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Fundstück aus Frankreich

Wie ein Fenster in Les Baux Licht ins Dunkel bringt

Der Spruch „Post tenebras lux“ (lateinisch für „Nach der Dunkelheit das Licht“) war das Motto der Calvinisten und der Reformation. Dieses 1571 gebaute Fenster trug genau diesen Satz eingraviert. Vermutlich stammte es aus einer protestantischen Kirche, denn Les Baux hatte damals eine große calvinistische Gemeinde. Heute erinnert nur noch das Fenster daran.

Architektonisch ist es ein echtes Renaissance-Schmuckstück: ein Steinkreuzfenster, flankiert von Pilastern im antiken Stil und mit dekorativem Bauschmuck, wie man ihn sonst eher in Florenz als in einem kleinen Örtchen in Südfrankreich vermuten würde.

Eines der schönsten Dörfer Frankreichs

Und jetzt noch ein paar Infos zum Ort selbst: Les Baux-de-Provence liegt malerisch auf einem Felsplateau und gehört offiziell zu den „schönsten Dörfern Frankreichs“. Doch hinter der Postkartenidylle verbirgt sich eine bewegte Geschichte: Im Mittelalter war Les Baux eine mächtige Festung und Sitz eines Adelsgeschlechts, das sich auf die biblischen Könige Balthasar zurückführte.

In der Renaissance war Les Baux dann ein Ort des Glaubens – und des Glaubensstreits. Die Reformation (Hugenotten) hatte hier viele Anhänger, was unser Fenster eindrucksvoll belegt. Im Zeitalter der Religionskriege (1632) diente eine misslungene Revolte als Vorwand, um die Burg zu belagern und zu schleifen – dabei verloren viele Einwohner ihr Leben.

Später verlor der Ort an Bedeutung und wurde fast verlassen. Heute ist er wieder eine wunderschöne Touristenattraktion mit mittelalterlichen Gassen, Ruinen und eben diesem einen Fenster.

Royaler Fun Fact

Im Jahr 1642 schenkte Ludwig XIII. dem Fürsten von Monaco, Hercule Grimaldi, die Lehnsherrschaft über Les Baux – als Dankeschön für dessen treue Politik gegenüber dem französischen Königshaus. Zwar wurde der Besitz in der Französischen Revolution wieder eingezogen, doch der Titel „Marquis des Baux“ wird seitdem weitergegeben – heute trägt ihn der monegassische Erbprinz Jacques Grimaldi. Zwischen den Felsen von Monaco und Les Baux besteht also noch immer eine symbolische Verbindung.

So, Fenster zu – aber nur bis zur nächsten Folge von #FenstermitGeschichte. Es gibt noch viele Fenster, durch die man nicht nur hinaus-, sondern auch tief in die Vergangenheit blicken kann. Wenn Sie ein solches Fenster gefunden haben, lassen Sie es mich wissen! Dann immer her damit! Um die Geschichte drumherum kümmere ich mich gerne!

Neue Rubrik: Fenster auf, Geschichte rein!

Foto: GLASWELT

Ich steh auf Geschichte. Und zwar auf die echte – mit Menschen, Irrwegen und Ideen. Nicht nur Heldentaten, sondern auch der ganze Quatsch, den wir Menschen uns im Laufe der Jahrhunderte so geleistet haben.

Und weil ich beruflich ohnehin ständig mit Fenstern zu tun habe, dachte ich: Warum nicht beides kombinieren? Voilà – hier kommt meine neue Rubrik: #FenstermitGeschichte!

Dabei will Sie und Euch mitnehmen auf einer Reise zu besonderen Fenstern! Manche sind alt, manche uralt, manche gibt es nur noch als Ruine oder Erinnerung (denken Sie an den Fenstersturz von Prag…). Aber eines haben sie alle gemeinsam: Sie erzählen Geschichten…

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