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Abdichtung von Fenstern

Was man nicht alles falsch machen kann…

_ Ebenso wie die energetische Qualität von Fenstern hat sich in den letzten Jahren die Montage und die Fugenausbildung stetig weiterentwickelt. Von der früher gängigen Vorgehensweise des ausschließlichen „Ausstopfens“ mit Mineralwolle bzw. „Ausschäumens“ der Anschlussfuge, wie beispielhaft in Bild 1 dargestellt, wird heutzutage zusätzlich auf eine dauerhafte raumseitige Luftdichtheitsebene und einen außenseitigen Wetterschutz geachtet.

Grundsätze der Abdichtung von Fenstern

Der prinzipielle Aufbau einer Anschlussfuge ist vergleichbar mit dem einer Holzständerwand. Diese besteht i.d.R. aus einer Trennung des Raum- zum Außenklimas (Ebene 1), einer Lastabtragungs-, Schall- bzw. Wärmeschutzebene (Ebene 2) und einem außenseitigen Wetterschutz (Ebene 3). Dieser Aufbau wird Ebenenmodell genannt und ist schematisch in Bild 2 dargestellt.

Gemäß der Energieeinsparverordnung (EnEV) sind Bauanschlussfugen entsprechend den anerkannten Regeln der Technik dauerhaft luftundurchlässig auszuführen. Hierfür gibt DIN 4108-7 Planungs- und Ausführungsempfehlungen und zeigt Ausführungsbeispiele auf. Darin werden jedoch ausschließlich Abdichtungsvarianten zur Sicherstellung der Luftdichtheit auf der Raumseite dargestellt, welche sich auf die Abdichtungsmaterialien Dichtstoffe, vorkomprimierte Dichtbänder und Klebebänder beschränken.

Anforderungen an die Schlagregendichtheit sind in DIN 4108-3, DIN 18355 und DIN 18360 geregelt. Hier heißt es, dass darauf zu achten ist, dass es zu keinem unkontrollierten Wassereintritt kommt. Der Wassergehalt der angrenzenden Baustoffe darf zulässige Grenzwerte nicht überschreiten. Schlagregen muss, ebenso wie anfallendes Tauwasser, innerhalb der Fensterprofile, planmäßig abgeführt werden. Zur Sicherstellung des Wetterschutzes können Fugendichtstoffe wie Dichtbänder oder Folien zum Einsatz kommen. Auch durch konstruktive Maßnahmen, bspw. Dachüberstände, darf der Wetterschutz sichergestellt werden.

Häufige Fehlerquellen bei der Ausbildung der Anschlussfuge

Die fachgerechte Ausbildung einer Anschlussfuge stellt viele Handwerker immer noch vor eine große Herausforderung. Das größte Problem zur fachgerechten Umsetzung ist jedoch in den meisten Fällen bei einer fehlerhaften oder sogar fehlenden Planung zu suchen. Oft wird vorhandenes Wissen auch falsch umgesetzt oder ist gar nicht vorhanden.

Viele Ausführungsfehler lassen sich oft wie folgt zusammenfassen:

  • Fehlender Glattstrich bzw. mangelhaft vorbereiteter Untergrund.
  • Verwendung falscher Abdichtungsmaterialien
  • Durchdringungen der Luftdichtheitsebene
  • fehlende Abdichtung

Ein Glattanstrich bewirkt eine glatte Oberfläche, damit die Abdichtung auf einem geschlossenen Grund ohne Unebenheiten aufgebracht werden kann. Hierdurch kann die Funktionstüchtigkeit und Dauerhaftigkeit der Abdichtung sichergestellt werden. In Bild 3 ist ein mangelhaft vorbereiteter Untergrund dargestellt. Zusätzlich weist dieser Verstaubungen auf, wodurch das Klebevermögen der gewählten Abdichtungen beeinträchtigt wird.

