GW – Was unterscheidet 3-fach-Isoliergläser mit Dünnglas konkret von Standard-Produkten?
Uwe Risle – Der entscheidende Punkt ist die mittlere Scheibe: Statt 3 mm Glas verwenden wir 0,5 mm ultradünnes Glas. Dadurch wird die gesamte ISO-Einheit schlanker und deutlich leichter, mit hoher Wärmedämmleistung. Mit diesem Aufbau lassen sich U-Werte erzielen, die bis zu 20 Prozent besser sind als bei konventioneller 2-fach-Verglasung. Gleichzeitig bleibt das Maß so kompakt, dass es sich ideal für Renovierungen eignet. Unser 3-fach-TPS-Isolierglas mit seiner Gesamtdicke von nur 24,5 mm kombiniert hohe Energieeffizienz ohne oder nur minimal in die bestehende Bausubstanz einzugreifen. Da es deutlich schlanker und leichter ist, lässt es sich ohne große Anpassungen in bestehende Rahmen einsetzen.
GW – Warum sind gerade Renovierungen ein so wichtiges Einsatzgebiet?
Risle – Weil dort die Herausforderung oft lautet: bessere Energieeffizienz ohne umfangreiche Baumaßnahmen. Standard-3-fach-Isolierglas ist für viele bestehende Fensterrahmen zu dick und zu schwer. Die Folge wären aufwendige Anpassungen bzw. der Tausch gegen ein neues Fenster. Unsere Lösung passt wie gesagt meist in vorhandene Rahmen, so dass nur die Scheibe ausgetauscht werden muss. Das geht deutlich schneller, als ein Fenstertausch und verursacht auch keine zusätzlichen Arbeiten, wie Beiputzen und Nachstreichen. Gerade dieser Punkt ist für viele Hausbesitzer und Wohnungsbaugesellschaften ein echter Game-Changer. Sie können damit einfach umrüsten, erhalten aber eine deutlich bessere energetische Performance.
GW – Was bringen die neuen Gläser im Neubau?
Risle – Auch im Neubau sind die Vorteile deutlich: Man kann mit schlankeren Rahmen arbeiten, die Fenster werden leichter und lassen sich dadurch einfacher transportieren und montieren. Gleichzeitig profitiert der Nutzer von einer besseren Lichtdurchlässigkeit und niedrigen Wärmedurchgangswerten. Die Einsparungen beim Materialeinsatz wirken sich zudem positiv auf die Umweltbilanz aus. Das ist gerade auch mit Blick auf Zertifizierungen und Förderungen interessant.
GW – Glaston hat für 3-fach-TPS-Isolierglas nun eine neue Produktlinie entwickelt. Was steckt technisch dahinter?
Risle – Unsere Linie nennt sich Glaston Ultra TPS. Der Unterschied liegt im Herstellungsprozess. Wir haben einen patentierten Prozess entwickelt, mit dem sich auch die dünnen Mittelgläser sicher und automatisiert verarbeiten lassen. Herkömmliche Fertigungsmethoden stoßen hier an ihre Grenzen – zu groß ist das Bruchrisiko bei so dünnem Glas.
GW – Wie erreichen Sie das?
Risle – Wir betten die Mittelscheibe versetzt in den thermoplastischen Abstandhalter (TPS) sowie in die Versiegelung ein. Das sorgt für optimalen Schutz und Stabilität. In Verbindung mit Dünnglas bringt TPS Vorteile: Die komplette Verarbeitung ist automatisiert, was gerade bei empfindlichem Dünnglas wichtig ist. Der manuelle Eingriff wird minimiert, was die Bruchsicherheit deutlich erhöht.
GW – Beschränkt sich die neu entwickelte ISO- Linie nur auf dünne Isoliergläser?
Risle – Nein, unsere Linie ist extrem flexibel ausgelegt. Es lassen sich damit klassische Isoliergläser ebenso herstellen, wie moderne 4-fach-ISO-Einheiten mit Dünnglas. Möglich macht das eine spezielle Konfiguration mit zwei automatischen Zusammenbau-Stationen sowie integrierter Gasfüllung im Hochgeschwindigkeits-Modus. So lassen sich auch große Stückzahlen effizient produzieren.

Foto: Glaston
GW – Lassen Sie uns auf den Markt schauen: Sehen Sie hier eine Alternative zu Vakuumgläsern?
Risle – Absolut. Vakuumglas wird viel diskutiert, ist aber teuer und in der Anwendung oft aufwendig. 3-fach-ISO mit Dünnglas bietet heute vergleichbare Leistungswerte – bei niedrigeren Kosten. Das ist besonders für den breiten Wohnbaumarkt entscheidend.
GW – Welche Vorteile bieten diese Gläser noch?
Risle – Dünnglas ist nicht nur leichter, sondern auch lichtdurchlässiger als eine Standard 3-fach-Verglasung. Das verbessert den Tageslichteintrag. Gleichzeitig benötigen wir für die Produktion deutlich weniger Rohmaterial, was wiederum Ressourcen schont. Der reduzierte Materialeinsatz hilft zudem, die CO₂-Bilanz der Isolierglas-Einheit zu verbessern, ein Punkt, der in Ausschreibungen und Förderprogrammen an Bedeutung gewinnt.
GW – Wie geht es weiter? Ist 4-fach-Verglasung mit ultradünnem Glas der nächste Schritt?
Risle – Ganz genau. Die Weiterentwicklung der Gebäudedämmung wird nicht aufhören. Unsere Technologien sind bereits heute auf 4-fach-ISO mit TPS-Dünnglas vorbereitet. Damit lassen sich weitere Verbesserungen bei U-Werten erzielen. Und so könnten solche 4-fach-Einheiten in naher Zukunft eine Schlüsselrolle spielen, gerade im Premium- und Passivhausbereich. Das ist ein spannendes Feld, das in den nächsten Jahren an Relevanz gewinnen wird. Wenn man die Energiewende ernst nimmt, dann braucht es genau solche innovativen Lösungen im Baubereich.
GW – Wie würden Sie die Vorteile der neuen Entwicklung noch einmal zusammenfassen?
Risle – Der Hauptvorteil ist die Kombination aus besserem U-Wert, geringerem Gewicht und reduziertem Materialeinsatz. Das bedeutet einfachere Logistik, leichtere Montage und geringere Kosten in der Herstellung und Verarbeitung. Auch Schiebefenster, die bei schweren Scheiben oft Probleme bereiten, lassen sich mit den leichten TPS-Einheiten problemlos umsetzen und betreiben.
Man muss sich vor Augen halten, die Anforderungen an die Gebäudehüllen steigen weltweit, sei es aus regulatorischen, wirtschaftlichen oder ökologischen Gründen. Wer hier Lösungen bieten will, muss technologisch vorn mitspielen. Unsere (G www.glaston.net) patentierte Fertigungslinie für Isolierglas-Aufbauten mit ultradünnem Glas ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich mit einer durchdachten Prozessentwicklung echte Mehrwerte schaffen lassen.
Die Fragen stellte Matthias Rehberger
Tipp der Redaktion: Uwe Risle wird bei den GPD 2025, 10. – 12.06.25 in Tampere als Referent über TPS sprechen.

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