Mund: Bei den staatlichen Einflussmöglichkeiten für die Energiewende wie das Fördern von Sanierungsmaßnahmen wurde Anfang des Jahres schon viel Vertrauen verspielt. Jetzt im Sommer erfolgte der zweite Fauxpas der Bundesregierung mit der Veröffentlichung der zweiten Stufe der Förder-Reform. Komplettsanierungen werden nur noch als verbilligte Darlehen gefördert, einzelne Sanierungsmaßnahmen wie Fenster und Türen erhalten geringere Förderzuschüsse. Habeck meint zwar, vor dem Hintergrund der haushaltspolitischen Vorgaben sei das eine gute Lösung. Angesichts der von diesem Schritt ausgehenden Signalwirkung sehe ich darin aber eher einen Bärendienst, den sich die Regierung und dem Land damit erweist.
Rehberger: Das sehe ich wie Du, Daniel. Es stellt sich mir die Frage, ob damit die Sanierungswelle ausgebremst wird. Wir haben jetzt eine Situation mit rundum steigenden Preisen und Zinsen, die die Bauherren – zusätzlich zu den hohen Baukosten – belasten. Aktuell sollte die Regierung starke Förderimpulse setzen, um den Schwung für die Baubranche aufrecht zu erhalten. Mit Blick auf die aktuell heißen Tage sowie den kommenden Winter darf man nicht vergessen, welche wichtige Rolle die Gebäudehülle sowohl bei Sanierung als auch im Neubau spielt. Zeitgemäße Sonnenschutz-Anlagen, Fenster und Isoliergläser und ihre Förderung sind ein Muss.
Mund: Apropos zeitgemäß: Die glasstec steht vor der Tür und Du hast in der vorliegenden Ausgabe zahlreiche Seiten gefüllt mit den Vorberichten der Glasindustrie. Was gibt es in Düsseldorf zu entdecken, was sind die Schwerpunktthemen bei den Glas verarbeitenden Unternehmen? Gibt es neue Ansätze bei dem Glas-U-Wert? Oder gar Bewegungen beim VIG?
Rehberger: Ganz klarer Favorit bei allen Produktionsthemen ist die Automatisierung. Hier haben die Maschinen- und Software-Anbieter noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht, um die Effizienz und Geschwindigkeit in der Fertigung weiter voranzutreiben. Gleichzeitig wird die Bedienung vieler Anlagen noch einfacher. Das ist insofern für die Betriebe interessant, da beides hilft, dem Mitarbeiter- und Fachkräftemangel Paroli zu bieten. Spannend sind auch 2-fach-Isoliergläser, die mit einer Vakuumglas-Einheit und einer zweiten Scheibe aufgebaut werden. So lassen sich nicht nur verbesserte Ug-Werte erzielen, sondern auch dünnere Aufbauten als bei Standard 3-fach-ISO. Weiter legt der Markt für Vogelschutzglas zu. Mehr dazu finden Sie in unserer großen glasstec-Vorschau ab Seite 20. Wir sehen uns dann auf der glasstec in Düsseldorf.