Durchdringungen der Luftdichtheitsebene müssen nachgearbeitet werden. Entweder sind zusätzliche Bänder als sogenanntes „Pflaster“ oder zusätzliche Klebemassen aufzubringen. Bild 4 zeigt eine nicht fachgerecht nachgearbeitete Durchdringung der Luftdichtheitsebene durch ein Befestigungselement. Die Luftdichtheit ist in diesem Bereich nicht gewährleistet.

Bei Zusatzprofilen, Bankanschlüsse oder Verbreiterungen, besteht die zusätzliche Schwierigkeit, dass diese im Gegensatz zum Fensterprofil nur eine geringe Stegbreite und somit eine verminderte Fläche zur Aufklebung der Abdichtung aufweisen. Dies hat zur Folge, dass sich klebbare Abdichtungen während der weiteren Montage aufgrund der geringeren Klebefläche leichter ablösen können. Bild 6 zeigt eine abgelöste Folienabdichtung im Bereich der Stirnseite eines Bankanschlusses nach erfolgter Montage.

Oft werden Abdichtungsmaßnahmen gar nicht ausgeführt. In Bild 5 ist eine Anschlagssituation mit fehlendem außenseitigem Wetterschutz dargestellt.

Praktische Empfehlungen zur funktionstüchtigen Abdichtung

Die baukonstruktiven möglichen Anschlusssituationen sind so vielfältig, dass es keine allgemeingültigen Lösungen für jede Anschlusssituation innnerhalb der Gebäudehülle gibt. Es ist darauf zu achten, dass die verwendeten Materialien bauphysikalisch und werkstoffspezifisch für die abzudichtenden Fugen aufeinander abgestimmt sind.

Raumseitig ist der Anschluss luftdicht und diffusionshemmend und außenseitig schlagregendicht und diffusionsoffen auszubilden. Hierdurch wird sichergestellt, dass in die Anschlussfuge eingedrungene Feuchtigkeit kontrolliert nach außen abgeführt werden kann. Nur durch die richtige Wahl geeigneter Dichtsysteme ist dies gewährleistet.

Eine geeignete Ausbildung und Beschaffenheit der Haftflächen in Form eines Glattstriches ist zusätzlich Voraussetzung für eine funktionstüchtige und gebrauchstaugliche Abdichtung.

Besondere Sorgfalt ist auf Übergänge zu legen. Dazu zählen unter anderem Eckausbildungen, wie beispielsweise Rahmenecken, Rollladenkästen, Enden von Fensterbankanschlussprofilen, Kopplungsstöße, Schwellenkonstruktionen und Durchdringungen von Dichtebenen.

Bei Eckausbildungen ist das Dichtband im Eckbereich des Fensters zu verlängern und schlaufenförmig auszubilden, siehe Bild 7, sodass sich dieses in der Ecke des Baukörpers ohne zusätzliche Nacharbeit eindrücken lässt, siehe Bild 8.

Besondere Sorgfalt ist in Bereichen von offenen Profilen, beispielsweise Stirnseiten von Bankanschlüssen, Aufdopplungen oder Kopplungsprofilen, zu legen. Liegen diese vollständig im Bereich der Dämm- bzw. Befestigungsebene, sind keine Maßnahmen erforderlich. Falls nicht, sind diese konstruktiv zu schließen.

In Bild 9 ist ein beispielhafter kritischer Anschlusspunkt eines Bankanschlusses dargestellt. Das offene Fensterbankprofil liegt jedoch vollständig in der Dämmebene, wodurch keine weiteren Maßnahmen am stirnseitig offenen Profil erforderlich sind. Es ist jedoch darauf zu achten, dass im Eckbereich eine saubere, wannenförmige Ausbildung erfolgt.—

Die Autoren

Dipl.-Ing. Marc Klatecki, Ingenieurbüro Prof. Dr. Hauser GmbH, Kassel

Dr. Jürgen Küenzlen, Adolf Würth GmbH & Co. KG, Künzelsau