Ab dem 17. Jahrhundert dienten die Weinfensterchen dazu, Wein direkt aus den privaten Kellern der Adeligen an die Bevölkerung zu verkaufen – sicher, schnell und ohne den Kunden ins Haus zu lassen. Besonders in Pestzeiten war das nicht nur praktisch, sondern auch lebensrettend. Man klopfte, reichte die leere Flasche durch das kleine Tor, und von drinnen wurde sie mit dem guten Tropfen gefüllt. Zahlung und Dank erfolgten ebenfalls durch diese winzige Öffnung.
Architektonisch charmant, sozial bedeutend
Viele Buchette sind schlicht gerahmt, manche mit kleinen Bögen oder verzierten Steinfassungen – ein Hauch von Renaissance-Ästhetik in Miniaturformat. Sie fügen sich so unauffällig in die Palastfassaden ein, dass man sie leicht übersieht, wenn man nicht gezielt danach sucht.
Ein Ort der Begegnung – mit Abstand
Die Weinfensterchen sind nicht nur ein florentinisches Kuriosum, sondern ein Symbol für soziale Resilienz. In Zeiten von Krankheit und Unsicherheit schufen sie einen sicheren Raum für Austausch, Versorgung – und natürlich Genuss und italienischem Erfindergeist.
Florenz – Stadt der Paläste und Ideen
Die toskanische Hauptstadt war im 16. und 17. Jahrhundert ein politisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum Europas. Adel und Bürgertum lebten hinter prächtigen Fassaden – und genau dort, in den Mauern der Medici-Stadt, fanden die kleinen Weinfenster ihren Platz. Heute sind über 150 davon in Florenz dokumentiert, einige liebevoll restauriert und mit Hinweisschildern versehen.
Kurioserweise wurden die kleinen Fensterchen in jüngster Vergangenheit wiederbelebt: Während der Corona-Pandemie öffneten einige Besitzer ihre Buchette wieder und versorgten Passanten mit Espresso, Eis – oder eben Wein.
Kleiner Fun Fact
Die Buchette del Vino wurden offiziell in städtischen Registern erfasst – man konnte nicht einfach ein Loch in die Mauer hauen und Wein verkaufen. Sogar die Maße waren festgelegt: Florentiner Bürokratie trifft auf toskanischen Erfindergeist!
So, Fenster zu – aber nur bis zur nächsten Folge von #FenstermitGeschichte. Es gibt noch viele Fenster, durch die man nicht nur hinaus-, sondern auch tief in die Vergangenheit blicken kann. Wenn Sie ein solches Fenster gefunden haben, lassen Sie es mich wissen! Dann immer her damit! Um die Geschichte drumherum kümmere ich mich gerne!
Foto: AlexMastro - stock.adobe.com
Fenster auf, Geschichte rein!
Ich steh auf Geschichte. Und zwar auf die echte – mit Menschen, Irrwegen und Ideen. Nicht nur Heldentaten, sondern auch der ganze Quatsch, den wir Menschen uns im Laufe der Jahrhunderte so geleistet haben.
Und weil ich beruflich ohnehin ständig mit Fenstern zu tun habe, darf ich beides kombinieren: Voilà – so ist meine Rubrik: #FenstermitGeschichte entstanden. Dabei will Sie mitnehmen auf einer Reise zu besonderen Fenstern! Manche sind alt, manche uralt, manche gibt es nur noch als Ruine oder Erinnerung. Aber eines haben sie alle gemeinsam: Sie erzählen Geschichten…