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BF Glaskongress 2025

Let’s go Dresden

Mit Blick auf die aktuelle Marktsituation betonte BF-Vorstandsvorsitzender Hans-Joachim Arnold in seinem Auftakt-Vortrag: „Heute ist der Markt von Unsicherheit geprägt und nun wird sogar der Werkstoff Glas knapp. In den wirtschaftlich stabileren Jahren 2023 und 2024 hat unsere Branche zwar gute Umsätze erzielt, allerdings ohne große Mengen. Darauf haben die Floatglas-Hersteller entsprechend reagiert und die Kapazitäten zurückgefahren, was sich nun auf das Angebot auswirkt.“

Trotz Herausforderungen gibt es laut Arnold dennoch Licht am Horizont: „Uns haben klare politische Ziele gefehlt – das scheint sich jetzt zum Besseren zu wenden.“ Die neue Bundesregierung habe Glas und die Glasindustrie in den Koalitionsvertrag und verschiedene Förderprogramme aufgenommen, was er als positives Signal wertet.

Auch der BF muss sich den Zeiten anpassen

Arnold stellte zudem fest, dass sich auch der Verband verändern musste: Konzentrationen und das Aufgehen von Betrieben in größeren Gruppen hinterließen auch beim BF Spuren. Umso wichtiger sei die enge Zusammenarbeit mit den Mitgliedsunternehmen.

„Ich bin froh über die starke Beteiligung unserer Mitglieder in den Arbeitskreisen – das ist alles ehrenamtlich und macht unseren Verband für die Mitglieder so wertvoll.“

Weiter hob Arnold ein Treffen aller Glashütten zum Thema Glasrecycling hervor: Bei diesem Event waren alle Hütten vertreten, das ist ein wichtiger gemeinsamer Schritt in Richtung nachhaltiger Kreislaufwirtschaft.“

Darüber hinaus müsse Glas künftig noch stärker als vielseitiger Baustoff verstanden werden, der maßgeblich zur architektonischen Qualität, Energieeffizienz und vor allem auch zur Nachhaltigkeit von Gebäuden beiträgt. Dies zu kommunizieren, sei die Aufgabe der gesamten Branche.

Bei den Verbandswahlen wurde Hans-Joachim Arnold einstimmig als Vorstandsvorsitzender des BF bestätigt. Auch Hannes Spiss wurde für eine weitere Amtszeit im erweiterten Vorstand bestätigt.

Hochkarätige Vorträge und neue Impulse

Im Mittelpunkt des Programms standen aktuelle Herausforderungen und Chancen für die heimische Glasbranche: Diese reichten von Digitalisierung über Nachhaltigkeit bis hin zu neuen Produkten (Vogelschutzglas) und Fertigungsmethoden (dünnes 3-fach-ISO).

Prof. Dr. Christian Stöcker (HAW Hamburg), Journalist (Spiegel u.a.), Autor und Psychologe, sorgte mit seinem Vortrag - basierend auf seinem Buch - „Männer, die die Welt verbrennen“ für Nachdenken. Der spannende Vortrag war ein eindrucksvoller Appell zur Verantwortung in Zeiten digitaler und ökologischer Umbrüche, und machte mehr als deutlich, wer die Bremser beim Umweltschutz sowie bei der Nachhaltigkeit sind: die großen Konzerne der Öl- und Gasbranche.

Diese Unternehmen sind seit Jahrzehnten mit Unsummen an Geld und Lobbyarbeit weltweit aktiv, um die energetische Wende hin zu erneuerbaren Energien auszubremsen und zu schwächen.

Es war dabei wirklich erschreckend zu hören, wie viel Geld hier weltweit aufgewendet wird, um den Fortschritt zu verhindern oder zu verlangsamen. Gleichzeitig sind es genau die Industrien, die unglaublich von den Staaten subventioniert werden. Gleichzeitig verbreiten sie jedoch, dass alternative Energien zu viele Subventionen erhalten.

Laut den aktuellen Zahlen des Internationalen Währungsfonds erhalten die großen Konzerne der fossilen Energien für jede Milliarde an Gewinn zusätzlich 1,37 Milliarden US-Dollar an Subventionen, so Stöcker.

Hans-Joachim Arnold und Jochen Grönegräs gratulieren Günter Weidemann von Schollglas zum Geburtstag

Foto: Matthias Rehberger / GW

Hans-Joachim Arnold und Jochen Grönegräs gratulieren Günter Weidemann von Schollglas zum Geburtstag

Spannender zweiter Kongresstag

Am Donnerstagvormittag sprach Vertriebsberater und Speaker Markus Milz unter dem Titel „Die Glashelden von morgen“ über neue Anforderungen an den Vertrieb. Er stellte die Frage, ob klassische Verkäufer noch gebraucht würden, wenn 66 % der Vertriebsressourcen effizient, aber 33 % ungenutzt blieben.

