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Interview mit Joachim Hauns, aluplast

Klebetechnik weitergedacht

Glaswelt – Herr Hauns, welche Funktion haben Sie bei aluplast als Leiter Engineering?

Joachim Hauns – Oft wird diese Bezeichnung mit Leiter Technik übersetzt, was jedoch nicht ­korrekt wäre. In meiner Funktion geht es vor ­allem um die Prozessbetrachtung bei der Her­stellung. Die Entwicklungsabteilung überträgt uns ­so­zusagen ihre Ideen. Wir kümmern uns dann um deren Umsetzung. Dazu bin ich auch für ­unser Technikum verantwortlich, in dem diese ­Ideen auf ­ihre Praxistauglichkeit überprüft werden. Dort werden die Produkte auch entsprechenden ­Prüfungen unterzogen und wir kümmern uns um die wichtigen und relevanten Produkt-Zertifikate.

Glaswelt – Sie sagen, dass bei der Fertigung rund 60 Prozent der Entscheidungsgrundlagen im Material und 40 Prozent im Fertigungsprozess liegen. Was bedeutet das als Konsequenz?

Hauns – Jeder Fensterbauer hat seinen individuellen Fertigungsprozess. Den kann er selbst steuern und wenn er hier pro Jahr beispielsweise 2 bis 3 Prozent an Effizienzsteigerungen erzielen kann, sind die Auswirkungen schon sehr groß. Viele – gerade handwerklich geprägte Betriebe – betrachten ihre Fertigungsabläufe nur punktuell und die Prozesse werden noch zu wenig in ihrem Zusammenspiel gesehen. Hier schlummert sicherlich noch einiges Potenzial.

Glaswelt – Die Klebetechnik bei aluplast heißt „bonding inside“. Und da steckt ja mehr dahinter, als nur den Klebstoff in die Fuge zu spritzen? Welche Alleinstellungsmerkmale gibt es?

Hauns – Vor allem sei hier unsere patentierte Zentrierlippe zu nennen: Damit beschränkt sich die Verklotzung auf den Lastabtrag der äußeren Scheibe. Insgesamt haben wir zu allen Modellreihen ein separates Klebeprogramm entwickelt. Bei uns kann man bei den Standardgeometrien grundsätzlich auf die Klebetechnik zurückgreifen und auf den Stahl verzichten. Bei Übergrößen kann zusätzlich noch Stahl eingesetzt werden.

Glaswelt – Ist für Sie die Falzgrundverklebung das Maß aller Dinge?

Hauns – Ja. Und was die Verträglichkeiten mit anderen Materialien angeht, so können wir für alle Systeme entsprechende RAL-Zertifizierungen vorweisen. Wir haben sogar als erster Systemgeber Dekorprofile – auf energeto-Basis und ­Powerdur-Verstärkung – klebemäßig zertifizieren lassen.

Glaswelt – Sie haben einen Kalkulationsvergleich einer Fertigungsanlage mit und ohne „bonding inside“ bei unterschiedlichen Kapazitätsbetrachtungen angestellt. Was sind dabei ­Ihre Kernaussagen?

Hauns – Es gibt weiche Faktoren pro Klebetechnik: Beispielsweise, dass die Elemente leichter werden und dass die Stabilität der Scheiben benutzt wird, so dass die Fenster nicht mehr nachgestellt werden müssen. Und es gibt wirtschaftliche Argumente für die Klebetechnik: Auf ein Stahllager kann z.B. weitestgehend verzichtet und der Fertigungsablauf deutlich effizienter industriell gestaltet werden. Entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg der Klebetechnik ist die Intensität, mit der der Betrieb diese auch umsetzt. Wichtig ist, dass diese Technik in der Standardgrößenproduktion eingesetzt wird. Dann kann unterm Strich auch ein wirtschaftlicher Vorteil daraus erwachsen.

Glaswelt – Monteure haben unter der Last der schweren Fensterelemente zu leiden. Wie viel Gewicht lässt sich durch die ­Scheibenverklebung – also durch die Stahlsubstitution einsparen?

Hauns – Bis zu 20 Prozent. Das hängt aber sehr stark von der Elementgröße und dem eingesetzten Glas ab.

Glaswelt – Oft wird die Scheibenreparatur im Sanierungsfall als Problem für die Klebung dargestellt. Wie stehen Sie zu diesen Aussagen?

Hauns – Generell muss man sich die Frage stellen: Wann wird man denn zu einer Scheibenreparatur gerufen? Wie oft treten diese Fälle auf? Die Reparatur eines geklebten Fensters ist selten, aber nicht wirklich problematisch. Zusätzlich gilt: Ein geklebtes Element muss viel seltener nachgestellt werden und durch den Verzicht auf die Verklotzung sind Spannungsbrüche im Glas viel ­seltener.

Glaswelt – Welches Fertigungsszenario bilden Sie momentan in Ihrem Technikum ab?

Hauns – Wir haben dort eine Verklebe- und Verglasungseinheit aufgebaut, bei der ein Roboterarm die Scheibe vom Glasgestell abgreift und in den zugeführten Flügelrahmen einsetzt. Im Anschluss wird gleich die Verklebung appliziert und das Element kann mit dem Blendrahmen „verheiratet“ werden. Die wichtige Grundidee dabei: Aktuell entsteht an der Glaslinie noch sehr viel Handarbeit (mit hohen Gewichten), obwohl gerade dort die Flügel und das Glas schon oft automatisiert zur Verfügung gestellt werden. Diesen Schritt führen wir hier konsequent zu Ende. Durch die Verklebung der Flügel vor der Vereinigung mit dem Rahmen erhöhen wir die ­Flexibilität im ­Fertigungsprozess. Zum Beispiel für eine ­getrennte Anlieferung von Rahmen und Flügel auf der ­Baustelle. ­—

Die Fragen stellte Daniel Mund, stv. ­Chefredakteur der GLASWELT.

http://www.aluplast.de

Halle C4, Stand 303