Vögele: Künstliche Intelligenz bzw. KI ist aktuell das Schlagwort schlechthin. In den Medien klingt es so, als könnte sie fast alles. Auch im Handwerk wird KI inzwischen diskutiert, von der Angebotserstellung bis zur Baustellenorganisation. Aber hier stellt sich die Frage: Handelt es sich um die eierlegende Wollmilchsau, die alle Probleme löst, oder doch nur um heiße Luft? Ich sehe Chancen, aber auch die Gefahr überzogener Erwartungen. Klar ist: Erfahrung, handwerkliches Können und gesunder Menschenverstand sind durch KI nicht zu ersetzen, und KI muss einfach nutzbar sein.
Rehberger: Klar kann KI die Handwerker unterstützen, wenn dann solche KI-Systeme kompliziert sind in der Einführung oder bei der Bedienung, dann ist niemandem geholfen. Wirklich spannend wird es dort, wo KI konkret Arbeit abnimmt: bei der Kalkulation von Materialbedarfen, bei der Angebotserstellung oder beim Kundendienst. Wenn das funktioniert, merken Betriebe sofort, dass es ihnen Zeit spart und die Arbeit erleichtert.
Vögele: Ein gutes Beispiel ist die Baustellenorganisation. In der Theorie kann KI hier den gesamten Ablauf optimieren: Anlieferungen koordinieren, Personal effizient einteilen, Abläufe vorhersagen. In der Praxis scheitert es aber häufig daran, dass die notwendigen Daten fehlen oder die Systeme nicht miteinander kommunizieren. Ohne solide Grundlage verpuffen die Vorteile schnell. Deswegen ist es wichtig, realistisch zu bleiben: KI ist kein Zauberstab. Sie ist nur so gut wie die Informationen, die man ihr zufüttert.
Rehberger: Praxisnahe KI-Anwendungen sind in meinen Augen der Schlüssel: Wenn der Monteur per Sprachsteuerung seine Dokumentation direkt ins System einsprechen kann, spart er sofort Zeit. Wenn ein KI-gestütztes Tool die passende Ersatzteilnummer vorschlägt, ist der Mehrwert spürbar. Solche Lösungen überzeugen. Aber solange KI als „Alleskönner“ vermarktet wird, bleibt sie für viele Handwerker eher abstrakt.
Vögele: Damit sprichst du etwas Wichtiges an: Am Ende wird KI weder die eierlegende Wollmilchsau sein noch sich als reine heiße Luft entpuppen. Sie wird uns unterstützen, aber sie wird nicht alles lösen. Entscheidend ist, dass sie den Menschen dient, und nicht umgekehrt. Handwerker brauchen keine Science-Fiction, sondern verlässliche Hilfen, die ihren Arbeitsalltag erleichtern. Es braucht weniger Hype, und mehr Bodenhaftung. Und jetzt: Viel Spaß beim Lesen der neuen Ausgabe der GW.