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Omega Haus in Offenbach

Vorreiterprojekt mit Signalwirkung

Um das Omega Haus in Offenbach ohne komplette Fassadenerneuerung energetisch auf den neuesten Stand zu bringen, entwickelte die Heidenbauer Aluminium GmbH gemeinsam mit Wicona ein spezielles Sanierungsfenster, das in die bestehenden Rahmen integriert wurde. Die alten Fensterflügel wurden präzise zurückgebaut, recycelt und durch neue Aluminium-Profile aus Hydro Circal 75R ersetzt. Insgesamt: 4 450 Fenstereinheiten.

Die Sanierung basiert auf einem digitalen Zwilling: Alle Fenster wurden im Vorfeld vermessen, dokumentiert und mit Barcodes versehen. Diese Daten flossen direkt in die Fertigung.

Diese digitale Struktur ermöglichte zudem die logistisch präzise Steuerung der Baumaßnahmen – bis zu 150 Fenstereinheiten pro Woche werden so ausgetauscht. Die Details zu dem Projekt erläutert Thomas Blacher, Geschäftsführer von Heidenbauer Aluminium im exklusiven Interview mit GW-Redakteur Matthias Rehberger

Interview mit Thomas Blacher

GW – Welche Besonderheiten weist das für das Omega Haus entwickelte Sanierungsfenster auf?

Thomas Blacher – Die Aufgabenstellung war, im Sinne von Cradle-to-Cradle, ein wirtschaftliches und nachhaltiges Sanierungskonzept zu entwickeln. Statt die komplette Fassade auszutauschen, haben wir ein neues Fenstersystem konstruiert, das sich in die bestehende Rahmenkonstruktion integrieren lässt. Das war ein erheblicher Vorteil bei den Kosten, beim Materialeinsatz, der Organisation und der Bauzeit. Alle Arbeiten könnten auch bei laufendem Betrieb erfolgen, nachdem bei dieser Methode keine Anschlussarbeiten notwendig sind. Die Basis war hier eine Bestands-Fassade in guter Qualität.
Unser neu entwickeltes Sanierungsfenster gleicht vielfältige Toleranzen aus, besitzt eine spezielle Anschlussgeometrie für die schnelle Montage, und erfüllt alle Anforderungen an Wärmeschutz, Luftdichtheit und Schallschutz.

GW – Welche Rolle spielte der digitale Zwilling bei der Planung und Umsetzung des Projekts?

Blacher – Der digitale Zwilling war die Basis des gesamten Projekts. Alle Bestandsfenster wurden vorab detailliert vermessen. Diese Daten waren die Grundlage für den digitalen Zwilling und dienten als Basis für die präzise Fertigung, die Qualitätssicherung und zur Dokumentation für den Bauherrn. Jeder Flügel erhielt einen individuellen Barcode – das erleichtert später die Montage, ebenso die Wartung, die Nachfertigung/Reparatur sowie das spätere Facility Management für das Gebäude.

Wichtig ist die optimierte Logistik. Wir haben eigene Teams für Ausbau, Trennung, Lagerung und Neueinbau – alles genau ­getaktet.

GW – Warum war Hydro Circal 75R, das Aluminium für die Fenster wichtig für die Nachhaltigkeit?

Blacher – Hydro Circal 75R besteht zu mind. 75 % aus End-of-Life-Aluminium. Das heißt, die Legierung stammt aus real recyceltem Aluminium. Der CO₂-Fußabdruck beträgt nur 1,9 kg CO₂/kg Aluminium. Das hilft beim Cradle-to-Cradle-Nachweis und der Gebäudezertifizierung, was ein starkes Argument bei der Projektvergabe war.

GW – Wie erfolgte die sortenreine Trennung und das Recycling der alten, ausgebauten Fenster?

Blacher – Wir haben die Demontage prozessoptimiert organisiert: Direkt beim Ausbau wurden die Komponenten sofort voneinander getrennt. Zuerst entfernten wir das Isolierglas, das separat in eigens bereitgestellte Container kam. Anschließend wurden die Aluminiumprofile von den Dichtungen gelöst. Die Dichtungen – darunter EPDM und TPE – wurden in Big Bags sortiert gesammelt, um ebenfalls einer stofflichen Verwertung zugeführt zu werden.

Wichtig war die Reinheit der Materialien: Nur so konnte das Aluminium zurück in die Hydro-Kreislaufwirtschaft, das Glas in die Floatproduktion bei Saint-Gobain und die Dichtstoffe zu den entsprechenden Rückführungswegen geführt werden.

