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DIN EN 1279 Novellierung schreibt visuelles Qualitätsniveau bei Glas fest

Die Anforderungen werden klarer

_ Hatten bis dato die Beurteilungsrichtlinien der visuellen Qualität einer Glasscheibe durch die Glasverbände (in Deutschland der Bundesverband Flachglas bzw. der BIV des Glaserhandwerks, in Frankreich der CEKAL) einen empfehlenden Charakter, sind sie jetzt für die Verarbeiter im Rahmen der EN-Norm verpflichtend. Damit kann eine Lieferqualität vom Kunden eingefordert werden, die bisher nicht fest definiert war (u. a. mangels Prüfnachweises) und so zur Ermessensangelegenheit des Glasverarbeiters wurde. Dies führte in der Glasbranche immer wieder zu – teils großzügigen – Kulanzlösungen sowie zu hohen Folgekosten bei Reklamationen.

Das soll jetzt anders werden. Im Rahmen der Harmonisierung mit der vor Kurzem in Kraft getretenen Bauprodukten-Verordnung (BauPV) hat der europäische Normenausschuss in den Entwurf der Novelle der Isolierglas-Norm EN 1279 im Teil 1 unter Annex D erstmals die „Richtlinien für die Beurteilung der visuellen Qualität eines Isolierglases“ als normativen Bestandteil mit aufgenommen. Dadurch wird deren Einhaltung für den Verarbeiter/Anbieter europaweit verpflichtend. Im Wesentlichen beinhaltet dies die bestehende BF/BIV-Richtlinie, nun allerdings nicht mehr nur mit gutachtlichem, empfehlendem Charakter, sondern jetzt als verbindlicher Bestandteil der Norm.

Mehr Rechtssicherheit

Diese erstmalige Festlegung einer Qualitätsnorm für die visuelle Güte einer (Isolier-)Glasscheibe wird künftig eine bessere Rechtssicherheit bieten. Dies gilt für beide Vertragsparteien, den Glasanbieter sowie für seine B-to-B Kunden bzw. die Endkunden. Kann jetzt der Glasanbieter/ISO-Hersteller nachweisen, dass eine Scheibe am Ende der ISO-Linie ein entsprechend der EN 1279 I allgemein vorgeschriebenes (oder ein separat vereinbartes) Qualitätsniveau erreicht hat, ist er bei ungerechtfertigten Reklamationsforderungen aus dem Schneider. Kann er das aber nicht, drohen nun auch die Folgekosten aus der Lieferung von minderer Qualität „automatisch“ bei ihm hängenzubleiben. Unabhängig davon wird es bei Reklamationen im Geschäftsleben immer wieder Kulanzlösungen geben (müssen).

Bis vor wenigen Jahren war eine objektive Beurteilung der visuellen Qualität einer Scheibe ohne technische Unterstützung schwer möglich. Das sieht heute anders aus. Mit dem Einsatz von Scannersystemen ist eine objektive Qualitätsbeurteilung des Fertigprodukts auf gegebener Normgrundlage möglich und bietet die notwendige Rechtssicherheit.

Umsetzung in der Praxis

In der Regel sind Prüfscanner in einer ISO-Linie zwischen Waschmaschine und Visitation angesiedelt. Dort erkennen sie sicher beschädigtes oder verschmutztes Glas und bieten Entscheidungsgrundlagen, ob es möglich ist, durch Reinigung die Scheibe zu retten oder unrettbares, mit Kratzern oder Blasen versehenes Glas vor der Weiterverarbeitung auszuschleusen. Die Einbauposition zwischen Waschmaschine und Visitation erlaubt zusätzlich, die Quellen der in den Vorstufen der Produktion gemachten Fehler durch Aufzeichnung und statistische Auswertung zu erkennen und zu beseitigen. Als weitere Positionen für einen Scanner werden nun in der ISO-Linie der Einbau hinter der Presse und vor der Versiegelung sowie im Fensterbau direkt im Wareneingang sinnvoll.

Neben den Prüfkriterien, die für Isolierglas sowie auch für Einzelscheiben gelten, lassen sich mit Scannern bei ISO-Einheiten zusätzlich Geradlinigkeit und Versatz von Abstandhaltern sowie Rechtwinkligkeit von Sprossen prüfen und Butylfäden im SZR entdecken. Also Fehler, die in oder nach der Visitation entstehen, aber im später sichtbaren Bereich der dann gerahmten Einheit störend sind.

So wird beispielsweise mit einem Quality Checker von Viprotron eine Komplettprüfung der ISO-Einheit durchgeführt, um die Scheibe mit dem geforderten Qualitätslevel abzugleichen. Die Ergebnisse der Prüfungen lassen sich einfach dokumentieren und archivieren. Damit ist für den Verarbeiter jederzeit der Nachweis möglich, dass er seine Gläser gemäß der Qualitätsvereinbarung bzw. der Norm geliefert hat.

Einige Isolierglashersteller haben bereits erkannt, dass die auf Kostenvermeidung ausgerichtete Fehlerdetektion vor der Visitation nur ein erster Schritt ist und einen weiteren Prüfscanner für die komplette Einheit in ihre ISO-Linien integriert. So kann die Qualität, die zum Kunden geht, genau bestimmt und damit Reklamationen vorgebeugt werden. —

https://viprotron.de/

Der Autor

Rainer Feuster ist seit vielen Jahren in der Glasbranche tätig und heute Vertriebsleiter der Viprotron GmbH, Darmstadt.

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