GW – Sie haben kürzlich eine große Investition an Ihrem Standort in Kirchberg bekannt gegeben. Wie kam es dazu?
Hans-Joachim Arnold – Der wichtigste Antrieb war für uns, den Automatisierungsgrad in der Produktion deutlich zu steigern – und gleichzeitig ein Höchstmaß an Flexibilität zu erreichen. Mit dieser Investition haben wir einen großen Schritt in Richtung Zukunftssicherung gemacht, denn das ist eine der modernsten Isolierglas-Linie in Europa. Nicht nur für die Gruppe, sondern auch für uns als Familien-Unternehmen ist das ein wichtiger Meilenstein: Wir bleiben technologisch auf der Höhe der Zeit und senden damit auch ein starkes Signal an unsere Mitarbeiter – es geht voran. Und wir zeigen dem Markt ganz bewusst, dass unsere Gruppe ein relevanter Player ist, mit dem man auch in Zukunft rechnen muss.
GW – Das klingt nach einem sehr bewussten strategischen Schritt?
Andreas Winter – Richtig, der Standort Kirchberg ist geografisch ideal gelegen – zentral in Deutschland, mit einer starken Anbindung an die Benelux-Staaten sowie an Frankreich. Deshalb war für uns klar: Wenn wir unsere Produktion konsequent modernisieren wollen, dann hier in Kirchberg. Die Frage war dann: Gehen wir den traditionellen Weg und investieren in Einzelanlagen, oder wagen wir den großen Wurf mit einer vollverketteten, hochautomatisierten Lösung?
GW – Sie haben sich für Letzteres entschieden.
Winter – Genau. Wir haben uns für eine vollständig vernetzte Produktionslinie entschieden – von der Glasbeschickung über die Sortierung bis hin zur vollautomatisierten Isolierglas-Produktion. Der Aufbau der Linie erfolgt in Etappen, aber wir starten noch in diesem Jahr. In rund einem Jahr soll die Anlage voll in Betrieb sein. Das ist ein ambitionierter Zeitplan, aber wir sind gut vorbereitet.
GW – Auf welche Anlagentechnik setzen Sie?
Albert Schweitzer – Wir setzen auf eine TPS-Lösung, also auf eine flexible, thermoplastische Abstandhaltertechnologie. Damit können wir sowohl die steigenden Anforderungen des Marktes erfüllen als auch unsere Qualitätsstandards weiter steigern. Zudem haben wir eine hochwertige Kantenbearbeitung direkt in die Linie integriert – das sichert uns sowohl in puncto Ästhetik als auch in Bezug auf Effizienz in der Produktion eine Reihe von Vorteilen. Dazu kommt ein intelligenter Scanner zur Qualitätssicherung.

Foto: Matthias Rehberger / GW
GW – Sie sprechen von steigenden Anforderungen im Markt, was bedeutet das konkret?
Winter – Der Markt verlangt heute nicht nur Qualität, sondern auch Individualisierung, Geschwindigkeit und Variantenvielfalt. Die neue Linie ist so ausgelegt, dass wir sehr schnell und flexibel reagieren können, auch auf Sonderformate oder spezielle Kundenwünsche. Deshalb haben wir uns auch bewusst für eine Lösung im Jumbo-Format entschieden. Das ist mittlerweile unser Standard, und wir sehen einen wachsenden Bedarf, gerade im Objektgeschäft.
GW – Mit welchen Partnern arbeiten Sie bei diesem Projekt zusammen?
Schweitzer – Wir setzen bei diesem Großprojekt auf bewährte Technologiepartner. Die Anlagen stammen von Lisec, ergänzt durch einen Hochleistungsscanner von Viprotron zur Qualitätsprüfung. Diese Kombination hat uns in puncto Zuverlässigkeit, Präzision und Integration überzeugt.
GW – Wie würden Sie die Bedeutung dieses Projekts für die Arnold Glas-Gruppe beschreiben?
Arnold – Diese Investition ist ein klares Bekenntnis zur Zukunft. Wir investieren nicht nur in Maschinen, sondern auch in die Zukunft unserer Mitarbeiter. Damit zeigen wir, dass sich unser Unternehmen nach vorne bewegt. Und wir positionieren uns als innovationsgetriebenes Unternehmen, das Verantwortung übernimmt und Wachstum gestaltet. Das ist gerade in einem aktuell schwierigen Marktumfeld, das sich zudem immer schneller verändert, enorm wichtig.
GW – Abschließend gefragt: Was ist Ihr persönliches Fazit zu diesem Schritt?
Arnold – Für uns als Unternehmen ist es ein Meilenstein – technologisch wie strategisch. Wir schaffen die Basis für weiteres Wachstum indem wir unsere Prozesse verbessern und die Produktqualität erhöhen. So sichern wir langfristig Arbeitsplätze an einem wichtigen Standort. Es ist auch ein Stück weit ein Generationenprojekt. Wir investieren in eine Zukunft, die über das Heute hinausgeht – für unsere Kunden, unsere Mitarbeiter und auch für die Familie Arnold.
Winter – Wir richten unseren Fokus hier nachhaltig auf das Objekt-Geschäft, weshalb wir uns für eine Jumbo-Lösung entschieden haben, da wir hier zudem einen wachsenden Bedarf sehen.
Schweitzer – Die neue, vollautomatisierte Isolierglas-Linie wird uns nicht nur effizienter machen, sondern auch in Sachen Produktvielfalt neue Möglichkeiten eröffnen. Wir sehen das als echten Innovationsschub, der uns zudem helfen wird, neue Produkte zu entwickeln.
Das Interview führte Matthias Rehberger