Das Omega Haus zeigt eindrucksvoll, was Revitalisierung und clevere Bestandserhalt leisten können.

Thomas Blacher, Geschäftsführer Heidenbauer Aluminium

Foto: Matthias Rehberger / GW

GW – Wie verlief die Zusammenarbeit mit Wicona, Saint-Gobain und Semperit konkret?

Blacher – Die Zusammenarbeit mit Wicona lief hinsichtlich der Abstimmung bzgl. Lieferung und Rücknahme sehr routiniert. Auch mit Saint-Gobain (für Glasrückführung) und Semperit (für Dichtstoffe) war die Zusammenarbeit hervorragend organisiert.

GW – Wo lagen die logistischen Herausforderungen für Sie als Fassadenbauer?

Blacher – Die größte Herausforderung war die Just-in-Time-Logistik. Auf der Baustelle war nur wenig Platz für Zwischenlager. Das bedeutet: Jede Fenster-Einheit musste präzise geplant, geliefert und montiert werden.

Wir haben eigene Teams für Ausbau, Trennung, Lagerung und Neueinbau – alles genau getaktet. Zusätzlich mussten die neuen Fenster wettergeschützt ankommen und schnell verbaut werden. Nur so konnten wir 150 Fenster pro Woche austauschen. Eine mögliche Umsetzung im laufenden Betrieb, wäre ohne nennenswerte Störung der Mieter und Benutzer ebenfalls möglich.

GW – Welche Aspekte dieses Projekts könnten als Vorbild für zukünftige Sanierungen dienen?

Blacher – Das Wichtigste ist eine gründliche Analyse des Bestands vor Planungsbeginn: Was kann erhalten bleiben, was muss neu, wie trenne ich Materialien richtig? Der digitale Zwilling spielt dabei eine zentrale Rolle, er ermöglicht präzise Planung, Dokumentation und Rückverfolgbarkeit. Zudem wird klar definiert, welche Programm-Layer des digitalen Zwillings bzgl. Wartung, Facilitymanagement oder ESG-Nachweise dem Bauherrn vom Metallbauer zur Verfügung gestellt werden. Dieses Projekt war für uns eine Art Initialzündung: Es zeigt, wie sich technischer Fortschritt, digitale Prozesse und nachhaltige Materialwirtschaft wirtschaftlich vereinen lassen.

GW – Wie sieht Ihr Fazit zu diesem Projekt aus?

Blacher – Das Omega Haus zeigt eindrucksvoll, dass Bestandserhalt und Innovation kein Widerspruch sein müssen. Statt auf Abriss setzte man auf Integration, statt auf Masse auf Maßarbeit, digital geplant, zirkulär umgesetzt und realisiert. Ein Projekt, das neue Maßstäbe für wirtschaftlich und ökologisch durchdachte Sanierung setzt.

Das Interview führte Matthias Rehberger

Das Omega Haus in Offenbach wird aktuell revitalisiert

Foto: Wicona / Mediashot

Das Omega Haus in Offenbach wird aktuell revitalisiert
Auf der Baustelle werden die alten Bauelemente und Gläser sortenrein getrennt und gesammelt. Dafür werden die Komponenten direkt nach dem Ausbau getrennt.

Foto: Wicona / Mediashot

Auf der Baustelle werden die alten Bauelemente und Gläser sortenrein getrennt und gesammelt. Dafür werden die Komponenten direkt nach dem Ausbau getrennt.
Heidenbauer Aluminium (A) entwickelte für das Projekt gemeinsam mit Wicona, Saint-Gobain Glass und Semperit ein maßgeschneidertes Sanierungsfenster

Foto: Wicona / Mediashot

Heidenbauer Aluminium (A) entwickelte für das Projekt gemeinsam mit Wicona, Saint-Gobain Glass und Semperit ein maßgeschneidertes Sanierungsfenster

Das leistet das neue Sanierungsfenster

  • U-Wert unter 0,99 W/(m²K)
  • 3-fach-Isolierglas
  • Luftdurchlässigkeitsklasse 4 nach EN 12207
  • Schlagregendichtigkeit Klasse 9A nach EN 12208
  • Auch die Festverglasungen wurden ersetzt, damit die Fassade energetisch und optisch den heutigen Anforderungen entspricht.www.heidenbauer.com

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