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„Viele Schäden resultieren aus ungenügender Wartung““

Glaswelt – „Barrierefreiheit“ scheint aus der Mode zu kommen. Jetzt spricht man von Universal Design (UD). Geht es darum, dass UD mehr beinhaltet als das barrierefreie Bauen, oder war der alte Begriff einfach zu wenig „sexy“?

Ulrich Sieberath – Das Thema „Barrierefreiheit“ ist nicht aus der Mode gekommen. Im Gegenteil: Es ist hoch aktuell. Ausgehend davon, dass unsere Gesellschaft immer älter wird, müssten wir laut neuesten Berechnungen bis zum Jahr 2025 rund 2 Mio. Wohnungen barrierefrei ausgestalten. Daher wird barrierefreier Wohnraum künftig mit Sicherheit stark nachgefragt werden. Leider wird der Begriff aber oft nur mit der Gehbehinderung in Verbindung gebracht. Zudem ist die Barrierefreiheit nur einer der sieben Aspekte des Universal Design. Die Ideologie hinter UD ist zur Lösung der Zukunftsaufgaben wesentlich geeigneter. Die einfache intuitive Bedienung für einen breiten Nutzerkreis steht dabei im Vordergrund.

Glaswelt – Warum hat das ift gerade jetzt das Thema Universal Design für sich entdeckt?

Sieberath – Unsere Bauteile werden zunehmend komplexer. Viele Schäden resultieren aus ungenügender Wartung, aber auch aus der schwieriger werdenden und oft nicht verstandenen Bedienung unserer Elemente. Bedienungsfehler führen zu Schäden und können – insoweit tragende Teile davon in Mitleidenschaft gezogen werden – die Sicherheit unserer Produkte gefährden. UD ist deshalb eine Aufgabe der Branche, um für die Zukunft richtig gerüstet zu sein.

Glaswelt – Wie kann unsere Branche von UD profitieren?

Sieberath – Der Verbraucher lehnt bereits heute komplexere Produkte ab, da er oft mit der gebotenen Nutzung nicht fertig wird. Für die Zukunft können wir aber nur durch mehr Technologie, wie mechatronische und intelligente Bauteile, die Zukunftsaufgaben wie Klimaschutz und altersgerechtes Bauen umsetzen. Universal Design wird deshalb der Branche eine bessere Marktakzeptanz sichern.

Glaswelt – Seit 40 Jahren veranstaltet das ift schon die Fenstertage in Rosenheim. Ist das ein Grund zu feiern?

Sieberath – 40 Jahre Fenstertage ist wahrlich ein Grund zu feiern. Hat sich doch die Veranstaltung von einer ift-Mitgliederversammlung hin zu einem internationalen Branchentreff entwickelt.

Glaswelt – Was sind die diesjährigen Schwerpunkte auf den Fenstertagen?

Sieberath – Das Motto in diesem Jahr lautet: „Konstruktionen für morgen: modular – einfach – sicher“. In den Themenblöcken geht es um Sanieren und Modernisieren, moderne Glastechnik, Markt und Trends, aber natürlich auch Energieeffizienz und Universal Design. Ebenso wird berichtet von aktuellen Schäden, um daraus die richtigen Schlüsse für die tägliche Praxis ziehen zu können. Die bereits im letzten Jahr andiskutierte neue Bauproduktenverordnung und die damit verbundene Umsetzung zum Juli 2013 steht genauso auf dem Programm wie der Blick nach vorne.

Glaswelt – Wo drückt aktuell bei den Fensterbauern am heftigsten der Schuh?

Sieberath – Die Umstellung auf die neueren Fensterkonstruktionen haben die Fensterbauer ­ weitgehend vollzogen. Aber: Das in der Praxis oft nicht vorhandene Verständnis im Umgang mit technischen Werten, so die Diskussion um das Tausendstel im U-Wert, drücken schon sehr. Auch stehen unsere Fensterbauer zunehmend planerischen Aufgaben, wie dem Planen von Lüftungs- und Energiekonzepten, gegenüber. Denn gerade in der Sanierung fehlt der Lüftungsfachplaner und der Fensterbauer wird damit konfrontiert. Wir bieten in Kooperation mit der Hochschule Rosenheim dazu Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten an. Auch stelle ich fest, dass der Hersteller mit der Flut der geforderten Nachweise und Dokumentationen oft überfordert ist und im Streitfall den Kürzeren zieht. Dieser Trend wird von der neuen Bauproduktenverordnung noch verschärft. ­—

Die Fragen stellte Daniel Mund, stv. ­Chefredakteur der GLASWELT.

Universal Design in Kürze

Universelles Design (UD) ist ein internationales Design-Konzept, welches Produkte, Geräte, Umgebungen und Systeme derart gestaltet, dass sie für so viele Menschen wie möglich ohne weitere Anpassung oder Spezialisierung nutzbar sind. UD ist kein Produkt, sondern ein Prozess. Das Ergebnis des Prozesses führt zu einem Produkt, welches dann von einer größtmöglichen Gruppe von Menschen benutzt werden kann. Das ift entwickelt Kriterienkataloge für Fenster, Türen und Zubehörteile als optionale Anhänge zu bestehenden Zertifizierungsprogrammen, in denen die Anforderungen an UD aufgeführt werden.

Zertifizierte Produkte werden künftig gelistet unter https://www.ift-rosenheim.de/loesungen?tx_solr%5Bfilter%5D%5B0%5D=service%3ABerechnung+%2B+Simulation#tx-solr-search-solutionfinder

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