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Auf Kosten der Anderen

Vögele: Auf der frontale wurde auch darüber hitzig diskutiert: Weru verbreitet in Händlerschulungen die Information, dass Handwerker beim Einbau von Fenstern mit Rollladenkästen eines anderen Herstellers selbst zum Hersteller werden. Kannst Du diesem Ansatz folgen?

Mund: In der Bauproduktenrichtlinie sollte doch eigentlich alles klar geregelt sein. Wenn Händler ein Bauprodukt hinsichtlich ihrer Übereinstimmung mit der Leistungserklärung verändern, werden Sie zum Hersteller. Beim Einbau von Fenstern mit Rollladenkästen wird aber doch kein Bauprodukt verändert. Vielmehr wird ein Bauprodukt mit einem anderen ergänzt. In meinen Augen liegt wohl ein Missverständnis bei Weru vor, oder?

Vögele: Missverständnis wohl eher nicht, sondern eine äußerst fragwürdige und eigenwillige Interpretation aus der Sicht eines Herstellers, der so seinen Markt auf diese Art und Weise sichern will. Du hast recht, eigentlich ist alles geregelt. Aber die ganze Regelungswut macht es für den Handwerker natürlich sehr schwer zu verstehen, was richtig und was falsch ist. Hast Du andere Beispiele, wo mit „Bangemachen“ Markt gemacht werden soll?

Mund: Mit Bangemachen vielleicht nicht, aber mit unqualifizierten Argumenten: Ich kenne Beispiele, dass Anbieter gegenüber dem Endkunden die Qualität des Wettbewerb-Angebotes in Frage stellen, nur weil dieser nicht überall Fenster mit 3-fach-ISO angeboten hat. Dieser Wettbewerber hatte sich allerdings etwas dabei gedacht …

Vögele: Und genau da liegt des Pudels Kern. Es zählt in dieser Argumentationskette nicht das Wissen im Detail, sondern die Tatsache, dass solche Anbieter sich allgemeine Aussagen von Verbänden oder großen Unternehmen zu eigen machen, um beim Verbraucher zu punkten. Das „Argumentieren und Verkaufen” spielt also zunehmend eine entscheidende Rolle, um beim Kunden punkten zu können. Das bedeutet aber auch „Wissen”. Meinst Du, die Handwerker sind hier gut aufgestellt?

Mund: Da möchte ich mit einer Aussage niemanden zu Nahe treten – man sollte jedenfalls nicht glauben, dass man irgendwann einen Status Quo erreicht hat, wo man beruhigt den Informationsfluss an das Gehirn drosseln könnte. Das hilft vielleicht zur Entspannung – aber nicht, um sich auf veränderte Märkte einzustellen. Ein Beispiel dazu: Wie verargumentiert man aus dem Ausland importierte Bauelemente? Wenn man immer nur die Qualitätskarte zieht, könnte sich dieses Argument bald in Luft aufgelöst haben.

Vögele: Was gibt es da zu argumentieren, es gibt mittlerweile genug ausländische Anbieter, die nicht nur die Anforderungen von Normen und Richtlinien, sondern auch hohe Qualitätsansprüche erfüllen. Da macht man sich als Anbieter ganz schnell unglaubwürdig, wenn man bei seiner Beratung nur auf Klischees setzt. Es gilt also, die Qualität der Beratungsleistung zu erhöhen – dann kann man auch die Argumente der anderen entwerten.

Mund: In diesem Sinne hoffen wir, dass wir mit unserem Medienangebot – also der Fachzeitschrift, online, per Newsletter und auch auf Facebook – einen Beitrag zu Ihrer Wissensvermehrung leisten können und wünschen viel Spaß damit.