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Back to the 80‘s

Ende der 80er Jahre wurde im europäischen Drang zum angelsächsischen Denken der K-Wert in den U-Wert gewandelt. Europa hätte sich besser an seine eigenen Werte gehalten, statt amerikanische Ideen zu übernehmen, und diese dann nur zur Hälfte. So auch beim U-Wert. In den USA verwendet man für den Sommer andere Werte als für den Winter. Wir in Europa haben das gemittelt. Nachdem wir in den 80er Jahren vom unbeschichteten zum beschichteten Isolierglas gewechselt sind, kam die Diskussion auf, man solle statt des K-Werts einen äquivalenten K-Wert verwenden, dann rechnet man den Sonnenenergiedurchlass entsprechend der Fassaden-Orientierung. Dies war notwendig, um die Energietransmission der verschiedenen LowE-Schichten in Bezug auf den K-Wert vergleichen zu können. Auch heute wäre das sinnvoll, um die Glasbeschichtungen (pyrolitischen Schichten mit den besseren Magnetronschichten) vergleichen zu können.

Leider ist diese Berechnungsart mit Einführung des U-Werts verloren gegangen, obwohl man auch einen äquivalenten U-Wert berechnen kann. Dieser hat es aber nicht in die Normen geschafft. Das liegt wiederum daran, dass die Glasindustrie eine sehr schlechte Lobbypolitik betreibt. Man hatte vergessen, dass der Äquivalentwert die Scheibengröße erhöht hätte. So hätte sich mehr Glas verkaufen lassen! Wenn man heute mit dem äquivalenten U-Wert rechnen würde, könnte man für Fassaden mit Süd-Orientierung (was negative Werte bringt, d.h. mehr Energie gewinnt als verliert) viel mehr Glas verwenden, um die Wärmeschutzverordnung zu erfüllen. Ich habe in den letzten Monaten den Ruf nach äquivalenten U-Werten glücklicherweise wieder gehört und hoffe, dass die Industrie die Politik entsprechend schnell angeht, um den äquivalenten U-Wert europaweit einzuführen. Macht aber schnell, denn wir haben bereits 20 Jahre verloren.

Und noch etwas anderes aus der 80ern hat mich kürzlich eingeholt: Ich wurde gebeten, bei einem Transporter die Kabinenverglasung, die Druckluftunterschieden ausgesetzt ist, zu berechnen. Ich sollte die Deflektion der einzelnen ISO-Scheiben sowie die Spannung auf den Randverbund berechnen. Hierzu sei kein Isolierglaswerk im Stande gewesen, so die Auftrag­geber. Glücklicherweise habe ich in den 80er Jahren entsprechende Programme selbst geschrieben, um so etwas zu kalkulieren. Aber es kann doch nicht wahr sein, dass ein ISO-Hersteller nicht mehr über solches Basiswissen verfügt. Kollegen, Ihr gebt 5 Jahre Garantie auf eine Scheibe und wisst nicht, welche hohen Belastungen auf sie wirken. Schaut Euch die Autohersteller an, die jedes Risiko genau mit einkalkulieren. Und die Glashersteller? Die folgen einfach blind der Bauregelliste. In den 80ern waren wir schon weiter.

Ihr Paul Bastianen p.bastianen@planet.nl | Mobil (+31) 6 43 88 87 28

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