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Fassadenbau — zu konservativ und zu träge?

GLASWELT: Sehr geehrter Herr Klein, welche Tendenzen erkennen Sie bei der Weiterentwicklung von Fassaden?
Klein
: Da gibt es mehrere. Das Streben nach besseren U-Werten gehört ja heute schon zum Standard. Wir werden darüber hinaus aber mehr Technik in die Fassaden bekommen, wie beispielsweise durch die Integration von gebäudetechnischen Komponenten in die Gebäudehülle. Weiter beschäftigt uns gerade die Bewertung der Nachhaltigkeit der verwendeten Materialien sowie die Entwicklung von „End of Life“ Szenarien (englisch = Ende des Lebenszyklus) von Fassaden und den zugehörigen Produkten. [...]  Unser Traum ist ein adaptiver G-Wert von Glasscheiben, der im Sommer die Strahlung draußen hält und im Winter Energiegewinne erlaubt. Aber der Weg dahin ist noch weit. Auf unserer Fassadenkonferenz zum Thema „Technology Transfer“ am 19. Mai in Delft hatten wir hierzu sehr interessante Beiträge.

GLASWELT
:
Diese neuen Ansätze hören sich sehr spannend an. Doch wie sieht die praktische Umsetzung auf der Baustelle aus?

Klein
: Die Baustelle ist eine Sache, aber es geht mehr darum, wie der Bauablauf selbst strukturiert ist. Dieser hat sich auf einer handwerklichen Basis über Jahrhunderte entwickelt. Das betrifft ebenso die Entscheidungsprozesse sowie die Vergabe von Aufträgen. Dazu kommen der Zeitdruck und projektweise wechselnde Teams. In der kurzen Bauzeit ist es fast unmöglich, wirklich neue und noch nicht vollständig ausgereifte Entwicklungen zu integrieren. [...]
GLASWELT: Woran liegt es, wenn Fassadenbauer sich kaum auf neue Systeme und Arbeitsweisen einlassen wollen?

Klein: Im Gegensatz zu anderen konstruierenden Disziplinen, wie die Automobilindustrie oder das Produktdesign, haben die Beteiligten am Bau meist sehr begrenzte finanzielle Kapazitäten. [...] Der Einsatz von neuen Systemen bedeutet also jedes Mal eine Umstellung mit entsprechendem Risiko. Denn im Gegensatz zur Autoindustrie, die nach Investitionen oft Millionen gleicher Einheiten fertigt, handelt es sich bei Gebäuden in der Regel um Einzelobjekte, mit einer überschaubaren Anzahl von Fassadeneinheiten/-elementen.

GLASWELT : Bremst das die Weiterentwicklungen von Fassaden nicht etwas aus?

Klein

: Ja natürlich, im Vergleich zu anderen Disziplinen schon. Oft hören wir von Kollegen, etwa aus dem Flugzeugbau oder der o. g. Automobilindustrie, wie fortschrittlich da innoviert wird und wie langsam und konservativ Dinge am Bau zugehen. Aber wir reden bei Fassaden oder Gebäuden ja auch nicht von Produkten. Vielmehr handelt es sich dabei um individuelle, projektgerichtete Entwicklungen, die eine eigene architektonische Verantwortung haben. [...]

Die Fragen stellte Matthias Rehberger, Chefredakteur der GLASWELT.

Lesen Sie im vollständigen Interview wo sich heute die größten Potenziale für Verarbeiter bieten in der Juni-Ausgabe der GLASWELT. Diese erscheint am 03. Juni 2011. Dort findet man den Beitrag in unserer neuen Fassadenrubrik.


Weitere Infos zum Architekturlehrstuhl der Uni Delft