckte Nagelung ohne Krümmung, zu wenig Holzüberdeckung

Foto: Holzforschung Austria

Abbildung 6: verdeckte Nagelung ohne Krümmung, zu wenig Holzüberdeckung

Der Autor

Martin Wieser ist an der Holzforschung Austria Mitarbeiter für angewandte Forschung, Prüfung und Zertifizierung. Dazu ist er Delegierter in mehreren nationalen und internationalen Normungsgremien sowie Vorsitzender der Arbeitsgruppe AG 227.06 „Einbruchhemmung“ bei Austrian Standards International.

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