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Interview

"Ein besseres Fenster für weniger Geld"

GLASWELT – Was waren die Gründe dafür, ein neues Material zur echten Co-Extrusion von Ultradur zu entwickeln?

Dr. Kay Brockmüller – Das bisher zum Einsatz kommende Verfahren unter Verwendung von Ultradur funktioniert hervorragend. Wir glauben nur, dass das Interesse der Branche um ein Vielfaches höher sein wird, wenn man das Produkt tatsächlich coextrudieren kann. So lässt sich Ultradur leichter im Extrusionsprozess integrieren. Ein weiterer Punkt: Die Gestaltungsfreiheit des Profils ist so viel größer.
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GLASWELT – Was muss der Fensterbauer in der Produktion beachten, wenn Fenster mit Ultradur hergestellt werden?

Brockmüller – Grundsätzlich lassen sich die coextrudierten Profile im herkömmlichen Verfahren miteinander verschweißen. [...]

GLASWELT – Sie haben die Vor- und Nachteile des Verfahrens für den Fensterbauer überprüfen lassen?

Brockmüller – Der Fensterbau-Optimierer Jochen Bliestle hat eine quantitative und qualitative Studie erstellt, in der alle Aspekte berücksichtigt wurden. Herr Bliestle schaut dabei völlig objektiv auf die Prozesskosten und ganz unterschiedliche Szenarien wurden berücksichtigt – beispielsweise wie groß das herstellende Unternehmen ist und wie viel Stahl tatsächlich substituiert werden kann.

GLASWELT – Lässt sich die Stahlverstärkung in allen Anwendungsbereichen ersetzen?

PVC-Profile können in Co-Extrusion mit Ultradur verstärkt werden - BASF - © BASF
PVC-Profile können in Co-Extrusion mit Ultradur verstärkt werden - BASF
Brockmüller – Das hängt von der Größe des gewünschten Fensters ab. Bei Bauelementen mit üblichen Baugrößen lässt sich in 85 – 90 Prozent der Fälle der Stahl durch eine Ultradur-Verstärkung substituieren. Wenn extrem große Fenster benötigt werden, ist das wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll.

GLASWELT – Gibt es weitere qualitative Vorteile für den Fensterbauer und Endkunden?

Brockmüller – Wie gesagt, der Fensterbauer kann ein Produkt bereitstellen, das durch einen besseren U-Wert ausgezeichnet werden kann. Auch die Gewichtsreduktion ist nicht zu vernachlässigen: So können Elemente beim Fensterbauer, beim Transport und auf der Baustelle leichter bewegt werden. Und die Dauerhaftigkeit wird auch durch das geringere Gewicht beeinflusst, weil somit die beweglichen Teile weniger stark beansprucht werden.
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GLASWELT – Gibt es noch ungelöste, kritische Punkte?

Brockmüller – Wir glauben, dass das Recycling-Thema funktioniert. Dies bedarf aber noch eines Nachweises für Fensterprofile mit Co-Extrusionsfähigem Ultradur.
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GLASWELT – Die Systemgeber können eine höhere Wertschöpfung im Profil erzielen, dadurch erhöht sich aber auch der Profilpreis. Was schätzen Sie, um welchen Prozentsatz werden sich die Profilkosten erhöhen müssen? 

Brockmüller – Herr Bliestle hat in der Studie ermittelt, welche Ersparnisse der Fensterbauer in den verschiedenen Bereichen hat, wenn auf die Stahlverstärkungen verzichtet wird. Dazu haben wir die Gegenrechnung gemacht, was beim Systemgeber an Mehrkosten entsteht. [...] Herausgekommen ist bei dieser Betrachtung, dass die Mehrkosten eines Ultradur-verstärkten PVC-Profils geringer sind als die Ersparnisse beim Fensterbauer. Unter dem Strich bekommt man also ein besseres Fenster für weniger Geld. Das gilt übrigens für kleine, mittlere und große Fensterbauer in Deutschland, wobei ich anmerken darf, dass die kleinen Fensterbauer die größten Vorteile haben, da für sie der Stahleinschub selten automatisiert ist.
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GLASWELT – Was glauben Sie, wann im Markt ein solches Profil auftauchen wird?

Brockmüller – [...] Ich darf sagen, dass profine zur FRONTALE 2018 ein Produkt in dieser Technologie auf den Markt bringen wird. profine arbeitete in der Entwicklung eng mit BASF zusammen.

GLASWELT – Können Sie sich vorstellen, dass sich mit diesem neuen Material auch ganz neue Rahmenkonstruktionen entwickeln lassen?

Brockmüller – Ja. Wir wissen, dass bereits jetzt schon getüftelt wird an völlig neuen Fenstergeometrien. Es gibt viele Ideen, aber auch hier bitte ich um Verständnis, dass ich Ihnen keine Entwicklungsdetails verraten darf. 
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Das Gespräch führte Chefredakteur Daniel Mund.

Lesen Sie das ungekürzte Interview in der aktuellen Ausgabe der GLASWELT.
Ihre Bezugsmöglichkeiten: www.glaswelt.de/abo