Der Vertrieb müsse sich wandeln – gerade durch Digitalisierung und neue Kundenerwartungen. Die Außendienstmitarbeiter sollten künftig als Allrounder agieren: vom Verkauf über Betreuung bis zu Reklamationen – in Zeiten von KI müssten die Aufgaben zwischen Mensch und Maschine neu verteilt werden.

„Ultra TPS“ für 3-fach

Ein technisches Highlight präsentierte Uwe Risle, Leiter Produktmanagement Isolierglas bei Glaston, der die neue Fertigungslösung „Ultra TPS“ für 3-fach-TPS-Isoliergläser mit einer ultradünnen Mittelscheibe (0,5 mm) vorstellte. Dieser Scheibenaufbau macht die gesamte Isolierglas-Einheit deutlich leichter und kompakter. Die hierfür neu entwickelte vollautomatische Produktionslinie kann dank eines speziellen Einbettungsverfahrens auch empfindliche Dünngläser sicher und effizient verarbeiten, so die Auskunft von Risle.

Darüber hinaus ist die neue Anlage sehr flexibel einsetzbar, so lassen sich gleichermaßen klassische 3-fach-Aufbauten bis hin zu 4-fach-Gläser fertigen, was zudem eine materialsparende, CO₂-optimierte Fertigung erlaube, so Risle.

Die Details zu der neuen Isolierglas-Fertigung von Glaston finden Sie im exklusiven GW Interview auf Seite 72 hier im Heft.

Weltpremiere im Vogelschutzglas und Nachhaltigkeitsaward

Für besondere Aufmerksamkeit sorgte Matthias Haller (Eastman), der mit „NightBlind“ die weltweit erste Lösung bei Vogelschutzglas präsentierte, die sowohl am Tag als auch in der Nacht effektiv wirkt – ein weiterer Durchbruch beim Vogelschutz.

Erstmals wurde im Rahmen des Kongresses auch der Nachhaltigkeitsaward der Flachglasbranche verliehen – für Projekte, die zur CO₂-Reduktion, Ressourcenschonung oder Klimaneutralität beitragen. Die feierliche Verleihung fand am Ende des ersten Kongresstags statt.

Die Gewinner des Awards waren:

  • Die Glasvertrieb G&J GmbH, die im Segment „Grüner Wandel in der Industrie“ ausgezeichnet wurde.
  • Die ReViSalt GmbH – „Glas 2.0“ – „Schnelle chemische Verfestigung. Dieses Unternehmen wurde für ein Verfahren bei der Fertigung von Sicherheitsglas prämiert.
  • Die Robert Bürkle GmbH – „Nachhaltige Glaslaminierung“ erhielt einen Preis für ihr neues Laminationsverfahren.
  • AGC Glass Europe S.A. – „Low-Carbon Glass“ wurde ausgezeichnet für sein CO2-armes Basisglas.
  • Die Verleihung des Awards verdeutlichte, wie nachhaltige Ansätze zunehmend im Mittelpunkt der Herstellung von Glas und von neuen Glasprodukten rücken.

    Das BF-Team hat auch dieses Jahr wieder einen tollen Kongress organisiert

    Foto: Matthias Rehberger / GW

    Das BF-Team hat auch dieses Jahr wieder einen tollen Kongress organisiert

    Spannende Podiumsdiskussion

    Unter der Moderation von Jochen Grönegräs diskutierten Dr.-Ing. Peggy Freudenberg (TU Dresden), Thomas Drinkuth (Repräsentanz Transparente Gebäudehülle) und Michael Elstner (Vorstand BF) über technische Entwicklungen, neue regulatorische Rahmenbedingungen und Herausforderungen bei der Umsetzung energieeffizienter Fassadenlösungen.

    Die Diskussion machte deutlich, dass eine zukunftsfähige Gebäudehülle nur durch differenzierte Planung, angepasste Materialien und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Energieeffizienz und Kosten gelingen kann.

    Ein ganz besonderes Highlight

    Mein persönliches Highlight des diesjährigen BF-Kongresses war für mich der Geburtstag von Günter Weidemann, der im Rahmen der Veranstaltung gebührend gefeiert und von vielen Branchenkollegen herzlich gewürdigt wurde. Dabei gab es von den Teilnehmern ein musikalisches Ständchen und einen großen Applaus. Als Vertreter des BF gratulierten Hans-Joachim Arnold und Jochen Grönegräs dem sichtlich gerührten „Geburtstagskind“.

    Ausblick

    Der Glaskongress 2025 zeigte eindrucksvoll, wie lebendig, innovativ und zukunftsorientiert die Flachglasbranche agiert. Fachliche Tiefe, offener Austausch und ein starkes Gemeinschaftsgefühl prägten die Veranstaltung. Dresden war erneut ein lohnender Treffpunkt für alle, die die Zukunft des Bauens mit Glas mitgestalten wollen.

    Matthias Rehberger

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