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Im Gespräch mit Jochen Grönegräs vom Bundesverband Flachglas (BF)

Wird jetzt die Glasversorgung schwieriger?

GW – Aktuell hört man aus dem Markt, dass sich eine Knappheit beim Basisglas abzeichnet, wird die Glasversorgung schwieriger?

Jochen Grönegräs – Ja, das ist richtig. Wir laufen derzeit in eine Knappheit beim Basisglas hinein. Wenn sich die Märkte nun wieder beleben, wird sich das tendenziell weiter zuspitzen, da wir somit eine zunehmende Verknappung bei der Glasverfügbarkeit sehen.

GW – Das scheint paradox, da die gerade vorgestellten Markt-Zahlen deuten auf eine Erholung hin - insbesondere beim Sanierungsmarkt. Woran liegt das?

Grönegräs – Was die Marktentwicklung angeht, sehen wir positive Anzeichen, gerade in Bezug auf den Sanierungsmarkt, deshalb denken wir, dass die Talsohle hier erreicht ist. Parallel dazu gibt es jedoch eine rückläufige Bewegung bei der Floatglas-Herstellung. Nach mehreren Jahren mit rückläufigen Märkten haben die Floatglas-Hersteller ihre Produktion gedrosselt. Damit haben nun die Isolierglas-Hersteller teils mit steigenden Lieferzeiten zu kämpfen, um rechtzeitig an das notwendige Basisglas zu kommen. Damit verbunden steigen beim Glas entsprechend auch die Preise. Was sich wiederum auf die Kunden der Isolierglas-Hersteller, die Fenster- und Fassadenbauer auswirkt. Die gestiegenen Lieferzeiten und Preise sind somit ein direktes Symptom dieser angespannten Versorgungslage beim Basisglas.

GW – Wann denken Sie, dass sich die angespannte Versorgungslage bald ändern wird?

Grönegräs – Das ist schwer abzuschätzen, denn die Verfügbarkeit an Floatglas (= Basisglas) hängt von der Zahl der aktiven Floatglas-Linien ab, welche auf eine ununterbrochene Produktion ausgelegt sind, die ohne Unterbrechung 10 bis 15 Jahre konstant läuft. Den Ausstoß so einer Linie kann man nur in sehr begrenztem Maß an eine schwächere Marktnachfrage anpassen. Aufgrund der schwachen Nachfrage haben die Betreiber der Floatglas-Werke in den letzten Jahren europaweit mehrere Linien stillgelegt, teils für andere Produkte wie Autoglas umgenutzt oder Kaltreparaturen der Anlagen, die sonst vielleicht erst später hätten erfolgen müssen, vorgezogen. Wenn das mehrere Hersteller tun und dann die Kapazitäten mehrerer Floatglas-Linien gleichzeitig vom Markt genommen werden, kann es bei einer Belebung der Nachfrage schnell zur Knappheit kommen. Da wiederum gegenzusteuern, dauert dann wieder seine Zeit. Eine solche Phase der Knappheit erleben wir gerade.

GW – Diese wird also solange andauern, bis neue oder stillgelegte Floatglas-Linien wieder ihre Produktion aufnehmen?

Grönegräs – Genau das ist der Fall.

GW – Der Bundesverband Flachglas und der Verband Fenster + Fassade haben vor kurzem die aktuellen Marktzahlen für das Jahr 2024 vorgestellt. Können Sie hier einen Überblick über die Entwicklung der einzelnen Glassparten im heimischen Markt geben?

Grönegräs – Im Jahr 2024 zeigt der Flachglasmarkt in Deutschland eine insgesamt rückläufige Entwicklung im Vergleich zum Vorjahr 2023. Alle wichtigen Produktsegmente verzeichnen spürbare Rückgänge.

So sank der Absatz von Floatglas um 7,4 Prozent, während beschichtetes Glas einen Rückgang von 7,7 Prozent hinnehmen musste. Besonders deutlich fällt der Absatz-Rückgang beim Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG) aus, dieser ging um 9,4 Prozent zurück. Auch Verbund-Sicherheitsglas (VSG) verzeichnet mit einem Minus von 6,5 Prozent eine negative Tendenz. Isolierglas lag mit einem Absatz-Rückgang von 7,5 Prozent ebenfalls deutlich unter dem Vorjahresniveau.

GW – Wie kommt es, dass Sie trotz negativer Zahlen davon ausgehen, dass es aufwärts geht?

Grönegräs – Klar ist, dass das Marktumfeld herausfordernd bleibt, doch deuten sich vorsichtige Erholungstendenzen an. Mit Blick auf steigende langfristige Investitionen sowie eine Zunahme bei den energetischen Sanierungen und nicht zuletzt die neuen, politisch angestoßenen Impulse der neuen Regierung zur Belebung der Bauwirtschaft sind wir als Verband verhalten optimistisch, was eine schrittweise Belebung und Verbesserung der Marktsituation für die heimische Glasbranche angeht.

Das Interview führte Matthias Rehberger

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