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2. Fachforum Gebäudehülle im Fokus

Klimakrise und Ressourcen­knappheit thematisiert

Den Auftakt am ersten Veranstaltungstag machte der bekannte Fernsehjournalist Dr. Franz Alt, dessen Antwort auf die selbst gestellte Frage, ob wir als Gesellschaft in Anbetracht der Klimakrise noch zu retten wären und welchen Beitrag die Gebäudehülle dazu leisten kann, lautete: Die Energie vom Chef wird’s richten. Gemeint war damit die Solarpower, in Kombination mit Biomasse, Wind und Wasserkraft. Die Gebäudehülle wertete Franz Alt als zentralen Akteur im Gebäudesektor, da sie einerseits durch eine entsprechend gut gedämmte Hülle wertvolle Energie spart, aber auch durch solare Ernte genug Solarwattstunden zu erzeugen vermag, um unseren Energiehunger zu stillen. Er sieht jedenfalls kein Energieproblem, sondern ein falsches Energieverhalten.

Die Fenster halten dicht

Viel Wind ums Klima machte danach Peter Schober von der Holzforschung Austria. Er verstand es, den Teilnehmern mit kurzen Filmspots sehr drastisch die Auswirkungen der geänderten klimatischen Bedingungen auf die Gebäudehülle vor Augen zu führen. Da flogen schon mal Bäume und Blechdächer durch die Gegend, während sich die Amateurfilmer hinter der Glasscheibe sehr sicher fühlten. Wie leichtsinnig das ist, bewiesen versagende Verglasungen und Profile bei orkanartigen Wettersimulationen auf dem Prüfstand. Dass solche Belastungen nicht frei erfunden sind, belegt die Statistik: Hätten Sie’s gewusst, dass sich allein in Deutschland inzwischen 50 Tornados pro Jahr austoben, also quasi einer pro Woche?

Die sich anschließenden Fachvorträge der Firmen Heroal, Dörken und Finstral widmeten sich dem Fensterthema, hierbei speziell den Aspekten Farbe, Design und dem Fenstereinbau mittels Montagezarge. Alle drei Vorträge bewiesen einmal mehr: Wenn man tiefer in ein Thema einsteigt, ergibt sich viel mehr Hintergrundwissen, als man vielleicht vermutet hätte. So versteht man doch viel besser, welches Potenzial in den Entwicklungsabteilungen der Produktehersteller schlummert.

Der wohl am weitesten zugeschaltete Referent war zweifellos Tobias Walliser, Gründungspartner von LAVA (Laboratory for Visionary Architecture), der von Dubai aus drei äußerst spannende Projekte vorstellte.

In dem Vortrag von Peter Schober tobten heftige Tornados – die Holzforschung ­Austria untersuchte Auswirkungen des Klimawandels auf Fenster und Fassaden.

Foto: Gentner Verlag

In dem Vortrag von Peter Schober tobten heftige Tornados – die Holzforschung ­Austria untersuchte Auswirkungen des Klimawandels auf Fenster und Fassaden.

Nachhaltigkeit ist Innovationsfeindlich

Den Auftakt zum zweiten Veranstaltungstag machte Dr. Michael Braungart. Der Leiter des Hamburger Umweltinstituts und Begründer bzw. Pionier der Cradle-to-Cradle-Philosophie überraschte mit provokanten Statements. Sein Ansatz: Der Nachhaltigkeitsgedanke ist alleine in der Natur richtig verortet, in Bezug auf die Technologie erweist er sich jedoch als absolut innovationsfeindlich. Ihm steht es nach Qualität, Innovation und Schönheit, und Innovation kann nun mal per se nicht nachhaltig sein und soll es auch nicht. Es sind die positiven Ziele relevant, und nicht die weniger schlechten. Seine Vision: Verschleißprodukte müssen so gemacht sein, dass ihr Erbe in der Bioatmosphäre aufgeht, anstatt sie zu zerstören. Die Übervölkerung der Erde erfordert eine höhere Öko-Effektivität. Es geht nicht darum, weniger Abfall zu produzieren, sondern technische und biologische Nährstoffe effektiv zu nutzen. Sein Credo: Wenn man das Falsche perfekt macht, wird es nur perfekt falsch. Das Pochen auf Langlebigkeit durch Erwerb ist demnach das falsche Motiv – besser sind definierte Nutzungszeiten, die ein Unternehmen nur dann ausweitet, wenn es Funktionen und keine Produkte verkauft. Also bei einem Fenster Transparenz, Wärmedämmung, Ästhetik, nicht eine Scheibe mit Rahmenprofil drum herum.

Fenstertüren mit Haftungstücken

Den anschließenden Themenblock „Fassade und Glas“ eröffnete Christian Peukert vom Profilhersteller Deceuninck mit Informationen zur förderfähigen Sanierung energieeffizienter Tür- und Fenstersysteme. Er empfahl die Profilsyteme Thermofibra und Forthex, die dank Glasfasertechnologie ohne Stahlkern auskommen und somit einen besonders guten Uw-Wert aufweisen.

Weiterhin informierte das Unternehmen FeBaTec über die baurechtlichen Haftungstücken bei bodentiefen Festverglasungen und Fenstertüren („Französische Balkone“).

Die renommierte Firma Colt nahm die Zuschauer mit auf einen Streifzug durch die Welt der Parkhäuser und zeigte auf, welches Gestaltungspotenzial ihre Produktpalette von Streckmetallen bis hin zu Lamellensystemen eröffnet.

Sanierungsfahrplan bei der Förderung aufgezeigt

Mit Spannung erwarteten die Teilnehmer den Vortrag von Klaus Lambrecht, der mit einem sehr klar strukturierten und informativen Überblick zu den Neuerungen der BEG aufwartete. Überdies ging er auf relevante Fragen zu den Einzelmaßnahmen an der Gebäudehülle und den Bonus für den individuellen Sanierungsfahrplan bei der Förderung ein. Er gab viele hilfreiche Tipps und praxisorientierte Hinweisen und verwies auf die Shortcuts an das BAFA oder die KfW (www.bafa.de/beg bzw. www.kfw.de/beg).

Frische Luft für stickige Räume

Die Session mit Fachvorträgen seitens der Bauindustrie zu den Themen Lüftung und Fenster besetzten die Unternehmen Regel-Air, Smart-Klima und Gealan. Sie stellten praktische und technisch niederschwellige Lüftungslösungen vor, die vom selbständig regelnden Fensterfalzlüfter über Lüftungsassistenten (Klimagriff) bis hin zur effizienten, in das Fenster eingebauten Komfortlüftung mit WRG (Gealan-Caire) reichten.

Das Fazit des Moderatorentrios (Pia Grund-Ludwig, Daniel Mund und Martin Prösler) fiel in der Schlussrunde entsprechend vielschichtig aus. Letztlich war man sich einig: Die Veranstaltung war hinreichend gespickt mit Fachwissen, Strategien, Konzepten und Innovationen, um die wahren Herausforderungen des Bauens zu erkennen und anzugehen. Nicht mehr und nicht weniger kann und soll diese Veranstaltung leisten – das nächste Mal vom 18. bis 19. Oktober 2022.

Claudia Siegele

Das Lapp-Studio im Stuttgarter Süden bot für die Live-Sendung mit den Moderatoren Martin Prösler, Pia Grund-Ludwig und Daniel Mund ein perfektes Arbeitsumfeld.

Foto: Gentner Verlag

Das Lapp-Studio im Stuttgarter Süden bot für die Live-Sendung mit den Moderatoren Martin Prösler, Pia Grund-Ludwig und Daniel Mund ein perfektes Arbeitsumfeld.