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Vorspannbares Farbglas

Diese Farben halten sicher

GLASWELT: Sehr geehrter Herr Buyck, Sie sehen im Interieur-Segment große Marktpotenziale für Glas. Worauf gründet sich diese Einschätzung?

Koen Buyck: Der Neubaumarkt stagniert, aber alles rund um die Renovation entwickelt sich gegenwärtig sehr positiv. Hier wird sehr viel Geld investiert. Bei den Endkunden sehen wir dabei den Trend hin zu einer wachsenden Individualisierung. Dies gilt auch bei der Einrichtung. Die Menschen wollen sich in ihrer eigenen Wohnung ebenso wie im professionellen Arbeitsumfeld von anderen unterscheiden. Dekorative Glasprodukte für das Interieur kommen dabei immer mehr zum Tragen. Hierbei gewinnen auch Farben zunehmend an Bedeutung.

GLASWELT: Wie reagiert AGC auf diese Entwicklung beim farbigen Glas?

Buyck: Seit 15 Jahren entwickeln wir Produkte für die Innenanwendung. Eines davon ist Lacobel, ein lackiertes Floatglas mit einer einfach auflackierten Farbschicht. Die Farbpalette umfasst aktuell 25 Farben. Dabei handelt es sich um einen Lack, der einer Schicht einfach auflackiert wird.

GLASWELT: Für welche verschiedenen Anwendungsbereiche lassen sich diese lackierten Gläser einsetzen?

Buyck: Das sind beispielsweise Schiebetüren, Küchenrückwände, Vitrinen, Möbel allgemein. Die Farbgläser lassen sich auch im Sanitär­bereich einbauen, da sie Nassraum-geeignet sind. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass der Verarbeiter sie großflächig an die Wand aufbringen kann. Er kann sie sogar mit normalem Fliesenkleber vollflächig verlegen. Bei Hammerabschlag gibt es dadurch auch keinen Splitterabgang.

GLASWELT: Seit kurzem haben Sie darüber hinaus noch ein neues Glas in petto, worum handelt es sich dabei?

Buyck: Um das Spektrum zu erweitern, haben wir eine vorspannfähige Variante entwickelt: ­Lacobel T (T = temperbar), das seit Januar 2011 in ganz Europa am Markt verfügbar ist. Mit diesem Produkt haben wir ein Alleinstellungsmerkmal. Die Gläser diesen Typs habe den Vorteil, dass sie sich im Innenraum ebenso wie in der Fassade einsetzen lassen. Auch die Feuchtigkeitsbeständigkeit ist gegeben, sodass man das Glas auch in ­Bädern und Küchen einbauen kann. Durch die Härtung bringen diese Farbgläser zudem eine größere Sicherheit. Sie können z.B. als Brüstungen verwendet werden. Wir sind aktuell mit 4 Farben am Markt: Schwarz, Grau und zwei Weißtöne. Sie sind in Glasdicken von 4, 6 ,8 und 10 mm erhältlich. Bei den Formaten kann man als Maximalmaße 2250 x 3210 mm und 2550 x 3210 mm beziehen.

GLASWELT: Was ist der Unterschied ­zwischen dem neuen Farbglas und emaillierten Gläsern.

Buyck: Mit Lacobel T kann der Verarbeiter sein eigenes Glas zuschneiden und härten und ist damit unabhängig von Zulieferern. Für die Vorspannung wird ein Konvektionsofen benötigt. Die (UV-) Farbstabilität und -echtheit sind gewährleistet. Hier möchte ich erwähnen, dass es sich bei der T-Variante um eigenständige Farben handelt, die nicht der regulären Lacobelpalette entsprechen. Als weiterer Schritt ist die Ausweitung der Farbpalette geplant und bereits in Vorbereitung.

GLASWELT: Und wie sieht es mit der Umweltfreundlichkeit und den Verarbeitungsmöglichkeiten aus?

Buyck: Die Umweltfreundlichkeit ist gegeben.Wir verzichten bei der Herstellung auf Schwermetalle und Formaldehyd sowie auch auf den Einsatz von Blei. Das Glas lässt sich ganz normal schneiden, bohren und schleifen. Darüber hinaus kann es vom Verarbeiter auch gebogen werden.

GLASWELT: Besteht beim Zuschnitt die Ge­fahr, dass Farbe an der Schnittkante ausbricht?

Buyck: So etwas passiert nicht. Die Farbe ist ja eingebrannt. Das wurde zusammen mit unserem Lacklieferanten, mit dem wir das Glas gemeinsam entwickelt haben, vielfach ausprobiert und getestet. Die Entwicklung war nicht ganz einfach, denn man muss den Lack auf 600 bis 700 Grad Celsius erhitzen können. Das hat uns einiges an Arbeit und an zerbrochenen Scheiben gekostet. In der Testphase brachte insbesondere der Glasbruch im Vorspannofen einen großen Aufwand mit sich, denn das Reinigen des Ofens musste manuell erfolgen und war zeitintensiv und damit auch teuer. Insgesamt haben wir einige Jahre an diesem neuen Glas entwickelt. Und unser Einsatz hat sich gelohnt, mit den Ergebnissen sind wir wirklich sehr zufrieden. —

Das Gespräch führte Matthias Rehberger, Chefredakteur der GLASWELT. Weitere Infos zum neuen Produkt unter https://www.agc.com/

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