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Leserbrief

Ug-Messungen: Statement der Sachverständigen

Alexander Dupp ist öbuv. Sachverständiger für das Tischlerhandwerk mit Schwerpunkt Fenster und Türen, Sicherheitstechnik sowie das Rollladen- und Sonnenschutztechniker-Handwerk. Er schreibt: 

Messen geht vor Rechnen!

Die Diskussionen und die Angst vor dem Ug-Wert Messgerät sind für uns als Sachverständige völlig unverständlich. Warum verschließt man sich so vor dieser neuen perfekt funktionierenden Technik?

Das Sachverständigenbüro Alexander Dupp & Kollegen war das erste Büro, das diese neue Technologie außerhalb der eigentlichen Entwicklungsbeteiligten eingesetzt hat. Bis heute haben wir damit ca. 40 verschiedene ISO-Scheiben gemessen, um einfach auch wirklich sicher gehen zu können, dass die gemessenen Werte auch den Tatsachen entsprechen. 
Das Ergebnis zeigt, das 95% aller deutschen Isolierglashersteller die deklarierten Werte einhalten, und damit doch eine gute Qualität liefern.

Probleme und eklatante Abweichungen bei Werten stellen wir meist bei ISO-Gläsern aus dem osteuropäischen oder südeuropäischen Ausland fest. 
Insofern können sich doch die deutschen Isolierglashersteller entspannt zurücklehnen. Gedanken machen und müssen sich vor allem die Verarbeiter die auf „billiges Glas“ setzen, dieses zusammen mit Fenstern importieren und bei einem Endkunden montieren.

Im Schadensfall ist doch der Fensterbauer der gekniffene, denn er muss seine Leistung mit der gesetzlich geforderten CE Kennzeichnungspflicht mit Leistungserklärung sowie Fachunternehmererklärung nach EnEV abgeben. Dort bestätigt er, dass er Produkte mit Leistungseigenschaften und generelle Leistungen ausgeführt hat, die explizit gefordert waren. Und plötzlich: die Scheiben beschlagen, Tauwasser an der Scheibe, am Rahmen, Behauptungen wie 'es ist ja kälter im Haus wie vorher' wird dann vom Endkunden festgestellt. 
Es kommt zu den uns allen bekannten Streitigkeiten bis hin zum Gerichtsverfahren. Und nun? Uf Wert stimmt, Ug Wert stimmt nicht und weicht eklatant von dem vertraglich geschuldeten und deklarierten Wert ab. Die Folgeproblematiken wie erhöhter Energieverbrauch, Beschädigungen durch massives Tauwasser etc. werden natürlich juristisch bewertet und thematisiert - oftmals aber viel zu überzogen aus unserer Sicht. 
Kauft der Verarbeiter ein solches Produkt zu, ist er aber trotzdem im Sinne des Gesetzes schuld. 
Hinzu kommt das er zwar oft auf Kulanz ein Austausch-Produkt geliefert bekommt, aber auf den Kosten der Montage bleibt der Fensterbauer selbst sitzen.

Es ist unstreitig, dass wir in der Beurteilung einer Isolierglasscheibe je nach Alter auch die möglichen Verluste berücksichtigen. Und dass der Einsatz des Uglass-Messgerätes nur unter entsprechenden klimatischen Gegebenheiten funktioniert, ist selbstredend. Unsere Messungen ergaben aber auch hier: Ältere Scheiben, bei denen Ug-Werte mit 1,6 W/m2K und schlechter deklariert wurden, können diese Werte immer noch bestätigen. Ein weiterer Beweis für die Qualität der eingebauten Gläser.

Fazit: Alle von uns gemessenen ISO-Scheiben aus deutscher Herstellung halten bisher das, was sie versprechen. Produkte aus Ost- und Südeuropa halten nach unseren Erkenntnissen in der Regel nicht das, was sie versprechen.
 Betriebe die z.B. der RAL Gütesicherung unterliegen sind hier sehr gut aufgestellt.

Nun ist es an der Zeit, dass die Verantwortlichen aus der Normungsarbeit sich der Sache annehmen und entsprechend zeitgemäß handeln. "Messen geht vor rechnen" und stellt immer den sicheren Nachweis/Beweis vor Gericht dar. Dass die Technologie oft schneller und fortschrittlicher ist als die Norm, dürfte unter allen in der Branche unstreitig und bekannt sein.

Nicht negativ an diese neue und für jeden anwendbare Technologie heran gehen, sondern sie als positives Qualitätsmerkmal für die eigene Qualitätssicherung nutzen, sollte der Gedanke sein. Wir setzen diese Technologie lieber präventiv ein und nicht im Streitfall, denn dann ist es schon zu spät. Fensterbaubetriebe und ISO-Hersteller nutzen das Gerät zur Qualitätssicherung. Aber: Selbst bei Gerichtsverfahren wird es problemlos eingesetzt und akzeptiert.

Alexander Dupp

Stellungnahme von Dipl. Ing. (FH) Harald Menche, Sachverständiger für Fenster, Türen, Rollläden und Sonnenschutz, Glasbau, PV-Anlagen, Energieberater und Mitarbeiter beim Sachverständigenbüro Alexander Dupp:

Die Norm DIN EN 673:2003-06 gibt die Berechnung zur Ermittlung des Ug-Wertes vor. Aber: Ändert sich beispielsweise die Gaskonzentration innerhalb des Produktionsverfahrens wie in Punkt 5.3 der o.g. Norm, so ändert sich zwangsläufig auch der Ug Wert. In Punkt 7.3. werden möglichen Fehler durch die Norm angesprochen.

Wird dies alles dokumentiert und auch deklariert? Das wäre im Einzelfall zu prüfen.
Setzt man nun als Energieberater Scheiben ein, so ist man auf die richtigen Ug-Werte angewiesen, um einen korrekten Energieausweis erstellen zu können. Stimmen diese Werte nicht, ist der Nachweis zu führen. Spätestens hier stellt sich die Frage zu dem „wie“.

Die Industrie hat Verfahren entwickelt um die Ug-Werte vor Ort ohne Ausbau der betreffenden Scheiben zu messen. Dies gibt jedem die Möglichkeit die Werte eingebauter  Scheiben zu messen und somit Sicherheit zu erlangen.

Bisherige Messungen ergaben, dass Produkte der deutschen Glasindustrie im Rahmen der Toleranzschwankungen die deklarierten Werte einhalten. Andere Produkte haben zum Teil deutliche Abweichungen aufgewiesen, bis hin zu einer Verdopplung der ausgewiesenen Werte.

Sollte die jetzt laufende Diskussion zu keinem sinnvollen Ergebnis führen, wird die verarbeitende Industrie und das Handwerk auf eine deutlich straffere WPK und Fremdüberwachung hinwirken müssen, was eine laufende Produktion deutlich erschweren wird. Gleiches gilt für die Energieberater, die Sicherheit für Ihre Berechnungen benötigen.

Ich meine: Alle Beteiligten sollten sich an einen Tisch setzten und die Sache klären. Ein Rückzug auf eine 12 Jahre alte Norm erzeugt doch ein ungutes Gefühl, dass etwas verheimlicht werden soll. Der Verbraucher, die Planer und die Politik werden wohl dann mit einem stärkeren Mistrauen und vielleicht mit einer Minimierung der Glasflächen reagieren. Dies ist sicher nicht im Sinne einer vernünftigen Verwendung von hochdämmendem Glas und dem Erreichen der angestrebten Klimaschutzziele.

Harald Menche